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Aufstieg perfekt: Hertha ist wieder erstklassig

Hertha BSC ist zurück im Fußball-Oberhaus. Mit einem Auswärtssieg in Duisburg haben die Berliner den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Auch am Ku'damm wurde gefeiert.

Sie brummten wie ein riesiger Hornissenscharm, wedelten mit den Händen, und dann - es war exakt 22.03 Uhr an diesem Ostermontag - rissen fast 2500 Menschen in Blau und Weiß die Arme in die Höhe. Es war der Moment, als Schiedsrichter Felix Brych das Spiel von Hertha BSC beim MSV Duisburg mit zwei Pfiffen beendete und damit die Rückkehr der Berliner in die Fußball-Bundesliga schon nach dem 31. Spieltag besiegelte. Mit einem 1:0 (1:0)-Sieg beim MSV Duisburg machten die Berliner ihren fünften Aufstieg nach 1968, 1982, 1990 und 1997 perfekt. Bis kurz vor dem entscheidenden Moment hatte Herthas Trainer Markus Babbel noch äußerlich ruhig auf seinem Plastikstuhl gesessen. Ob es in ihm brodelte, wer weiß das schon? Nach dem Schlusspfiff umarmte er seinen Assistenten Rainer Widmayer und klopfte ihm ein paar Mal heftig auf die Schulter. "Mission erfüllt." So stand es auch auf den T-Shirts, die sich die Berliner für die Feierlichkeiten vor ihrer Kurve überstreiften.

Und auch in Berlin wurde gefeiert. Am Kurfürstendamm fieberten die Fans in Kneipen vor dem Fernseher mit. Sascha (32) aus Charlottenburg und Stefan (28) aus Treptow-Köpenick freuten sich über den Wiederaufstieg, sahen diesen allerdings auch als Pflichtaufgabe an. Bei Sabine (60) aus Steglitz überwog dagegen die Euphorie: "Ich bin super-glücklich", sagte sie. Zwar sei der Aufstieg erwartet worden, aber im Laufe der Saison habe es doch einige Momente gegeben, in denen sie gezittert habe.

Marcel (19) und Thorben (17) aus Tempelhof-Schöneberg sind Fans seit 15 Jahren - also praktisch, seitdem sie laufen können. Sie stehen sonst in der Ostkurve, hatten sich aber an diesem Abend auf dem Kurfürstendamm eingefunden, um "Party zu machen" und den Autokorso nicht zu verpassen.

Eine Stunde nach Spielende hatten sich am Kranzler Eck zwischen 300 und 400 Menschen versammelt und sangen "Nie mehr 2. Liga" und "Hurra, wir sind wieder da". Böller waren zu hören und bengalische Feuer wurden abgebrannt. Ein Autokorso mit etwa 30 Fahrzeugen hatte sich da auch schon in Gang gesetzt und fuhr über den Kurfürstendamm, löste sich aber schon bald wieder auf, wie ein Polizeisprecher sagte. "Aber es war ja nur ein Aufstieg, vielleicht wird es erst richtig toll, wenn Hertha endlich einmal Meister wird", sagte der Sprecher weiter.

Als einige Hertha-Fans am Ku'damm begannen, auf der Straße zu feiern, musste die Polizei schließlich doch kurz einschreiten und die Fahrbahn von jubelnden Fußballanhängern befreien. Diese machten daraufhin einfach auf dem Gehweg weiter.

Euphorische Hertha-Fans in Duisburg

In Duisburg schien der Abend schon mit einem guten Omen zu beginnen. Als das Stadion kurz vor dem Anpfiff schon komplett im Schatten lag, wurden die knapp 2500 Hertha-Anhänger in ihrem Eck noch von der prallen Abendsonne beschienen. Und es war, als sollte die Sonne für sie auch nicht mehr untergehen. In ihrer Ausgelassenheit zündeten die Berliner nach der Pause auch noch ein dickes Paket an Pyrotechnik, nebelten ihre komplette Kurve ein und verzögerten auf diese Weise den Wiederbeginn des Spiels.

Zu diesem Zeitpunkt waren auch die letzten theoretischen Zweifel an Herthas Wiederaufstieg endgültig beseitigt. Nach einer guten halben Stunde versuchte es Patrick Ebert einfach mal mit einem langen Ball in den Duisburger Strafraum, die beiden Innenverteidiger des MSV konnten sich nicht darauf verständigen, wer nun einzugreifen habe - Adrian Ramos nutzte die kurzzeitige Verirrung und lenkte den Ball zum 1:0 für Hertha ins Tor. Für den Kolumbianer war es der 14. Saisontreffer. Nur eine Minute darauf hätte Pierre-Michel Lasogga im internen Duell der Torjäger nachlegen können. Nach einem Ballverlust der Duisburger in der Vorwärtsbewegung schloss er sofort ab, scheiterte aber mit seinem Flachschuss an Duisburgs Torhüter David Yelldell.

Abgesehen von dieser kurzen Phase der Erregung war der Unterhaltungswert des Spiels bis dahin sehr überschaubar gewesen. Zum Teil sahen die 16.607 Zuschauer ein unerträgliches Gebolze mit weiten und hohen Bällen blind nach vorne. Die ersatzgeschwächte Mannschaft des MSV war vor der Pause nicht annähernd in der Lage, Hertha so in Verlegenheit zu bringen, wie sie es bei ihrem 2:0-Sieg im Hinspiel getan hatte. Ein Volleyschuss von Olivier Veigneau aus gut 25 Metern, der fast ebenso weit über das Berliner Tor ging, war bis kurz vor Ende der ersten Halbzeit die einzige Offensivaktion der Gastgeber. Dann musste Herthas Torhüter Maikel Aerts nach einem Freistoß von Filip Trojan, der sich gefährlich ins lange Eck senkte, erstmals eingreifen.

Raffael kam erst nach einer Stunde aufs Feld

Aber auch die Berliner spielten nicht mit aller Macht auf Sieg. Mussten sie auch nicht, da ihnen schon ein Punkt genügte, um den Aufstieg rechnerisch endgültig perfekt zu machen. Trainer Markus Babbel hatte sich bei seiner Mannschaftsaufstellung für die etwas vorsichtigere Auswärtsvariante entschieden: mit Fabian Lustenberger und Peter Niemeyer im defensiven Mittelfeld. Der Brasilianer Raffael saß dafür nur auf der Bank.

Nach der Pause traten die Duisburger etwas forscher auf, spielten nun klarer über die Außen - und kamen auf diese Weise etwas häufiger in Herthas Strafraum. Aber auch diese Phase überstanden die Berliner mit der Entschlossenheit eines Teams, das noch etwas geradezurücken hat. Nach einer Stunde brachte Babbel Raffael aufs Feld, der seiner Mannschaft etwas mehr Entlastung verschaffen sollte. In der Tat eröffnete sich den Berlinern nun mehr Raum, und sie hatten vor allem zum Ende des Spiels noch einige gute Möglichkeiten mit einem zweiten Tor ihren 21. Saisonsieg vorzeitig perfekt zu machen. Aber ob 1:0 oder 2:0, wen interessierte das noch? An diesem Abend durfte Hertha BSC in anderen Dimensionen denken.

Die ersten Bierflaschen, die ein Betreuer auf den Rasen getragen hatte, entleerten die Berliner Spieler sofort auf den Kopf ihres Trainers. "Das sind Momente, die unvergesslich bleiben", sagte Markus Babbel. "Diese Glücksgefühle hat man nur sehr selten im Leben." Seine Spieler warfen ihn in die Luft, bevor sie mit den Fans tanzten und danach in die Kabine strömten. Dort stand der Champagner.

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