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Aufstieg! Lasogga feiert.

© dpa

Aufstiegsheld Lasogga: Mutti hat immer recht

Ein Jahr und eine Woche hatte Lasogga kein Tor mehr erzielt, dann trifft er zu Herthas Aufstieg. Und dabei hatte nicht viel darauf hingewiesen, dass der Stürmer in dieser Saison noch zum Helden werden könnte - außer die Vorahnung seiner Mutter.

Die Pubertät liegt bei Pierre-Michel Lasogga ein paar Jahre zurück, aber ob das Verhältnis zu seiner Mutter in dieser Zeit überhaupt von alterstypischen Verwerfungen geprägt war, ist nicht bekannt. Vermutlich nicht. „Wer auf Mutti hört, macht keine Fehler“, hat der Stürmer von Hertha BSC mal gesagt. Und wahrscheinlich ist diese Gewissheit jetzt noch ein bisschen größer. Lasogga ist am Mittwoch für Herthas U 23 zum Einsatz gekommen, „da lief’s ein bisschen schleppend“, aber seine Mutter hat ihn gleich mit der Vorhersage aufgebaut, dass er dann eben am Sonntag das Aufstiegstor schießen werde. „Sie hat mal wieder recht behalten“, sagte Lasogga. „Wie so oft.“

Man muss dazu wissen, dass nicht allzu viele Indizien auf einen solchen Verlauf hingewiesen hatten. Lasogga saß im Spiel im Spiel gegen Sandhausen – wie immer eigentlich zuletzt – auf der Bank, und als Trainer Jos Luhukay schon nach 20 Minuten mehr Wucht ins Spiel bringen wollte, wechselte er nicht etwa den jungen wütenden Mann ein, sondern dessen internen Konkurrenten Sandro Wagner. Bis zur 72. Minute musste Lasogga warten, ehe er aufs Feld durfte. Für Wagner. „Natürlich bin ich bei der Auswechslung sauer gewesen“, sagte Wagner. „Aber ich hege keinen Groll.“ Im Gegenteil, er freue sich für Pierre. Sandro Wagner stand mit diesem Gefühl sicher nicht allein.

Nur noch fünf Minuten waren zu spielen, als die Sache für die Berliner doch noch die gewünschte Wendung nahm – und der Nachmittag eine fast schon kitschige Pointe erhielt. „Dass Pierre das Tor macht, passt in die ganze Geschichte“, sagte Fabian Lustenberger. Hertha mühte sich, aber richtig zwingend waren die Versuche nicht. Bis Nico Schulz einen langen Ball in den Strafraum schlug. Adrian Ramos setzte sich im Luftkampf durch, der Ball flog gegen den Pfosten – und ehe man sich versah, hatte Lasogga ihn mit links schon über die Linie gewurstelt. In dieser einen Aktion steckte alles, was aus einem im Grunde mäßig talentierten Fußballer einen verheißungsvollen Stürmer gemacht hatte: Bei Lasogga treffen Instinkt und Wille aufeinander.

Auf den Tag ein Jahr und eine Woche hatte er auf einen solchen Moment warten müssen. Im April 2012 hat Lasogga in Leverkusen sein bis gestern letztes Tor erzielt. Einen Monat später riss sein Kreuzband, kurz darauf machte Hertha ohne ihn, den besten Torschützen, den Abstieg perfekt. Dafür durfte Lasogga den Verein jetzt in die Bundesliga zurückschießen und sich als „wichtiger Bestandteil des Aufstiegs“ fühlen. „Heute hat er uns ein Riesengeschenk gemacht“, sagte Luhukay. „Für Pierre war das ein Traum.“

Lasogga hat zuletzt wenige traumhafte Momente erlebt. Seit Anfang des Jahres trainiert er wieder mit der Mannschaft, und seitdem hält er sich auch wieder für stammelfwürdig. Luhukay hat das bisher ein wenig anders gesehen, ihn nur einmal von Anfang an spielen lassen. Lasogga hat trotzig weiter gearbeitet, er ist oft missmutig vom Trainingsplatz geschlichen, weil er sich nicht ausreichend gewürdigt fühlte. Aber seit Sonntag hat er einen Platz in Herthas Vereinschronik sicher: „Das ist so ein Moment, für den sich die ganze Arbeit gelohnt hat.“

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