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© dpa

Australian Open: Qual unter Freunden

Rafael Nadal ringt Fernando Verdasco in gut fünf Stunden nieder und erreicht das Finale gegen Roger Federer.

Rafael Nadal sprang über das Netz und umarmte seinen Freund Fernando Verdasco. Fünf Stunden und 14 Minuten zeigte die Digitaluhr in der hinteren Ecke des Center Courts. Die längste Partie in der Geschichte der Australian Open benötigte Rafael Nadal, um seinen spanischen Daviscup-Partner zu besiegen. Um 1 Uhr 10 Melbourner Ortszeit, nach viel Schweiß und drei Tiebreaks, hatte es der jüngere der beiden Spanier geschafft: 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:2), 6:7 (1:7), 6:4 gewann der Weltranglistenerste und steht damit erstmals in seiner Karriere im Finale der Australian Open. Dort wartet einmal mehr Roger Federer auf ihn.

„Es war ein unglaubliches Spiel“, sagte ein ausgelaugter Rafael Nadal hinterher. Dass es so schwer werden würde, damit hatte der 22-Jährige nicht gerechnet: Nadal hatte gegen Verdasco in sechs Begegnungen noch nie verloren. Das Spiel seines Freundes kennt er sehr gut, auch weil es seinem eigenen so gleicht. Die beiden Linkshänder spielen beide einen extremen Spin. Normalerweise beherrscht Nadal dieses Spiel aber wie kein Zweiter auf der Tour. Aber dass das Match mehr als fünf Stunden dauerte, lag nicht etwa daran, dass Nadal einen schlechten Tag erwischte. Im Gegenteil: Der Spanier spielte sein bestes Tennis. Aber sein Landsmann gegenüber wuchs – gefeiert von 15 000 Zuschauern in der Rod-Laver-Arena – über sich hinaus.

Verdasco zeigte keine Spur von Nervosität in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale. Nach seinem Fünfsatzsieg gegen einen der Turnierfavoriten, Andy Murray, hatte er gesagt: „Ich habe nun nichts mehr zu verlieren.“ Und so spielte der 25-Jährige auch: In den entscheidenden Situationen war er aggressiv und ging volles Risiko. 95 Winner schlug Verdasco in der gesamten Partie. Gegen Nadal, der mit seiner Antrittsschnelligkeit und seinem Willen eigentlich an jeden Ball herankommt, ist das auch über fünf Sätze eine bemerkenswerte Zahl. Verdasco produzierte gleichzeitig aber auch 76 unerzwungene Fehler – ein Zeichen dafür, mit wie viel Risiko er spielte. „Im vierten Satz hatte ich das Gefühl, dass er etwas müde wurde“, sagte Nadal später. „Und dann serviert er trotzdem regelmäßig Aufschläge um die 210 km/h.“ Im dritten Tiebreak des Spiels holte Nadal nur einen Punkt, das war ihm zuvor noch nie passiert. Am Ende war es nur eine kleine Schwäche in seinem Aufschlagspiel beim Stand von 4:5 im fünften Satz, die Verdasco das Match kostete: Ausgerechnet in diesem Spiel unterliefen Verdasco zwei seiner insgesamt vier Doppelfehler im Match. „So ist Tennis nun mal manchmal“, sagte der 25-Jährige.

Im Finale nun wird Rafael Nadal wieder auf seinen Dauerrivalen treffen: Roger Federer besiegte bereits am Donnerstag Andy Roddick 6:2, 7:5, 7:5. Dass der Schweizer einen Tag länger Zeit hat sich zu erholen, ärgert Nadal zwar. Doch er war gestern „zu müde, um über Politik zu reden“. Federer brauchte außerdem für seinen Sieg gegen Roddick gerade mal zwei Stunden und sieben Minuten.

„Ich hoffe, es wird ein Spiel wie heute“, sagte Rafael Nadal trotzdem. „Auch wenn es schade ist, dass ich es nun in dieser Verfassung spielen muss.“ Federer will gegen Nadal seinen vierzehnten Grand-Slam-Titel gewinnen und damit den Rekord von Pete Sampras egalisieren. Einen Vorteil hat er. Während Nadal sich gestern fünf Stunden auf dem Center Court quälte, hatte Federer nur ein vergleichsweise kleines Problem: Wegen eines Stromausfalls blieb er im Fahrstuhl stecken und kam zu spät zum Training.

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