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Sport: Bald nicht mehr abwärts

Bei seinem letzten Weltcuprennen wird Rennrodler Georg Hackl Fünfter

Der Moderator startete noch einen Versuch. Ob Georg Hackl es sich nicht noch einmal überlegen und bei der WM im nächsten Jahr starten wolle, fragte er vor rund 500 Zuhörern im Zielraum der Oberhofer Rodelbahn. Der 39 Jahre alte Rennrodler tat so, als müsse er sich mit diesem Thema noch einmal befassen, stellte ein Bein auf das Podium, das er dem Ergebnis nach eigentlich nicht betreten durfte, und ließ sich einige Sekunden Zeit für die Antwort. „Es wäre ein reizvoller Gedanke“, sagte Georg Hackl und legte noch eine Kunstpause ein, so dass ein paar Zuschauer bereits Hoffnung schöpften. Dann sagte er: „Aber es wird definitiv Schluss sein.“ Einige riefen: „Ohhh“.

Es war tatsächlich sein letztes Weltcuprennen, das Georg Hackl gestern in Oberhof bestritten hat. „Natürlich ist ein bisschen Wehmut dabei“, sagte der Berchtesgadener, „aber darüber mache ich mir keine Gedanken.“ Einen Wettbewerb nämlich hat er noch vor sich, und das soll seine lange und überaus erfolgreiche Karriere zu einem runden Ende führen. In zwei Wochen startet er bei den Olympischen Spielen in Turin in sein allerletztes Rennen. Obwohl er von Olympia zuvor mit drei Gold- und zwei Silbermedaillen heimgekehrt ist, stehen diesmal die Chancen nicht mehr so gut. „Eine Medaille in Turin wäre ein Traum“, sagte er, „aber ich wäre auch mit einer Platzierung zufrieden, die nahe an den vorderen Plätzen dran ist.“ In Oberhof belegte er nach einer Grippe-Pause einen guten fünften Platz.

Doch wie sich gestern zeigte, hat der deutsche Bundestrainer Thomas Schwab bei den Männern noch zwei weitere Medaillenkandidaten in seinen Reihen. Gestern gewann Jan Eichhorn auf seiner Heimstrecke erstmals in seiner Karriere ein Weltcuprennen, Platz zwei belegte David Möller. Allerdings fehlte der Weltcupsieger Armin Zöggeler aus Italien, der sich bereits auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Trotzdem sagte Schwab: „Das war noch ein wichtiges Erfolgserlebnis vor Turin.“ Überbewerten wollte er den Erfolg allerdings auch nicht. „Wir hatten Heimvorteil, in Turin wird das wieder ganz anders sein.“

Schwab freute sich allerdings über das erfolgreiche Comeback des Georg Hackl. „Er hat zu viele Fehler auf der Strecke gemacht, das weiß er“, sagte er, „aber das Ergebnis ist positiv für ihn, das passt.“ Hackl kämpfte zuletzt mit einer starken Grippe, die er im Krankenhaus auskurierte und die ihn drei Kilogramm abnehmen ließ. „Ich hatte noch nie eine Saison, die gesundheitlich so schlecht gelaufen ist wie diese“, sagte Hackl. Ohnehin fährt der Rodel-Routinier in dieser Saison gehandicapt, wegen einer Verletzung seiner linken Schulter zu Saisonbeginn kann er beim Start nicht mehr schnell genug in die Eisbahn paddeln. Dass er trotz seiner Fahrfehler noch unter die ersten fünf rutschte, stimmte ihn positiv. „Ich bin froh, dass die Leistungskurve nach oben zeigt.“

Fröhlich präsentierte sich ebenfalls David Möller, der auch den Gesamtweltcup auf Rang zwei beendete. „Der Schlitten ist schnell, das stimmt mich zuversichtlich.“ Nach dem ersten Durchgang hatte der 24-Jährige sogar geführt, doch kleine Fahrfehler kosteten ihn den Sieg. Trotzdem zählt er neben Zöggeler, der in Turin Heimvorteil genießt, und Demtschenko zu den Favoriten. Sein Mentaltrainer hat ihm zu einer anderen Strategie geraten. „Ich bin nicht der Typ, der sich Ergebnisse vornimmt“, sagte der Polizist, „wenn ich einen optimalen Lauf zeige, gibt es auch ein optimales Ergebnis.“

Einen kleinen Hinweis auf die Spiele in Turin hat der Oberhofer Weltcup allerdings doch gegeben. Die Bahn in Cesana ist ähnlich schwierig, allerdings noch rund 400 Meter länger. Das könnte Georg Hackls Fahrkünsten entgegenkommen. „Man darf ihn nie abschreiben, da kommt hundertprozentig noch etwas von ihm“, sagte Jan Eichhorn. Der 25-Jährige sah seinen gestrigen Sieg auch als Pflichtaufgabe für den deutschen Rodelsport. Er sagte: „Es muss ja auch noch jemand nach dem Hackl Schorsch kommen.“

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