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Demirel

© dpa

Basketball-EM: Spielmacher statt Spaßmacher

Mithat Demirel ist nur noch dritte Wahl. Doch im ersten Spiel der Basketball-Europameisterschaft sichert er Deutschland den lange fraglichen Sieg.

Als Fußballer sind die deutschen Basketball-Nationalspieler im Velodromo zu Palma de Mallorca gefürchtet. Das liegt vor allem an Dirk Nowitzki, der im Training einen Basketball mit dem Fuß gegen die Anzeigetafel geschossen hat. Über eine halbe Stunde dauerte es, bis die elektronische Informationstafel repariert war und die Bilder wieder flimmern konnten. So gesehen musste man am Montagabend mit dem Schlimmsten rechnen, als Mithat Demirel mit der Schlusssirene den Spielball mit dem Fuß in die Zuschauerränge feuerte. Diesmal aber kam keiner zu Schaden, womöglich auch weil Demirel in seiner Jugend als Berliner Fußball-Auswahlspieler geglänzt hat.

Dass Mithat Demirel mit dem Basketball gut umgehen kann, hat er bei der Europameisterschaft in Spanien beim mühsamen Auftaktsieg über Tschechien (83:78 nach Verlängerung) bewiesen. „Er hat das Spiel entschieden“, sagt Bundestrainer Dirk Bauermann. Mit 18 Punkten war der Aufbauspieler zweitbester deutscher Werfer. So viele Punkte hat er noch nie zuvor in der Nationalmannschaft erzielt. Er brachte Tempo und Spielwitz in die Partie und war nach Dirk Nowitzki der am meisten gefoulte Spieler. Obwohl der NBA-Star 35 Punkte erzielte, hatte er das Spiel alleine nicht entscheiden können. Erst als Demirel am Ende des dritten Viertels aufdrehte, stabilisierte sich das Spiel. „Irgendeiner musste mal reinkommen und ein bisschen Feuer machen“, sagte Nowitzki. „Wir wissen, dass Demirel abgezockt ist.“

Doch die Rolle des Mithat Demirel in der Nationalmannschaft hatte sich in den letzten Jahren gewandelt. Zuletzt führten seine Mitspieler eher seine Qualitäten als Spaßmacher und Freund von Dirk Nowitzki an, wenn die Rede auf den 1,80 Meter großen Spielmacher kam. Auf dem Feld ist Mithat Demirel in der Hierarchie zurückgefallen. Die Rolle als erster Aufbauspieler hat der Bamberger Steffen Hamann übernommen. Gegen Tschechien erhielt in der ersten Halbzeit auch Pascal Roller den Vorzug. Kein Problem, sagt Demirel, „die Atmosphäre im Team ist gut, jeder weiß, dass er ein wichtiger Teil der Mannschaft ist.“ Erst als die beiden Spielmacher schwach spielten, setzte Bundestrainer Dirk Bauermann auf den 29-Jährigen. „Mithat hat die ganze Zeit auf seine Chance gewartet“, sagt Demond Greene. Er hat sie genutzt.

Der Held von Spiel eins steht ohne Verein da

Das könnte sich nun auch finanziell positiv auswirken. Mithat Demirel hat als einziger deutscher Spieler noch keinen Verein für die neue Saison. Lange hat er darauf gewartet, von Alba Berlin ein Angebot zu bekommen. Mit dem neuen Alba-Trainer Luka Pavicevic hatte er sich in Berlin zu einem Gespräch getroffen. „Alba ist mein Traumverein“, sagte der gebürtige Berliner. Ein Angebot aus der Türkei wollte er deshalb noch nicht annehmen. Doch Alba entschied sich für den US-Amerikaner Bobby Brown, Demirel muss weitersuchen. „Aber da mache ich mir keinen Kopf“, sagt er, „jetzt zählt erst einmal die Europameisterschaft.“

Am Montagabend lag er noch länger in seinem Bett wach. „Ich habe über die Fehler nachgedacht“, sagte Demirel, der gestern mit Deutschland auf die Türkei traf (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet). Zum Beispiel über die Freiwürfe am Ende der regulären Spielzeit. Zweimal hatte er nur jeweils einen verwandeln können. „Ich habe mich ein bisschen schwer getan, da muss ich noch ein bisschen dran arbeiten.“ Am finalen Volleyschuss in die Ränge muss er jedoch nicht mehr feilen. Da kann sogar Dirk Nowitzki noch etwas von ihm lernen.

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