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Basketball: Rückkehr der Auswanderer

In der Basketball-Bundesliga spielen wieder mehr deutsche Nationalspieler – aber vielen Klubs fehlt Geld.

Man stelle sich vor: Der Fußball-Rekordmeister FC Bayern München stellt in der kommenden Saison jedes Heimspiel unter das Motto eines Meistertitels aus den Siebzigerjahren und interviewt in der Halbzeitpause Zeitzeugen wie „Katsche“ Schwarzenbeck und Sepp Maier. Danach löst sich der Klub auf und spielt in Nürnberg weiter. Genau das passiert in der Basketball-Bundesliga (BBL).

Diese Saison, die heute mit dem Spiel Artland Dragons gegen Alba Berlin startet, könnte die letzte mit dem 14-maligen Meister Bayer Giants Leverkusen werden. Nach 40 Jahren wird sich Hauptsponsor Bayer aus dem Basketball zurückziehen und künftig auf das Sponsoring des Fußball-Bundesligisten beschränken. Die Zukunft des Basketballklubs sieht daher nicht gut aus. „Wir tun alles, um den Standort zu erhalten“, sagt Manager Otto Reintjes, „aber die Bedingungen sind schlecht: eine kleine Stadt, eingeklemmt zwischen zwei Metropolen, und mit einem Fußball-Bundesligisten auf der anderen Straßenseite.“ Falls er bis zum Frühjahr keinen neuen Geldgeber findet, wird der Verein mit der Lizenz entweder in eine nahegelegene Stadt wie Düsseldorf umziehen – oder die Teilnahmeberechtigung an der Bundesliga an die Liga zurückgeben.

Man könnte glauben, dass es um eine Liga schlecht bestellt sein muss, deren Rekordmeister sich auf diese Weise verabschieden könnte. Doch die Verantwortlichen finden genügend Gründe zum Optimismus. „Es geht bergauf in jeder Hinsicht“, sagt der BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. „Alle Vereine haben die Nachwuchsförderung als wichtiges Ziel identifiziert und die Etats in der Liga sind so hoch wie noch nie.“ Hinzu kommt, dass sich ein Trend der vergangenen Saison umgekehrt hat: Die deutschen Nationalspieler kehren zurück: Ademola Okulaja (Bamberg), Patrick Femerling (Berlin), Misan Nikagbatse (Köln) und Pascal Roller (Frankfurt) sind nur die prominentesten Namen. Die Erhöhung der Deutschenquote – 3 von 12 Spielern pro Verein müssen in dieser Saison einen deutschen Pass besitzen – scheint sich auszuwirken.

Vorreiter dieser Entwicklung ist der Deutsche Meister Bamberg, wie am Dienstagabend beim 70:51 im Champions Cup in Bamberg gegen die Köln 99ers zu sehen war. Die Bamberger setzten in Demond Greene, Steffen Hamann, Robert Garrett und Okulaja vier Spieler ein, die bei der Europameisterschaft in Spanien Platz fünf belegten. Hinzu kamen die beiden 19 Jahre alten Nachwuchsspieler Sajmen Hauer (5 Punkte) und Tim Ohlbrecht, der mit 12 Punkten sogar bester Werfer war.

Köln dagegen könnte für die Probleme der Liga stehen. Weil sich der Namenssponsor nur noch in der Jugendarbeit engagiert, ist der Etat des Meisters von 2006 zurückgegangen. Der Verein setzt, fast zwangläufig, auf junge, deutsche Spieler. „Wir haben als Ziel erstmal das Erreichen der Play-offs ausgegeben“, sagt Manager Stephan Baeck. Weitere Fakten weisen darauf hin, dass es nicht nur bergauf geht mit der Liga. Aufsteiger Jena hat erst in letzter Sekunde seinen Etat von 1,2 Millionen zusammenbekommen und wird seine Heimspiele in einem Zelt austragen. Auch werden die Spiele nicht mehr im Pay-TV von Premiere übertragen, sondern von der BBL gemeinsam mit dem Internet- und Satellitenkanal Sportdigital.tv produziert. Die Liga erhofft sich dadurch mehr Zeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Schließlich haben sich Bamberg und Berlin wirtschaftlich weiter von den anderen abgesetzt. Beide dürften über einen Etat von rund 7,5 Millionen Euro verfügen, Bamberg gibt allerdings offiziell nur fünf Millionen an. Von solchen Zahlen kann Otto Reintjes nur träumen. Seine Fragen sind grundsätzlicher: „Ich würde gern wissen, mit welchem Verein ich im nächsten Jahr in der Bundesliga dabei bin:“

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