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Sport: Bayer ist angekommen Leverkusen hat seine

Krise bereits bewältigt

Leverkusen. In den Zwanzigerjahren, als Fußball in Deutschland zu einem Massensport wurde, machten sich intellektuelle Beobachter einen Spaß daraus, die Dinge des Fußballs mit reichlich Metaphern aus der Sprache des Alltags zu illustrieren. Es dauerte nicht lange, bis sich jemand, weil er den zwar katastrophalen, aber doch nicht ganz ausweglosen Zustand einer Fußballmannschaft beschreiben wollte, aus dem Vokabular des damaligen Außenministers Gustav Stresemann bediente. Der hatte, nachdem sich die zähen Reparationsverhandlungen mit den Alliierten nicht völlig aussichtslos gestalteten, das Bild vom „Silberstreif am Horizont“ geprägt.

Stresemanns Metapher ist auch für Bayer Leverkusen stimmig nach dem hart erkämpften 2:0-Sieg gegen Olympiakos Piräus, der das vorzeitige Erreichen der Zwischenrunde in der Champions League bedeutete. Die Mannschaft hatte in den letzten Wochen enorm viel Ansehen verspielt, war in einigen Spielen sogar vom verwöhnten Publikum ausgepfiffen worden. Erstmals in dieser Saison aber schienen die Spieler nun ansatzweise in der Lage, angstfrei mit der Hypothek der vergangenen Saison umzugehen, mit den Glanzlichtern, die allzu oft Ballack und Zé Roberto zugeschrieben worden waren. In einigen Szenen blitzte sogar wieder die bisher vermisste Spielfreude auf.

Allerdings blieb es zu lange bei dem knappen 1:0, das Juan mit einem Fernschuss in der 14. Minute erzielt hatte. Das 2:0 durch einen Elfmeter Bernd Schneiders in der 90. Minute fiel „viel zu spät“, wie Bayers Trainer Klaus Toppmöller befand. Wer wollte dieser Analyse widersprechen angesichts der erstaunlichen Tatsache, dass die Griechen am Ende nicht ein einziges Mal auf das Tor der Leverkusener geschossen hatten? „Jörg Butt hätte heute einen Stuhl mitnehmen sollen“, sagte Toppmöller. Die Aussage des Trainers, dass das Leverkusener Spiel in den letzten Wochen vor allem am Fehlen verletzter Abwehrkräfte wie Juan, Sebescen, Placente oder Nowotny gelitten hatte, scheint sich nun zu bewahrheiten. Leverkusen ist endgültig in dieser Saison angekommen.

An keinem Spieler ließe sich das besser veranschaulichen als an Hanno Balitsch. Nach dem komatösen 2:6 gegen Piräus, musste der 21-Jährige noch, wie Manager Reiner Calmund sagte, „mit dem Kompass in die Kabine geführt werden“. Nun jedoch, da er nicht mehr auf der für ihn ungewohnten Außenverteidigerposition wirken muss, beweist er im defensiven Mittelfeld seine Stärken. „Er ist knochenhart“, lobte ihn Calmund, „in den letzten Wochen war er einer unserer zuverlässigsten Spieler.“

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