zum Hauptinhalt

Sport: Bayer Leverkusen: Indianer gesucht

Kritik am Egoismus der Millionen-Stars, öffentliche Trainerschelte an einzelnen Spielern, Forderungen nach neuem Personal - nach der 1:3-Pleite gegen den SC Freiburg ging es bei Bayer Leverkusen drunter und drüber. Hinter verschlossenen Türen im Trainingslager im Bergischen Land wollen Spieler und Führung des Vizemeisters ihren Problemen auf den Grund gehen.

Kritik am Egoismus der Millionen-Stars, öffentliche Trainerschelte an einzelnen Spielern, Forderungen nach neuem Personal - nach der 1:3-Pleite gegen den SC Freiburg ging es bei Bayer Leverkusen drunter und drüber. Hinter verschlossenen Türen im Trainingslager im Bergischen Land wollen Spieler und Führung des Vizemeisters ihren Problemen auf den Grund gehen. "Das ist kein Straftrainingslager. Diese Maßnahme war ohnehin geplant, und wir machen es jetzt in dieser Woche, weil danach die Nationalspieler wieder unterwegs sind", erklärte Trainer Berti Vogts.

"Wir wissen nicht genau, was los ist. Das wollen wir jetzt intern klären", sagte Nationalspieler Carsten Ramelow. "Es müssen alle Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, angesprochen werden. Alles, was den Trainern und den Spielern am Herzen liegt, muss raus, offen und ehrlich", hatte zuvor bereits Kapitän Jens Nowotny in einem "Kicker"-Interview gefordert.

Vor allem die Vogts-Kritik an Mittelfeldakteur Michael Ballack ist anscheindend bei vielen Spielern nicht gut angekommen. "Berti Vogts muss selbst wissen, was er macht", meinte Ramelow vielsagend. Der Bayer-Coach jedoch verteidigte auch am Dienstag noch seinen persönlichen verbalen Angriff auf den Jungstar. "Die Kritik an Michael Ballack war berechtigt", sagte Vogts dem WDR, denn der 24-Jährige habe sich zu heftig über seine geplante Auswechslung beschwert.

Seine Forderung, die Mannschaft personell umzubauen, relativierte Vogts allerdings. "Wir müssen uns mit einigen jungen, interessanten Spielern verstärken. Aber das ist genau das, was ich schon im Januar gefordert habe", sagte der Trainer.

Welches Anforderungsprofil neue Bayer-Kicker - neben dem bereits als Zugang feststehenden Hamburger Torhüter Jörg Butt - erfüllen müssen, erklärte Manager Reiner Calmund. "Wir brauchen mehr Indianer", sagte Calmund, der den zunehmenden Egoismus seiner Nationalspieler kritisiert hatte. Der Manager wünscht sich "neues Blut in der Mannschaft". Im Gespräch sind der Wolfsburger Zoltan Sebescen und Ingo Hertzsch vom Hamburger SV.

Dagegen werde Bayer laut Calmund "nicht so dumm sein, Leistungsträger abzugeben". Der Manager erteilte Spekulationen über vorzeitige Freigaben für Robert Kovac(wechselt 2002 zu Bayern München) oder Ballack (Vertrag bis 2005, Ausstiegsklausel 2002) eine Absage. "Der einzige Spieler, der eine Zusage hat, gehen zu dürfen, ist Ze Roberto, wenn er bis zum Saisonende ordentlich spielt und sich ordentlich gegenüber dem Verein verhält", meinte Calmund. Allerdings muss dann auch noch die Ablösesumme (rund 30 Millionen Mark) stimmen.

Trotz der Krise haben die Leverkusener ihr großes Ziel aber noch nicht aus den Augen verloren. "Wir können immer noch Meister werden", sagte Ramelow, was bei lediglich drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Schalke 04 legitim ist - wenn Bayer wieder die Kurve kriegt: "Das Spiel gegen Hamburg ist jetzt entscheidend."

Manager Reiner Calmund will seinen Cheftrainer, unter dessen Ägide die Hälfte der 20 Spiele verloren ging, nicht als Sündenbock abstempeln. "Die Mannschaft hat die gleichen Probleme auch im Herbst vergangenen Jahres unter Christoph Daum gehabt", erinnert er sich. "Es wäre deshalb falsch, die Fehler beim Trainerteam zu suchen." Abgeschrieben hat Calmund die Titelambitionen trotz der Krise nicht. Schließlich lauern die Leverkusener mit nur drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Schalke 04 und einem Zähler auf Bayern München auf Platz drei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false