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Immer auf den Ball. Die Bayer-Defensive um Papadopoulos (m.).

© imago

Bayer Leverkusen vor dem Topspiel beim FC Bayern München: Geplantes Chaos und Jagdinstinkt

Bayer Leverkusen will auch gegen Bayern München auf Pressingfußball setzen. Trainer Roger Schmidt wagt dabei ein Spiel mit dem Feuer. Die Taktik der Werkself in der Analyse

Für Roger Schmidt ist es laut eigener Aussage „das schwerste Spiel der Welt“. Doch der 48 Jahre alte Trainer von Bayer Leverkusen hat heute Abend, wenn sein Team auswärts auf Bayern München trifft (18.30 Uhr/Sky), die Möglichkeit, seine Klasse unter Beweis zu stellen. Schmidt kam im vergangenen Sommer nach Leverkusen und sollte Bayer mit seiner Idee von Pressingfußball verändern.

„Man muss als Trainer selbst total überzeugt sein, um auch die Spieler von einer etwas anderen Spielweise zu überzeugen“, sagt Schmidt. Den Beweis, dass sein Konzept Erfolg verspricht, erbrachte er zwischen 2012 und 2014 als Coach von RB Salzburg. Die Österreicher brillierten phasenweise mit unbändigem Drang zur Balleroberung. Diese Art von Jagdfußball übertrug er auch auf Leverkusen .

Kramer: "Es ist ein geplantes Chaos"

Allerdings ist es ein Spiel mit dem Feuer. In der Regel verschieben die Leverkusener derart aggressiv mit fast allen Feldspielern gegen den Ball, dass an anderen Stellen große Lücken aufreißen. Roger Schmidt spekuliert darauf, dass seine Spieler stets den Ball sofort zurückgewinnen und erst gar keine Flügelverlagerungen des Gegners zulassen. Für solche langen Pässe auf die andere Seite des Spielfeldes war Bayer in der vergangenen Saison noch anfällig, bevor Schmidt seine Elf etwas konservativer einstellte.

Mittlerweile sichert häufig eine Dreierabwehrreihe anstelle von zwei Innenverteidigern ab, sodass die Breite des Spielfeldes gedeckt wird. Im Optimalfall sieht Schmidt zudem sieben eigene Spieler, die in einem Radius von zwanzig Metern um den Ballführenden positioniert sind. „Es ist ein geplantes Chaos“, sagt Mittelfeldspieler Christoph Kramer. Am letzten Wochenende bereitete schon Hoffenheim mit seinem Pressingsystem dem FC Bayern große Probleme. Die TSG verteidigte im 4-3-3 mit zwei engen Dreierreihen, die zum Ball verschoben. Die Münchener hebelten diesen Ansatz mit ständigen Seitenwechseln aus, wodurch insbesondere ihr schneller Zugang Douglas Costa Platz für Dribblings auf dem Flügel bekam. Bayern-Trainer Pep Guardiola hält vom Schmidt’schen Chaos recht wenig. Für ihn stehen Ballsicherheit und ein durchdachter Spielaufbau im Vordergrund.

Personalprobleme beim FC Bayern

Im Gegensatz zu Hoffenheim werden die Leverkusener gegen Bayern in einem 4-2-2-2 auflaufen. Vor den Sechsern Kramer und Lars Bender agieren zwei eingerückte Flügelspieler. Schmidt sieht diese beiden Akteure als Doppelzehn. Einer, der einst als verkappter Zehner in diesem System in Salzburg brillierte, ist Kevin Kampl. Der 24-Jährige wechselte erst am Freitag von Borussia Dortmund nach Leverkusen und könnte unter seinem Förderer Schmidt wieder aufblühen. Dafür muss Schmidt künftig auf Heung-Min Son verzichten, der für rund 30 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur transferiert wurde.

Dass beim Gegner mit Jerome Boateng (gesperrt) und Medhi Benatia (verletzt) zwei spielstarke Abwehrspieler ausfallen, macht die Partie umso spannender. Bessere Voraussetzungen als die bisher erfolgreichen Auftritte in dieser Saison und ein geschwächter Gegner, der wahrscheinlich auf den etwas hüftsteifen Xabi Alonso in der Abwehrzentrale setzen wird, kann es für Schmidt und sein Team eigentlich nicht geben. Constantin Eckner

Der Autor schreibt für das Taktikportal Spielverlagerung.de

Constantin Eckner

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