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© dpa

Bayern München: Ein 0:0 mit Folgen

Der FC Bayern muss nach dem Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin etwa einen Monat auf seinen Star Arjen Robben verzichten.

Lee Mason ist seit 21 Jahren Schiedsrichter. Seit drei Jahren pfeift er in der englischen Premier League, eine der stärksten Ligen der Welt, umtost von den wohl härtesten Spielern und den wohl fanatischsten Fans der Welt. Doch so etwas wie am Mittwochabend ist dem 37-Jährigen aus Bolton, Lancashire, wahrscheinlich noch nicht untergekommen. Mason war beim Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern und Juventus Turin als vierter Unparteiischer eingeteilt. Es lief ganz gut für das Schiedsrichtergespann, weil es wenig strittige Szenen gab. Erst als Referee Howard Webb abgepfiffen hatte, ging der Ärger los. Vor allem für Lee Mason.

Ein großer Mann im dunklen Anzug, der Sekunden zuvor schon Linienrichter Peter Kirkup zusammengebrüllt hatte, baute sich vor Mason auf, fing an, auf ihn einzuschreien und machte den Eindruck, als würde er ihm in der nächsten Sekunde ins Gesicht beißen. Irgendjemand zog Bayern-Trainer Louis van Gaal, den Mann im dunklen Anzug, dann weg, und Lee Mason bekam wieder Luft.

Was war passiert? Mason hatte zwei Minuten Nachspielzeit angezeigt und Webb entsprechend abgepfiffen –in dem Moment, als Ivica Olic auf das Tor von Gianluigi Buffon zustürmte. Eine prima Konterchance. Und eine Chance, um sich fünf Punkte Vorsprung auf die Italiener in der Gruppe A herauszuarbeiten. Doch die Zeit war abgelaufen, das 0:0 stand fest. Die Aufregung van Gaals war nachvollziehbar. Denn wer über weite Strecken eine Mannschaft wie Juventus Turin beherrscht hat, fühlt sich mit nur einem Punkt nicht adäquat belohnt.

Als er sich wieder im Griff hatte, sagte der Bayern-Coach: „Es ist sehr, sehr schade und auch enttäuschend, dass wir aus vier hundertprozentigen Chancen kein Tor gemacht haben. Wir waren sehr dominant. Man kann nicht sagen, dass Ribéry und Klose etwas falsch gemacht haben. Das ist auch eine Frage von Glück und eine Frage der Zeit, bis das klappt.“ Und was war mit dem Schiedsrichter, Herr van Gaal? „Der englische Schiedsrichter hat das Spiel sehr einfach gepfiffen. Ich glaube, dass die Nachspielzeit nicht korrekt gespielt war. Es ist nicht normal, in so einer Situation abzupfeifen. Aber: Er ist der Schiedsrichter.“

Auch der Einsatz von Ribéry ist fraglich

Van Gaals Frust war verständlich. Wohl selten hat sich eine Mannschaft so viele gute Torchancen gegen die starke Defensive von Juve erarbeitet wie der FC Bayern in der ersten Halbzeit. „Chancen kreieren ist das Wichtigste“, sagte van Gaal. Aber der Mangel lag in der Nutzung dieser Chancen. Trotzdem konnte der Perfektionist van Gaal sagen: „Wir haben in dieser Saison noch nie so einen guten FC Bayern gesehen.“ Das Spiel gegen Juventus Turin bot eine positive Antwort auf die zuvor über dem Klub hängende Frage: Wie gut ist der FC Bayern des Louis van Gaal schon? Gut genug für hochklassige Teams aus Europa also, was toll klingt, laut Bastian Schweinsteiger aber relativiert werden muss: „Juve war nicht die Spitzenmannschaft. Da ist Manchester noch einen Tick besser.“ Nachdem die möglichen drei Punkte gegen die wenig Initiative zeigenden Turiner verpasst wurde, steht in den beiden kommenden Partien gegen Girondins Bordeaux schon eine Vorentscheidung an.

Eine Vorentscheidung, die allerdings ohne wichtige Akteure fallen könnte: Am Tag nach dem Spiel steht fest, dass Arjen Robben, der gegen Turin kurz vor der Halbzeitpause verletzt den Platz verlassen hatte, etwa einen Monat ausfallen wird, weil er am rechten Knie operiert werden muss. Fraglich ist beim kommenden Bundesligaspiel gegen Köln zudem der Einsatz von Abwehrchef Daniel van Buyten wegen einer Sprunggelenks-Blessur. „Es war ein Schlachtfeld“, sagte van Gaal zu den die Folgen der Champions-League -Partie.

Kein Wunder, denn gegen Köln wird wohl auch Franck Ribéry fehlen, den die Patellasehne wieder schmerzt. Welche Auswirkungen die Ausfälle auf die Statik des Bayern-Sturms haben wird, vermochte Louis van Gaal noch nicht zu sagen. Nur so viel wusste er: „Wir haben kein Glück. Mit so vielen Verletzten kann man nicht durchentwickeln.“

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