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Bayern München: Keine Frage der Ehre

Mathias Klappenbach über den neuen Verhaltenskodex beim FC Bayern. Steckt mehr dahinter als ein schnöder Strafenkatalog?

Es ist davon auszugehen, dass für die Fußballprofis von Bayern München Deontologie auch in Zukunft ein Fremdwort bleiben wird. Die Lehre von den Pflichten als Teil einer umfassenden Ethik zu begreifen, ist aber auch nicht ihre Aufgabe. Zwar haben die Profis zusammen mit der Klubführung nun einen Verhaltenskodex ausgearbeitet. Doch wird er für sie eher das sein, was er laut Mitteilung der Münchner gerade nicht sein soll: ein schnöder Strafenkatalog. Denn der Auslöser für diesen Schritt war vor der Winterpause ein Interview von Oliver Kahn, in dem er leise Kritik an den neuen Stars in der Mannschaft geübt hatte. Dafür ist Kahn mit einer Suspendierung und einer Geldbuße bestraft worden.

Sogenannte Verhaltens- oder Ehrenkodizes gab und gibt es viele, ob für Berufsgruppen, Stände, Kasten oder Orden. Meist sind sie mit der Zeit gewachsen, nur selten formell selbst gegeben und schriftlich fixiert. So erscheint es absurd, bei den Protagonisten eines der wichtigsten Nachrichtenlieferanten in den deutschen Medien auf Mäßigung zu hoffen. Zumal der Kodex wohl nur für die angestellten Spieler gilt. Die Chefs können sich weiter öffentlich so positionieren, wie es ihnen gefällt.

Konsequent wäre es gewesen, dem Beispiel des VfL Bochum zu folgen. Der hat sich keinen Kodex, sondern gleich ein Leitbild für alle gegeben. „Selbstbewusst statt selbstgefällig, bodenständig statt abgehoben, anfassbar statt unberührbar“ will man dort sein. In München ist wohl wichtiger, dass zu einem Verhaltenskodex nicht nur Pflichten, sondern auch Privilegien gehören.

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