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Sport: Berlin Capitals: Der Grüßgottaugust übernimmt die Macht

Ein Jahr lang hat Lorenz Funk den hübschen Titel eines Sportdirektors mit sich herum getragen, aber so richtig zu sagen hatte er nichts bei den Berlin Capitals. Funk war ein besserer Grüßgottaugust.

Ein Jahr lang hat Lorenz Funk den hübschen Titel eines Sportdirektors mit sich herum getragen, aber so richtig zu sagen hatte er nichts bei den Berlin Capitals. Funk war ein besserer Grüßgottaugust. Jetzt, da die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) dem Verein die Lizenz zu entziehen droht, ist er wieder gefragt. Bis zum 15. Juli haben die mit über 20 Millionen Mark verschuldeten Capitals Zeit, Retter zu finden. Und wer sucht die? Der frühere Manager Roger Wittmann ist abgetaucht, sein Erfüllungsgehilfe und Nachfolger Lutz Schirmer hält sich im Hintergrund. Lorenz Funk hat die Initiative übernommen.

"Die Uhr steht schon auf zwölf, nur die Glocke hat noch nicht geschlagen", hat Funk gesagt, bevor er sich gestern aufmachte zu einer Unterredung mit einem potenziellen Helfer, der angeblich den Verein kaufen will . Optimismus sprühte der Sportdirektor vor der Verhandlung (bei Redaktionsschluss noch im Gange) nicht aus. "Da brauchst du sofort eine Bankbürgschaft von zehn Millionen. Dann kommen noch all die notariellen Fragen. Uns läuft die Zeit davon."

Sollte die DEL den Berlinern am 15. Juli endgültig die Lizenz verweigern, würde Funk künftig als sportlicher Berater der Young Capitals fungieren. Der Nachwuchs ist von einem Zusammenbruch der GmbH nicht betroffen und im Besitz einer Lizenz für die (viertklassige) Regionalliga. Kontakte mit ehemaligen Spielern der Capitals und des BSC Preussen gibt es bereits. In jedem Fall werden die Young Capitals in der Regionalliga unter ihrem jetzigen Namen starten. Eine Umbenennung in BSC Preussen ist kurzfristig nicht möglich. Der damit verbundene bürokratische Aufwand würde mindestens drei Monate in Anspruch nehmen. Die Saison aber beginnt am 21. September.

Funk mag zu seinem Notplan noch nichts sagen. "Wir machen hier doch nicht den zweiten Schritt vor dem ersten", sagt der Sportdirektor. Vielleicht erfolgte der erste, rettende Schritt schon gestern. Bau-Unternehmer Andreas Fettchenhauer, ein Intimus von Capitals-Hauptgesellschafter Egon Banghard, hatte einen Kontakt mit einem Baukonzern aus den USA hergestellt. "Die Herren sind schon in Berlin", verkündete Fettchenhauer gestern. "Die haben reges Interesse an den Capitals. Am Mittwoch haben sie uns schon ein Fax geschickt." Gestern tagten besagte Herren mit Banghard und Fettchenhauer (bei Redaktionsschluss waren die Gespräche noch im Gange).

Nicht mehr so optimistisch, was die Überlebenschancen der Capitals betrifft, scheinen hingegen andere zu sein. Rainer Zerwesz ist schon zur Düsseldorfer EG gegangen, Petri Liimatainen und Martin Ulrich stehen kurz vor einem Vertragsabschluss mit den Kölner Haien. Abgesehen davon hält man sich in der DEL mit Abwerbungsversuchen aus der drohenden Konkursmasse der Capitals zurück, insbesondere beim EHC Eisbären. "Wir machen doch in dieser Phase nicht die Capitals kaputt", sagt EHC-Manager Peter John Lee.

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