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Sport: Berlin Capitals: Mit Anzeigen und Gysi gegen die Pleite

Das Ultimatum läuft ab, doch trotz scheinbar auswegloser Lage haben wohl noch nicht alle bei den Berlin Capitals ihren Humor verloren. Bis zum 10.

Das Ultimatum läuft ab, doch trotz scheinbar auswegloser Lage haben wohl noch nicht alle bei den Berlin Capitals ihren Humor verloren. Bis zum 10. August müssen die Berliner 10,6 Millionen Mark vorweisen, sonst entzieht ihnen die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) die Lizenz. Am Mittwoch, nur neun Tage vor Ablauf des Ultimatums, hatte nun Andreas Fettchenhauer, Intimus von Hauptgesellschafter Egon Banghard, eine neue Variante zur Rettung des hochverschuldeten Klubs parat. "Die Fans wollen halbseitige Anzeigen in den Tageszeitungen drucken lassen", erzählte Fettchenhauer, "die wollen Sponsoren für die schönste Sportart der Welt werben, also auch für die Berlin Capitals."

Ist es blanke Verzweiflung, die angesichts des Ausbleibens der von Fettchenhauer angekündigten neuen Sponsoren zu derlei Schabernack führt? Überhaupt - wie ernst ist Fettchenhauers Kolportage des vermeintlichen Planes aus Fankreisen zu nehmen? Peter Harbig, Pressesprecher der Capitals, klärt auf. "Vor drei Wochen hat es eine Sitzung der Fan-Klubs gegeben", sagt Harbig, "an der hat auch Andreas Fettchenhauer teilgenommen. Da kam der Vorschlag eines Fans, vielleicht doch mal eine Anzeige in einer Tageszeitung zu schalten. Allerdings ist dieser Vorschlag angesichts der hohen Kosten schnell wieder vom Tisch gewesen." Auch Anzeigen kosten Geld.

Also eine alte Idee und eine, die - selbst wenn sie neu wäre - wenige Tage vor Toreschluss nicht eben erfolgversprechend klingt. Ebenfalls an unfreiwillige Komik grenzt in diesem Zusammenhang Fettchenhauers ständiges Gerede von Politikern, die kurz vor Beginn des Wahlkampfes zum Berliner Abgeordnetenhaus den Capitals aus Liebe zum Klub helfen wollen. Am Dienstag kokettierte der Bauunternehmer mit vermeintlichen Kontakten zum Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, gestern schob er dessen potenziellen Koalitionspartner in den Vordergrund. "Was der Gregor Gysi alles für Leute kennt", staunte Fettchenhauer, "es ist unglaublich, was der für einen Einfluss hat."

Der Verweis auf das Interesse des Spitzenkandidaten der PDS an den Capitals wird wohl weder eine Anwaltskanzlei, die seit Wochen mit Insolvenzanträgen droht, noch die schon wartende Staatsanwaltschaft und erst recht nicht die DEL beruhigen.

Immerhin, auf der Geschäftsstelle der Capitals gibt es abseits von Fettchenhauer noch Menschen, die sich mit Sprüchen und Versprechungen zurückhalten. "Nein, es gibt nichts Neues, wir haben unsere Besprechungen", sagte Sportdirektor Lorenz Funk gestern. Haben denn schon alle resigniert? "Nein", antwortet Prokurist Gerhard Brüderer, "wir arbeiten weiter daran, das Geld zusammenzubekommen." Wie steht es den mit den vermeintlichen Sponsoren, die laut Fettchenhauer ja immer noch lebhaftes Interesse haben, bei den Capitals einzusteigen? "Es hat immer Interessenten gegeben", sagt Brüderer, "und es gibt auch noch welche."

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