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Sport: Berlin Capitals: Schlussakt in der Hauptstadtposse

Die Geduld der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit den Capitals ist erschöpft - die Geduld der Berliner mit der DEL aber noch nicht. Gestern entzog der Aufsichtsrat der DEL den Capitals die Lizenz, die Berliner irritierte das jedoch nicht.

Die Geduld der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit den Capitals ist erschöpft - die Geduld der Berliner mit der DEL aber noch nicht. Gestern entzog der Aufsichtsrat der DEL den Capitals die Lizenz, die Berliner irritierte das jedoch nicht. "Die DEL will uns nur unter Druck setzen", sagte der amtierende Sportdirektor und designierte Marketingleiter der Capitals, Lorenz Funk. "Das kommt daher, weil wir die Sache zu lange haben schleifen lassen."

Die DEL sorgte für ein jähes Ende der undurchsichtigen Machenschaften bei den Berlinern. "Die Capitals haben jede Frist genutzt und immer wieder versucht, zu tricksen", sagte Gernot Tripcke, Geschäftsführer der DEL. Bereits am 1. Juli hatte die Gesellschafterversammlung der DEL den Berlinern die Lizenz verweigert. Zwei Wochen später erhielten die Capitals dann doch grünes Licht, weil sie der DEL eine notariell beglaubigte Übernahme der Stammkapitalerhöhung zur Entschuldung des Klubs in Höhe von 10,6 Millionen Mark vorlegen konnten. Egon Banghard, Hauptgesellschafter der Capitals, hatte gebürgt. In letzter Minute wurde der DEL am 10. August ein Kontoauszug über jene 10,6 Millionen Mark vorgelegt.

Nun können die Capitals aber über das Geld, das auf einem Konto im westfälischen Kleve liegen soll, bisher nicht verfügen. Gerüchte, dass besagte Millionen kurz nach ihrer Einzahlung wieder abgebucht wurden, machen seit Tagen die Runde. Banghard ließ sogar verlauten, dass nur sein Steuerberater über das Geld verfüge. Da wurde es der DEL doch zu viel. "Am Mittwoch haben wir Prokurist Gerhard Brüderer und Geschäftsführer Jürgen Riebold darüber informiert", sagte Tripcke, "dass wir bestätigt haben wollen, dass die Capitals über das Geld verfügen. Diese Bestätigung haben wir nicht erhalten." Und was ist mit dem neuen Geschäftsführer, Andreas Fettchenhauer? "Der ist noch gar nicht als Geschäftsführer eingetragen", antwortet Tripcke. Fettchenhauer hat also gar kein offizielles Amt, und auch der als neuer Sportdirektor vorgestellte Olle Öst besitzt noch keinen Vertrag. Offensichtlich sind das aber nur unwichtige Formalien für Fettchenhauer, der nach dem Lizenzentzug gar "einen Rechtsverstoß" der DEL witterte.

Was sonst gestern von den Capitals zu hören war, war nicht neu. Wieder einmal sollte Geld an Gläubiger unterwegs sein - an eine Krankenkasse und an eine mit Insolvenzanträgen drohende Berliner Anwaltskanzlei. "Schritt für Schritt wird alles erledigt", sagte Funk. Sprecher Peter Harbig verkündete indes trotzig: "Die Entscheidung der DEL nehmen wir so nicht hin. Am Donnerstag bekommt die DEL eine Bestätigung darüber, dass wir über das Geld der Stammkapitalerhöhung verfügen. Dann ist die Angelegenheit vom Tisch." Die DEL sieht das anders. "Die Capitals hätten am 10. August über die 10,6 Millionen Mark verfügen müssen", sagte Tripcke.

Angesichts des Theaters der letzten Monate überrascht es nicht, dass es wiederum die eine oder andere Hintertür für die Capitals geben könnte. Einerseits könnten sie vor das Schiedsgericht ziehen, andererseits muss auf der Gesellschafterversammlung der DEL am Mittwoch der Lizenzentzug noch bestätigt werden. Die Erfolgschancen der Capitals werden aber nicht nur von Tripcke als minimal angesehen. Während bei den Capitals noch starrköpfig über die Zukunft geplappert wurde, gab es andernorts Mitleid. "Derbys wird es nun erst mal nicht mehr geben, das schadet auch uns", sagte Peter John Lee, der Manager des EHC Eisbären.

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