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Schauplatz aller vier bisherigen Berliner Derbys in der Bundesliga: das Olympiastadion.

© imago/Rolf Hayo

Berliner Derbys in der Bundesliga (Teil 1): Hertha gewinnt die „Weltpremiere“

Wir blicken zurück auf die bisherigen Stadtduelle. Diesmal: Das 126. Spiel zwischen Tennis Borussia und Hertha BSC ist das erste in der Bundesliga.

Der Tagesspiegel gönnt sich einen großen Begriff: Von einer „Weltpremiere“ ist etwas scherzhaft im Vorfeld die Rede. Aber die Fakten sprechen schließlich für sich. 125 Mal haben Tennis Borussia und Hertha BSC bereits gegeneinander gespielt, jedoch noch nie in der Bundesliga.

Am 16. November 1974 ist es soweit. Als dritte Stadt nach Köln in der Saison 1973/74 und München – dort gab es bereits zehn Lokalderbys – hat Berlin nun sein Stadtduell in der Bundesliga. Diese Premiere mag nicht die ganze Fußball-Welt elektrisieren, doch zumindest in Deutschland ist das Interesse groß. Und in Berlin sowieso.

Der Vorverkauf läuft glänzend. Alle 10 000 Tickets für acht D-Mark, die vorab gekauft noch zwei Mark weniger kosten, sind Tage vor dem Spiel weg. Gastgeber TeBe darf mit mindestens 40 000 Zuschauern im Olympiastadion rechnen. Ganz Verwegene sagen sogar 60 000 beim Spiel zwischen dem „Emporkömmling mit nicht geringen Ambitionen und der ‚Grande Dame’ Hertha BSC“ (Tagesspiegel) voraus. Auch sie werden deutlich zu niedrig liegen.

Am Spieltag ist der Ansturm auf die 69 Kassen riesig, letztlich sind 75 000 Zuschauer dabei. Davon mehrere Tausend Besucher, die noch nach Spielbeginn anstehen und irgendwann die Eingänge stürmen. Aufsteiger Tennis Borussia freut sich über eine satte Einnahme. In den sechs Heimspielen zuvor waren zusammengerechnet nur knapp 60 000 Zuschauer erschienen.

Den ersten Sieg feierte Hertha schon lange vor dem Anpfiff. Im Kampf um das begehrte Quartier in der Sportschule Am Kleinen Wannsee ist man schneller als die Borussen, die daraufhin im „Hotel Hamburg“ am Lützowplatz residieren. Auch auf dem Rasen wird allgemein mit einem Hertha-Sieg gerechnet.

Uli Hoeneß lobt TeBe

Allerdings hat TeBe zwei Wochen zuvor mit einem 2:2 gegen Meister und Europapokalsieger Bayern München aufhorchen lassen und Weltmeister Uli Hoeneß lobte in der „Fußball-Woche“: „Tennis ist kämpferisch sehr stark und spielte gegen uns nicht wie ein Absteiger.“

Doch das Problem des Tabellen-17. ist schnell benannt: Die Abwehr mit Routinier Karl-Heinz Schnellinger (35) kassiert viel zu viele Tore, 33 in zwölf Spielen. Auf der Gegenseite lahmt Herthas Offensive. Letzteres setzt sich in der ersten Halbzeit des Derbys fort. Hertha hat genug Chancen, scheitert aber an sich selbst oder Torwart Hubert Birkenmeier.

Im zweiten Durchgang bricht die TeBe-Defensive ein: Gerhard Grau trifft in der 53. Minute nach feinem Doppelpass mit Lorenz Horr für den Favoriten. „Nach dem ersten Tor ging es wie ein Ruck durch die Hertha-Elf“, wird TeBe-Trainer Georg Gawliczek später sagen. Dieser Ruck führt zu weiteren Treffen. Erich Beer legt zweimal nach, erst aus 25 Metern, dann aus 20 Metern. Hertha gewinnt doch noch deutlich 3:0. Es ist der 70. Sieg im 126. Spiel gegen Tennis Borussia – und damit eine durchaus gelungene „Weltpremiere“ aus Sicht der Blau-Weißen.

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