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Berliner Halbmarathon: Erträgliche Schmerzen

Der Kenianer Makau Musyoki gewinnt angeschlagen den Halbmarathon. Größeres Leid blieb ihm erspart

Berlin - Direkt nach dem Ziel trabte Patrik Makau Musyoki zu den Ärzten. Das linke Knie schmerzte. Es schmerzte schon seit rund zehn Minuten, aber da war der Kenianer noch auf der Strecke, er hatte noch etwa drei Kilometer vor sich, vor allem aber noch einen harten Endspurt. Auf den letzten 100 Metern war es eigentlich am schlimmsten. Aber der Kenianer biss die Zähne zusammen, er hielt den Äthiopier Esthu Wondimu knapp auf Distanz und gewann. Er beendete gestern den Berliner Halbmarathon so, wie er ihn schon im vergangenen Jahr beendet hatte, als Sieger. Nur, diesmal lief er genau eine Stunde, 2007 hatte er nur 58,56 Minuten benötigt, das war Streckenrekord.

Dass er nicht schneller lief, lag unter anderem am Wetter. Es war kalt, es war windig, es war ungemütlich, „es waren schon harte Bedingungen“, sagt Patrick Makau Musyoki. Es lag aber auch am Tempomacher, dem einzigen, den es für die Stars gab. Der Mann machte Tempo, zweifellos, leider aber nur bis Kilometer vier, dann stand die Führungsgruppe ohne einen da, der sie zog und ein wenig vor dem Wind schützte. In 27:45 Minuten sollten die ersten zehn Kilometer absolviert werden, so sah es die Regie von Renndirektor Mark Milde vor. Ein ambitioniertes Ziel, „aber wir dachten auch, dass wir das Tempo bis Kilometer sieben bis acht hochhalten könnten“. Es rächte sich, dass er nur einen Tempomacher verpflichtet hatte, andererseits gab das Budget kein Geld für einen zweiten her.

Damit war für Makau Musyoki der Plan gestorben, einen neuen Streckenrekord zu erzielen. Den wollte er unbedingt, die Umstände erlaubten es ihm, sich ganz auf den Sport zu konzentrieren. Er war ja nicht persönlich bedroht durch die Unruhen in Kenia, als nach den Präsidentenwahlen im Dezember 2007 alte Stammesfehden ausbrachen und sich zuvor friedliche Menschen blutige Auseinandersetzungen lieferten. Zwei Läufer wurden bei den Unruhen sogar getötet. Der ehemalige 400-Meter-Spitzenathlet Lucas Sang wurde auf dem Weg zu seinem Haus in Eldoret erschlagen, Marathonläufer Wesley Ngetich starb am Rande eines Massai-Bezirks, nachdem er von einem Pfeil getroffen worden war.

„Klar belastet das einen. Wir haben die Bilder ja alle gesehen“, sagt Patrick Makau Musyoki. „Aber ich persönlich habe nichts davon mitbekommen.“ Er trainiert im Ngong-Gebirge, einem Gebiet, in dem viele verschiedene ethnische Gruppen leben. Das hätte durchaus eine explosive Mixtur darstellen können. Trotzdem blieb es dort friedlich. Warum, das kann der Kenianer gar nicht sagen. „Vielleicht hatten wir einfach Glück. Die größten Unruhen fanden in Eldoret und Nakuru statt.“ Auch seine Familie habe nicht unter den Ausschreitungen gelitten. Zudem hatte er in einem Punkt ganz sicher Glück. Als die schlimmsten Unruhen herrschten, war der 23-Jährige gerade bei seinem Manager in England.

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