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Unions Ultras begannen das Spiel mit einer beeindruckenden Choreografie. „Schnallt euch alle an – Union spielt in Europa“, war darauf zu lesen.

© IMAGO/Juergen Engler

Berliner überwintern erstmals international: Der 1. FC Union will mehr als die Conference League

Nach dem 1:0 gegen Malmö FF hat der 1. FC Union Platz drei in der Gruppe sicher. Nun starten die Berliner den Angriff auf Braga, denn in der Europa League wartet nicht nur mehr Geld.

Noch Minuten nach Abpfiff standen die Spieler des 1. FC Union vor der Waldseite und lauschten ihren Fans. „FCU, FCU in Europa. FC Union international“, sangen die Fans mal etwas leiser, dann wieder mit mehr Inbrunst. Als die Lautstärke ihr Maximum erreichte, begannen die Profis auf dem Rasen zu hüpfen und zu tanzen.

Die Stimmung war ausgelassen am späten Donnerstagabend und nach dem verdienten 1:0-Heimsieg gegen Malmö FF in der Europa League steht bereits zwei Spieltage vor Ende der Gruppenphase fest, dass Union auch im kommenden Jahr international spielen wird. Das war den Berlinern in ihren vorherigen zwei Europapokalauftritten nicht gelungen. „Das ist schon etwas Außergewöhnliches“, sagte Trainer Urs Fischer.

Große Euphorie war bei den Beteiligten abseits der Feierlichkeiten mit den Fans dennoch nicht zu erkennen. So wie sie sich bei Union nicht an ihrer Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga ergötzen, so routiniert wird auch der internationale Erfolg eingeordnet. „Natürlich war es ein Ziel von uns, in Europa zu überwintern, aber wir haben noch zwei Spiele und sind nicht mit dem drittem Platz zufrieden“, sagte der Norweger Julian Ryerson.

Robin Knoche verwandelte kurz vor Schluss den entscheidenden Elfmeter.
Robin Knoche verwandelte kurz vor Schluss den entscheidenden Elfmeter.

© IMAGO/Contrast

Denn Union profitiert auch vom noch relativ neuen Modus. Früher kamen die besten zwei Mannschaften jeder Gruppe direkt weiter in die nächste Runde. Seit der vergangenen Saison braucht man für das volle Verständnis der Europapokalwettbewerbe am besten eine mehrstündige Fortbildung.

Der Gruppenerste, aktuell sind das die Belgier von St. Gilloise mit zehn Punkten, qualifiziert sich direkt für das Achtelfinale. Der Zweite, momentan Sporting Braga mit sieben Punkten, spielt in der Zwischenrunde der Europa League gegen einen der Gruppendritten aus der Champions League. Und Union (6 Punkte) würde Stand jetzt in die Zwischenrunde der Conference League absteigen. „Die Frage ist jetzt: Wo überwintern wir?“, sagte Abwehrchef Robin Knoche, der kurz vor Schluss erstmals in seiner Profikarriere einen Elfmeter schoss und Union damit den Sieg bescherte.

Attraktiver ist zweifellos die Europa League, wirtschaftlich und sportlich. Unter den Mannschaften, die aus der Champions League absteigen, werden einige große Namen sein – Stand jetzt unter anderem der FC Barcelona, Juventus Turin und Atletico Madrid. „Wir wollen uns mit den Besten messen“, sagt Ryerson. Doch eigentlich braucht Union derlei Anreize nicht für die letzten Spiele, die Eigenmotivation und das Selbstvertrauen sind auch so schon sehr groß. „Wir haben ein Teilziel erreicht“, sagte Fischer. „Am Schluss wollen wir aber in der Europa League überwintern.“

Der Trainer hat bei seiner Mannschaft eine deutliche Entwicklung im internationalen Wettbewerb festgestellt. „Der Start ist uns nicht so geglückt“, sagte Fischer über die Niederlagen gegen St. Gilloise und in Braga. Gegen Malmö habe ihm aber vor allem die Abgeklärtheit seiner Spieler gefallen.

Im Hinspiel gewann Union trotz einer Roten Karte gegen Andras Schäfer kurz vor der Halbzeit und verkraftete auch die lange Unterbrechung wegen der Zuschauerausschreitungen gut. Im eigenen Stadion steigerten sich die Berliner nach einer schwachen ersten Hälfte, ließen sich von der vogelwilden Spielleitung des Schiedsrichters und dem exzessiven Zeitspiel der Gäste nicht aus dem Konzept bringen. „Da hat die Mannschaft sicher dazugelernt“, sagt Fischer.

Nach den Spielen gegen Borussia Dortmund am Sonntag (17.30 Uhr, Dazn), Heidenheim im DFB-Pokal am kommenden Mittwoch und gegen Bochum am folgenden Wochenende empfängt Union am 27. Oktober den direkten Konkurrenten aus Braga. Mit einem Sieg würden die Berliner die Portugiesen überholen und auf Platz zwei springen. Sollte St. Gilloise im Parallelspiel gegen Malmö überraschend Punkte liegen lassen, gäbe es eine Woche später in Brüssel ein echtes Endspiel um Platz eins. „Wir sind jetzt auf jeden Fall gut drin in der Gruppe“, sagte Knoche.

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