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Freie Bahn für Robert Harting. Der Diskuswerfer probiert schon mal die blaue Laufstrecke aus, die mittig in die Arena am Ostbahnhof gezogen wurde. Beim Höhepunkt der Leichtathletik-Show sollen Netze die Zuschauer vor Hartings Wurfgeschoss schützen.

© Imago

Istaf Indoor: Boxkampf mit Diskus

Beim Istaf Indoor erwartet Leichtathleten und die erwarteten 10.500 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof ein neues Erlebnis - zum Schutz vor Diskuswerfer Robert Harting gibt es ein Fangnetz.

Als Kugelstoßer David Storl im vergangenen Herbst das letzte Mal in Berlin weilte, wenige Wochen nachdem er bei den Weltmeisterschaften in Moskau seinen Titel erfolgreich verteidigt hatte, sprach ihn niemand an. Keiner wollte ein Autogramm haben oder ein Erinnerungsfoto. Im Rahmen seiner Ausbildung absolvierte der Chemnitzer ein Praktikum bei der Bundespolizei am Ostbahnhof und stand nicht im Rampenlicht. Das wird am Mittwochabend, wenn der Weltmeister in die Stadt zurückkehrt, ganz anders sein. Beim Istaf Indoor in der Arena am Ostbahnhof, nur ein paar hundert Meter von Storls Einsatzort am Ostbahnhof entfernt, werden die Athleten in Szene gesetzt wie nie zuvor – mit Pyrotechnik, Laser und Nebel (Hauptprogramm ab 19 Uhr, Tickets ab 15 Euro). Selbst für David Storl ist das eine neue Erfahrung. Als einziger Sportler hatte er gestern noch keinen Musikwunsch für die Athletenpräsentation eingereicht. „Nimm’ nichts von AC/DC“, rieten ihm die Veranstalter. Davon hätten sie schon genug.

Auch wenn die Konkurrenz aus den USA um den Weltjahresbesten Ryan Whiting auf einen Start in Berlin verzichtet, hat der Wettkampf für Storl einen hohen Stellenwert. Allein schon wegen der Kulisse: 95 Prozent der Karten sind verkauft, mindestens 10.500 Zuschauer werden erwartet. „Von den Emotionen her kommt das einer Weltmeisterschaft schon sehr nahe“, meinte Storl. Der 23-Jährige ist in blendender Verfassung und in diesem Winter noch ungeschlagen. Das Istaf Indoor ist für ihn ein letzter Formtest vor der Hallen-WM am kommenden Wochenende im polnischen Ostseebad Sopot. Eine neue Saisonbestleistung, mindestens 21,34 Meter, soll es deshalb in der Arena schon sein.

Auch andere Athleten wollen sich mit einer guten Leistung nach Sopot verabschieden. Sprinterin Verena Sailer, in der Form ihres Lebens, trifft auf Staffel-Olympiasiegerin Aleen Bailey aus Jamaika, bei den Männern duelliert sich Lucas Jakubczyk vom SCC Berlin mit Ex-Weltmeister Kim Collins. Im Hürdensprint starten mit dem Kubaner Dayron Robles und Sally Pearson gleich zwei Olympiasieger. Vor allem für die Australierin ist das Rennen in Berlin von großer Bedeutung: Es ist Pearsons erster Hallenwettkampf in diesem Jahr, weshalb sie die Veranstalter bat, dass es vor dem Finale zunächst einen Vorlauf gibt. „Ich muss ein Gefühl für die Hallenrennen bekommen und mich an die kürzere Strecke mit nur fünf statt zehn Hürden gewöhnen“, sagte sie. Mit der Deutschen Meisterin Nadine Hildebrand bekommt Pearsons jedoch starke Konkurrenz.

Harting trifft auf seinen ewigen Rivalen Piotr Malachowski

Im Stabhochsprung soll Malte Mohr nach den Ausfällen von Björn Otto und Raphael Holzdeppe, die beide verletzt sind, für einen deutschen Erfolg sorgen. In dieser Disziplin mussten sich die Organisatoren selbst bremsen. Ursprünglich hatten sie überlegt, bei einer erfolgreichen Lattenüberquerung Feuersäulen aufsteigen zu lassen. Die Idee wurde verworfen. Zu gefährlich, die Stabhochspringer könnten dadurch zu sehr abgelenkt werden. „Der Sport bleibt im Vordergrund“, sagte Meetingchef Martin Seeber.

Beim Diskuswurf werden jedoch alle technischen Möglichkeiten ausgereizt. Weltmeister Robert Harting vom SCC Berlin trifft zum Abschluss der Veranstaltung auf seinen ewigen Rivalen Piotr Malachowski aus Polen. Die Kontrahenten laufen in einem rot-weißen und einem schwarz-rot-goldenen Mantel ein, wie bei einem Boxkampf. Bei 66,20 Metern liegt die deutsche Hallenbestleistung von Wolfgang Schmidt, aufgestellt 1980 in Hohenschönhausen. Die einzustellen wird schwer, denn die Diskuswerfer stecken derzeit im Aufbautraining für den Sommer und sind noch nicht in Topform.

Zur Sicherheit der Zuschauer wird aber ein Fangnetz aufgehängt, zur Rettung des Mobiliars der Videowürfel bis unter die Decke gezogen, damit nichts zu Bruch geht. Schließlich soll das Format des Istaf Indoor bald auch andernorts umgesetzt werden, in Hamburg oder in Köln. Beide Arenen haben bereits Interesse angemeldet. Eine demolierte Inneneinrichtung wäre da keine gute Empfehlung.

Konstantin Jochens

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