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Sport: Besuch vom Kontrolleur

Die Triathleten testen ein neues Anti-Doping-Projekt

Berlin - 100 Meter vom Brandenburger Tor entfernt feiern die Moral und die Ethik im Sport öffentlich Triumphe. Hier steht die Repräsentanz der Dresdner Bank, hier sitzt in einem Konferenzsaal Sylvia Schenk, strafft ihren Oberkörper und verkündet: „Es geht eine Botschaft von diesem Projekt aus: Man darf sich nichts erlauben. Ich stehe mit meiner ganzen Person dahinter.“

Eine ernste Angelegenheit also. Sylvia Schenk ist immerhin frühere Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer und streitbare Anti-Doping-Kämpferin. Jetzt ist sie die Anti-Doping-Expertin eines Pilotprojekts. „Wir beginnen ganz anders als sonst“, sagt sie feierlich.

Er klingt ja auch gar nicht schlecht, dieser Pioniergedanke. Die Dresdner Bank, in Gestalt ihrer Investmentsparte Dresdner Kleinwort, unterstützt ein gleichnamiges Triathlonteam. Das besteht aus sieben Spitzentriathleten mit dem zweifachen Ironman-Sieger Normann Stadler als Aushängeschild. Die Bank überweist der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada bis 2011 einen einstelligen Millionenbetrag, damit die Nada die Triathleten jeweils zehn- bis zwölfmal zusätzlich zu den üblichen Trainings- und Wettkampfkontrollen im Training kontrollieren kann. Zudem werden Blut- und Urinproben der Athleten eingefroren, so dass auch später mit verbesserten Nachweismethoden ein Dopingsünder überführt werden kann. Außerdem erhalten die Ausdauersportler 15 bis 20 Prozent ihrer persönlichen Sponsorengelder erst drei Jahre nachdem sie das Team verlassen haben und klar ist, dass sie nicht dopten.

Christoph Niessen, der Geschäftsführer der Nada, sitzt auch in dem Saal, und er sagt: „Das Projekt hat uneingeschränkt Vorbildcharakter.“ Er legt auch Wert darauf, dass die Nada mit der Deutschen Triathlon-Union (DTU) zusammenarbeitet und keinen Vertrag mit Dresdner Kleinwort besitzt. Die Nada will ihre Unabhängigkeit wahren. Niessen betrachtet auch die Vertragsdauer als Vorteil. „Die Athleten haben Planungssicherheit und müssen nicht jährlich um einen Vertrag bangen.“ Planungssicherheit senke grundsätzlich die Bereitschaft zu betrügen. Stadler nennt einen weiteren Punkt, der dieses Projekt so bedeutsam mache: „Wichtig ist, dass wir jeden Tag damit rechnen müssen, kontrolliert zu werden.“

Das ist auch im Triathlon durchaus ein Argument. Es gibt schließlich einige spektakuläre Dopingfälle. 2004 zum Beispiel gewann Nina Kraft als erste Deutsche den Hawaii-Triathlon, kurz darauf gestand sie Epo-Missbrauch. Jürgen Zäck wurde 2007 für zwei Jahre gesperrt. Der Weltklasseathlet wurde 2006 positiv getestet, sieht sich allerdings als Opfer verunreinigter Nahrungsergänzungsmittel. Der Belgier Rutger Beke wurde 2004 positiv auf Epo getestet. Der belgische Verband verzichtete allerdings auf die obligatorische Zweijahressperre. Kurz darauf belegte Beke in Hawaii Platz fünf.

Grundsätzlich ist eine gewisse Skepsis bei solchen Projekten nicht falsch. Die Telekom pumpte auch viel Geld in die Anti-Doping-Forschung. Vor allem zahlte die Telekom Geld an die Nada, damit die speziell die Radprofis des eigenen Teams zusätzlich kontrollieren konnte. Wie erfolgreich die Nada arbeitete, dürfte der Konzern allerdings nicht erwartet haben. Mit dem Telekom-Geld wurde Patrik Sinkewitz überführt, Mitglied des T-Mobile-Teams.

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