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Ehrenrunde. Die Bronzemedaillengewinnerin von London, Betty Heidler, will in Berlin Werbung fürs Hammerwerfen betreiben.

© rtr

Betty Heidler: Gut genug für Berlin

Betty Heidler trifft am Sonntag beim Istaf auf die besten Hammerwerferinnen der Welt. Diese Möglichkeit bekommt sie nicht oft. Ihre Disziplin gilt für einige andere Meetings als zu unattraktiv.

Es hatte geregnet am vergangenen Sonntag im slowakischen Dubnica, der Ring war nass, Betty Heidler musste sich erst auf die Bedingungen einstellen. Deshalb konnte sie sich in den ersten beiden Versuchen nicht auf ihre Technik konzentrieren. Doch die 75,18 Meter reichten der Weltrekordlerin aus Frankfurt am Main trotzdem. Denn entscheidend war nicht der Sieg, sondern dass Tatjana Lysenko ihren Hammer nur 74,76 Meter weit schleuderte. Lysenko, die Russin, die Olympiasiegerin, die ewige Rivalin von Betty Heidler. Lysenko landete nur auf Rang drei, eine nette Revanche für London also, wo die Russin Gold gewonnen hatte, vor der Polin Anita Wlodarczyk und Betty Heidler.

Am Sonntag beim Istaf wird Heidler wieder auf Lysenko und Wlodarczyk treffen, sie sind Teil des größten deutschen Meetings, in Berlin sind sie gefeierte Größen. In Dubnica waren sie es auch. Aber in Zürich, am Donnerstagabend, da waren sie gar nichts. Da waren sie nur unbedeutende Randfiguren. Bei einem der populärsten und hochkarätigsten Meetings, das es in der Leichtathletik gibt, gingen im Letzigrund 14 Olympiasieger von London an den Start, auch die Kugelstoßerinnen Nadine Kleinert (Magdeburg) und Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) durften antreten. Nur die Hammerwerferinnen wurden nicht eingeladen. Zürich ist ein Meeting der Diamond-League-Serie, der Champions League der Leichtathletik. Aber Hammerwerfen ist keine Disziplin der Diamond League. Zu unattraktiv, zu gefährlich für den Innenraum, das sind die Argumente der Veranstalter. „Dass wir nicht in die Diamond-League dürfen, ärgert mich schon“, sagt Betty Heidler.

Seit Jahren kämpft sie um die Aufwertung ihrer Disziplin. Das Istaf ist eine Chance für diese Selbstdarstellung. Das Fernsehen überträgt, die Fans können live verfolgen, wie spannend dieser Wettbewerb sein kann, wie technisch anspruchsvoll. „Das Thema Hammerwerfen hat für uns eine hohe Bedeutung“, sagt Martin Seeber, der Istaf-Geschäftsführer. „Es gibt nicht so viele Meetings auf der Welt, bei denen Hammerwerfen so eine große Aufmerksamkeit hat wie bei uns.“ Natürlich hängt das mit Betty Heidler zusammen, die seit Jahren zu den Stars der deutschen Leichtathletik gehört. „Die Zuschauer mögen sie“, sagt Seeber. „Sie ist eine Berlinerin.“ Betty Heidler ist in Marzahn aufgewachsen.

Seeber und Meeting-Direktor Gerhard Janetzky möchten den Zuschauern alle deutschen Medaillengewinner von London präsentieren. Und Heidler weiß natürlich, dass sie rare Chancen wie das Istaf gut nützen muss. Da kam ihr das Drama um ihre Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen natürlich zugute. Wenn man mit einem Athleten eine gute Geschichte verbinden kann, wertet das die eigene Bedeutung auf. Und Millionen Menschen haben am Fernsehen verfolgt, wie Betty Heidler in London durch einen wohl einmaligen Messfehler zeitweise um ihren besten Versuch gebracht worden war.

Heidler, Lysenko und Wlodarczyk gehen ihre Benachteiligung offensiv an. Sie sind schließlich alle Betroffene, da hört das Konkurrenzdenken auf. In London trugen sie eine Plakette mit hammerwerfenden Strichmännchen und der Aufschrift „Support Hammer Throw“. Initiiert hatte diese Aktion Betty Heidlers Vereinskollegin Kathrin Klaas. Die war auch bei den Deutschen Meisterschaften 2011 im Zweiteiler aufgetreten. So konnte jeder sehen, was sie auf den Bauch gepinselt hatte: „Nicht gut genug für die Diamond League.“

Für Istaf ist sie allerdings auch nicht gut genug. Als Olympia-Fünfte wurde sie nicht verpflichtet. Die mediale Werbung fürs Hammerwerfen muss schon Betty Heidler übernehmen.

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