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Max Kepler blieb mit den Minnesota Twins hinter den Erwartungen zurück.

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BIG FOUR - Die US-Sport-Kolumne: Gewinner und Verlierer: Das Saisonfazit zur MLB

Die Saison in der Major League Baseball ist vorbei. Jetzt wird analysiert: Was war gut, wo hakt es und wer ist nicht mehr zu retten.

Die Boston Red Sox sind Meister. Das hätte man vor der Saison schon ahnen können, aber bekanntlich ist Baseball ja eine der am schwersten vorhersagbaren Sportarten. Deswegen hat auch seit den New York Yankees 2000 kein Team mehr seinen Titel verteidigen können. Und dass sich die beste Offensive durchsetzt, ist in der MLB längst nicht die Regel.

In den nächsten Tagen werden die besten Spieler der Saison gekürt. Mookie Betts dürfte den MVP-Titel in der American League (AL) einheimsen, Blake Snell von den Tampa Bay Rays hätte sich den Cy-Young-Award für den besten Pitcher verdient. Überhaupt die Rays: 90-72 lautete am Ende ihre Bilanz, damit hätten sie in der National League (NL) definitiv noch ein Spiel mehr bestreiten dürfen.

Gefühlt hat sich die AL noch einmal ein gutes Stück von der NL entfernt. Auch Astros und Yankees wären wohl als Favoriten in die World Series gegangen, wenn sie es nicht vorher mit den Red Sox zu tun bekommen hätten. Und nicht zu vergessen die Oakland Athletics, die man vor der Saison nicht unbedingt auf dem Zettel haben musste und die dann 97 Saisonsiege feierten. Manager of the Year? Da kann es nur einen geben: Bob Melvin.

Die Play-offs mühelos erreicht haben in der AL auch die Cleveland Indians, insgesamt kann das Team aber nur bedingt zufrieden sein mit der Saison. Die Mannschaft von Terry Francona hat sich seit dem dramatischen 3:4 vor zwei Jahren in der World Series gegen die Chicago Cubs wieder deutlicher von einem Titelgewinn entfernt. Die Bilanz von 91:71-Siegen in der eher schwachen AL Central ist dann auch nicht wirklich überragend und das deutliche 0:3 in der ersten Play-off-Runde gegen Houston war dann schon arg wenig. Die Frage ist, wie lange die Indians noch All In gehen. Talent ist genügend vorhanden im Team, es fragt sich nur, wie ausgeprägt die Geduld des Managements noch ist. Zumal Red Sox, Yankees und Astros kaum schwächer werden dürften. Übrigens ist das auch eine Frage, die sie sich möglicherweise bei den Seattle Mariners stellen werden. 89 Siege waren gut, aber eben nicht gut genug.

Berlins Max Kepler hatte mit den Minnesota Twins keine berauschende Saison

Bleiben wir noch kurz in der AL Central. Hier spielt ja auch der Berliner Max Kepler mit Minnesota. Die Twins hatten aber von Saisonbeginn an Probleme, auch Kepler spielte insgesamt nur durchschnittlich. Die erhoffte Break-Out-Saison wurde es für ihn nicht, den Stammplatz hat er aber vorerst sicher. Ähnlich durchwachsen fällt das Fazit bei den Los Angeles Angels aus. Mike Trout, Albert Pujols und jetzt Shohei Ohtani - den Namen nach müssten die Angels eigentlich zumindest mal wieder eine positive Bilanz vorweisen können. Aber das ist ihnen nun schon das dritte Jahr in Folge nicht mehr gelungen.

Kommen wir zur National League. Die Dodgers sind wieder bestes Team geworden, auch hier hätte man aber etwas mehr erwartet - vor allen Dingen mehr Souveränität in der eigenen Division. Manager Dave Roberts hat in der World Series nicht immer die besten Entscheidungen getroffen, andererseits ist man hinterher immer schlauer. Die Dodgers haben weiterhin viel Talent und genug Geld, um auch im kommenden Jahr wieder nach dem Titel zu greifen. Spannende Frage: Bleibt Star-Pitcher Clayton Kershaw? Third-Baseman Manny Machado dürfte den Klub sehr wahrscheinlich verlassen.

Die Überraschung der Saison waren die Atlanta Braves, die ihrer Zeit voraus sind und sich den Sieg NL East sicherten. Da wächst ganz offensichtlich etwas zusammen, Manager Brian Snitker hat daran großen Anteil und wird dafür wahrscheinlich ausgezeichnet werden, auch wenn Craig Counsell ebenfalls gute Argumente für den Titel des besten NL-Managers gesammelt hat. Mit den Milwaukee Brewers fehlte ihm nur ein Sieg zum Einzug in die World Series und wenn jemand unkonventionell gecoacht hat, dann er. Brewers Outfielder Christian Yelich war dabei natürlich auch nicht ganz unwichtig, er gilt als Favorit auf den MVP-Titel in der NL.

Enttäuschend verlief mal wieder die Saison der Washington Nationals. Wie ein Team mit derart viel Talent Jahr für Jahr derart schwächelt, ist fast nicht mehr zu begreifen. Bryce Harpers Vertrag läuft aus, ob er bleibt, ist mindestens mal fraglich. Er wittert einen Monster-Vertrag. Und selbst wenn dahinter viele Fragezeichen stehen, wird er den wohl trotzdem bekommen. An Pitcher Max Scherzer wiederum hat es sicherlich am wenigsten gelegen, er kämpft Jacob deGrom von den New York Mets um den Cy-Young-Award in der NL. Die Mets gehören ebenfalls zu den eher negativen Erscheinungen der Saison, auch oder gerade weil sie schon wieder endlos viel Verletzungspech hatten.

Bleiben noch die Chicago Cubs. Zwei Endspiele hatten sie zum Saisonende, beide gingen verloren. Erst das Spiel gegen die Brewers um den Divisions-Sieg und dann das Wildcard-Game gegen die Colorado Rockies. Angesichts der gewachsenen Ansprüche bei den Cubs dürfte das Fazit für 2018 eher weniger zufriedenstellend ausfallen. Das Gute aus Cubs-Sicht: Es gibt immer eine nächste Saison. Und das gilt natürlich auch für alle anderen Teams in der Major League Baseball.

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