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Ist hier jemand Arzt?

© BorisStreubel

Sport: Bitterer Nachgeschmack

Badstubers Kreuzbandriss schockt die Bayern.

München - Es ist guter Brauch in der Bundesliga, dass bei der Pressekonferenz nach einer Partie zunächst der Gästetrainer das Wort erhält und das Spiel aus seiner Sicht analysieren darf. Jürgen Klopp räusperte sich, beugte sich zum Mikrofon – aber dann bewertete der Trainer von Borussia Dortmund nicht das 1:1-Unentschieden gegen den FC Bayern München. Er sprach erst einmal über einen Spieler des Gegners. „Fangen wir mit dem Wichtigsten an“, sagt Klopp. „Gute Besserung an Holger Badstuber.“ Ein unglücklicher Moment sei das gewesen, als der Verteidiger sich das Knie verdreht habe. „Er ist ein hervorragender Spieler. Sein Ausfall tut allen weh, die den Fußball lieben“, sagte Klopp.

Die Bayern durften mit dem 1:1 gegen den Deutschen Meister durchaus zufrieden sein, auch wenn sie am Ende gute Tormöglichkeiten für einen Sieg gehabt hatten. Acht Punkte beträgt der Abstand zum Tabellenzweiten Bayer Leverkusen nun und weiterhin elf Punkte auf Borussia Dortmund, was „für uns noch wichtiger ist“, wie Toni Kroos bekannte. Und doch war die Stimmung gedämpft: Die Verletzung von Badstuber fühlte sich für den Tabellenführer an wie eine Niederlage neben dem Unentschieden. Die langwierige Verletzung des 23-Jährigen kann den Münchnern im weiteren Verlauf der Saison noch richtig wehtun.

Am Sonntag bestätigten die Mannschaftsärzte die Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie. Kurz nachdem er sich auf dem Feld das Knie verdreht hatte, lag Badstuber in der Halbzeit noch immer auf einer Liege in der Kabine. „Die Spieler waren tief betroffen, als sie ihn sahen“, sagte Heynckes und machte diesen „Schock“ gar dafür verantwortlich, dass seine Mannschaft nach der Pause zunächst 15 Minuten brauchte, um wieder in die Partie zu finden. „Die Verletzung steht heute sicher im Vordergrund“, bedauerte auch Philipp Lahm, und Bastian Schweinsteiger ließ keinen Zweifel daran, wie er den monatelangen Ausfall einordnet: „Er ist in meinen Augen unser bester Innenverteidiger“, sagte Bayerns Mittelfeldchef. „Das ist enorm bitter für uns.“

Badstuber hat bislang stark gespielt in dieser Saison. Der 23-Jährige hat exzellente Zweikampfwerte, seine Kopfballstärke gibt der Mannschaft Sicherheit, sein Spielaufbau gilt als ähnlich gut wie seine Übersicht. Vergangenes Jahr hatte sich Schweinsteiger schwer verletzt und war wochenlang ausgefallen, was die Bayern aus dem Tritt geworfen hatte und letztlich auch mitverantwortlich dafür war, dass sie die Meisterschaft verloren.

Die Bayern konnten diese Saison Mario Gomez ersetzen, und für den verletzten Arjen Robben spielt eben Thomas Müller. Ein Ersatz für Badstuber ist schwieriger zu finden: Jerome Boateng spielt eine gute Saison, gilt aber als anfällig für Schludrigkeiten. Und Daniel van Buyten ist 34 Jahre alt und hat auf höchstem Spielniveau Defizite. Javier Martinez kann Innenverteidiger spielen, aber den Spanier haben die Münchner vor allem geholt, damit er das defensive Mittelfeld stabilisiert. Badstubers Verletzung bringt eine Unwucht ins Mannschaftsgefüge, Karl-Heinz Rummenigge schloss dennoch einen Transfer in der Winterpause aus. Die Bayern wollen den Ausfall aus ihren eigenen Reihen kompensieren, doch sie müssen nun erst einmal beweisen, wie sie dauerhaft ohne Holger Badstuber zurechtkommen – die Konkurrenz jedenfalls könnte von der Verletzung profitieren. Florian Fuchs

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