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Jerome Boateng verhindert den Ausgleich der Ukraine.

© dpa

Boateng, Schweinsteiger und ein Kroate: Das sind die Helden des ersten EM-Sonntags

Krachende Geschichten: Die EM hat schon zu Beginn viele Heldenepen hervorgebracht. Die jüngsten handeln von Boateng, Schweinsteiger und einem blutenden Kroaten. Ein Kommentar.

Es gibt diese Sätze im Fußball, abgedroschene Sätze, man kann sie eigentlich nicht mehr hören. Einer geht so: Es gibt Geschichten, die schreibt nur der Fußball. Das sind in der Regel Heldenepen, sie handeln von Schmerz und Wiederauferstehung und von der Kraft, die der Wille schafft. Fangen wir mit Vedran Corluka an.

Dass Kroaten auf dem Fußballplatz gerne mal austeilen ist bekannt. Corluka steckt ein. In der ersten Hälfte des Spiels gegen die Türkei ging Corluka am Sonntag nach einem Kopfballduell blutüberströmt zu Boden. Der Innenverteidiger wurde behandelt, bekam einen weißen Turban um den Kopf gewickelt. Der blieb nicht lange weiß, weil die Platzwunde weiter suppte. Zur Pause hin war der weiße Turban wieder tiefrot. In der Kabine wurde die Wunde genäht. Notdürftig und mangelhaft.

Boateng gibt eine krachende Antwort

Mitte der zweiten Halbzeit lief Corluka wieder blutüberströmt vom Platz. Mit einem Messer im Rücken aber geht Corluka noch lange nicht nach Hause. Er ließ sich einen blauen Turban anlegen. Und spielte bis zum Ende durch. Okay, das war eine Geschichte, die hat auch Dieter Hoeneß schon mal geschrieben.

Und die von Jerome Boateng ist auch keine exklusive. Aber wie Nachbars Liebling gegen die Ukraine in der 37. Minute fast ein Eigentor fabrizierte und es dann selber akrobatisch und artistisch verhinderte, dürfte Alexander Gauland vor Wut ins Sofakissen beißen lassen. Boateng, ein Held im Kampf gegen Rassismus. Eine erste krachende Antwort des gebürtigen Berliners im Dienste des FC Bayern München und der Nationalmannschaft.

Schweinsteiger rührt die Fans

Manch eine dieser Heldengeschichten, die nur der Fußball schreibt, lösen Gänsehaut aus und treiben zart besaiteten Menschen Tränen der Rührung in die Augen. Bastian Schweinsteiger, das war der Held von Rio, der die Mannschaft trotz Verletzung zum WM-Titel trieb. Mit raumgreifenden Schritten und mit Willenskraft. Er spielt jetzt für Manchester United, das heißt er spielt eigentlich nicht, weil er am Knie verletzt war. Seit März hat er kein Pflichtspiel mehr bestritten. 31 Jahre alt ist er, in aller Ehren ergraut, und manch einer, es sind nicht so wenige, sagt, dass er seinen Leistungshöhepunkt überschritten habe und der deutschen Mannschaft in Frankreich wohl nicht mehr helfen könne. Zumal es ihm noch an Luft fehlt, weil er Trainingsrückstand hat und konditionsarm ist.

Es war wohl mehr eine Geste, dass Trainer Jogi Löw ihn in der letzten Minute des Spiels noch aufs Spielfeld schickte, für 60 Sekunden wird die Luft schon reichen. Und dann flankt Özil, und dann sprintet Schweinsteiger mit raumgreifenden Schritten nach vorne, mit all seiner Willenskraft, und dann bekommt er den Ball, und dann knallt er ihn zum 2:0 ins Netz.

Ach Fußball ist wunderbar.

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