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Kleiner Dämpfer. Marco Reus hadert mit den vergebenen Chancen gegen die Hertha.

© imago/Kirchner-Media

Borussia Dortmund: Dämpfer gegen Hertha BSC: Starker Auftritt, geringer Ertrag

Der Tabellenführer zeigt trotz einer sehenswerten Vorstellung Nerven. Für Ex-Spieler Sebastian Kehl war das Spiel des BVB "relativ untypisch".

Das Lächeln von Lucien Favre wirkte diesmal ein wenig gequält. Bei allem Stolz über die erneut sehenswerte Leistung seiner Profis konnte der Dortmunder Trainer seinen Frust über das 2:2 (1:1) des Tabellenführers gegen Hertha BSC nicht vollends verbergen. „Das ist Fußball, das ist das Leben“, kommentierte der Schweizer Fußball-Lehrer den Last-Minute-Treffer durch den Foulelfmeter von Salomon Kalou. Einen tieferen Blick in seine Gefühlslage gewährte Kapitän Marco Reus: „Wenn man so spät den Ausgleich kassiert, ist man niedergeschlagen. Wir waren alle sehr enttäuscht.“

Nicht nur das sportliche Geschehen sorgte für Gesprächsstoff. Denn die 80 000 Zuschauer im Dortmunder Stadion bekamen auch das hässliche Gesicht des Fußballs zu sehen. Nur wenige Minuten nach dem Anpfiff der Partie lieferten sich Berliner Ultras im Stadion eine heftige Prügelei mit der Polizei. Anders als Dortmunder und Berliner Fangruppen, die am nächsten Tag über einen unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei klagten, verurteilte Hertha-Manager Michael Preetz das Vorgehen der Fans: „Eine Katastrophe. Das ist eine ganz bittere Stunde für den Fußball und für Hertha BSC.“

Erstmals seit Wochen keine Freude beim BVB

Vom Auftritt ihrer Mannschaft nahmen die meisten Ultras deshalb nur am Rande Notiz. Dabei bereitete ihre Hertha der Borussia einen unbequemen Nachmittag. Erstmals seit Wochen gab es für den BVB nach zuletzt sechs Pflichtspiel-Siegen in Serie mit zum Teil berauschenden Vorstellungen keinen Grund zur Freude und erstmals seit dem Amtsantritt von Favre keinen Heimsieg. „Das sind gefühlt zwei verlorene Punkte. Heute hat es nicht funktioniert, dass wir effizient waren“, beklagte Mario Götze den leichtfertigen Umgang seiner Mannschaft mit Torchancen.

Bis kurz vor Schluss schien es, als hätte der BVB die unbequemen Berliner dank zweier Tore von Jadon Sancho (27./61.) in die Knie gezwungen. Doch die fehlende Kaltschnäuzigkeit von Raphael Guerreiro (78.) und Jacob Bruun Larsen (86.), bei großen Chancen die Führung auszubauen, wurde noch bestraft. „Die Mannschaft hat sich diesmal leider nicht belohnt. Das war relativ untypisch, denn in den vergangenen Wochen waren wir sehr effizient“, befand Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung.

Nach Einschätzung von Kehl wird der auf zwei Punkte geschmolzene Vorsprung auf Titelverteidiger FC Bayern die Mannschaft jedoch nicht vom erfolgreichen Kurs der vergangenen Wochen abbringen: „Das ist nichts, worüber wir grübeln sollten. Den Punkt nehmen wir jetzt mit - weiter gehts.“ Trotz des Dämpfers deutete die Mannschaft erneut ihr großes Potenzial an. Zum positiven Bild trug auch Mario Götze bei, der auf der von ihm ungeliebten Position im Angriffszentrum eine beachtliche Leistung bot. Der Edelreservist der vergangenen Wochen scheint auf gutem Weg, wieder an bessere Tage anzuknüpfen. „Für mich hat Mario sehr gut gespielt. Er bewegt sich richtig und spürt Fußball, hilft auch viel defensiv“, lobte Favre.

Auswärtscoup versetzt Selke in Hochstimmung

Anders als die Dortmunder waren die Berliner mit dem 2:2 hoch zufrieden. „Für Spiele wie heute lebst du als Fußballer“, schwärmte Abwehrspieler Karim Rekik. Wie schon bei den Siegen gegen die Bayern (2:0) und Mönchengladbach (4:2) bewies die aufstrebende Hertha, dass sie mittlerweile auch mit Spitzenteams mithalten kann. Der neuerliche Coup versetzte Angreifer Davie Selke in Hochstimmung: „Mein Puls ist noch ganz weit oben. Wir sind eine richtig eklige Mannschaft.“.

Großen Grund zur Freude hatte vor allem Kalou. Schließlich traf der 33 Jahre alte Ivorer doppelt und überwand sein Dortmund-Trauma. Anders als im Pokal-Achtelfinale 2016/17 an gleicher Stätte, als er im Elfmeterschießen scheiterte und damit zum Aus seines Teams beitrug, behielt er diesmal in der Nachspielzeit die Nerven und verwandelte den Strafstoß eiskalt. „Ich habe vor dem Elfmeter nur gedacht: Nach all den verwandelten Strafstößen im Training darfst du den auf keinen Fall verschießen“, kommentierte er seinen zweiten Saisontreffer. (dpa)

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