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Daniel Brands verabschiedet sich nach einem heiß umkämpften Match von den Zuschauern und aus dem Turnier.

© AFP

Australian Open: Brands macht Tomic das Siegen schwer

Daniel Brands überrascht in Melbourne mit einem starken Match gegen den jungen Überflieger Bernard Tomic, muss sich aber nach einem gewonnenen und drei knapp verlorenen Sätzen aus dem Turnier verabschieden.

Bernard Tomic konnte es nicht fassen. Sein Vorhandkracher hätte ein sicherer Punkt sein müssen, aber stattdessen hatte Daniel Brands den Ball noch von seinem Schläger so geschickt abtropfen lassen, dass er direkt hinters Netz plumpste und kaum mehr hochsprang. Tomic stolperte fast über seine eigenen Füße, als er noch versuchte, den Ball zu erreichen. Tomic blickte mit einer Mischung aus Verachtung und Arroganz auf die andere Seite des Platzes.

Für ihn, Tomic, den 20-jährigen Heißsporn aus Queensland, der in dieser Saison noch kein Match verloren hat, sollte diese zweite Runde der Australien Open gegen die Nummer 120 der Welt doch nur ein besseres Training sein für das ersehnte Duell mit Roger Federer. Doch Daniel Brands machte da nicht mit.

Der Hüne aus Deggendorf spielte in der Rod-Laver-Arena von Melbourne so furios auf wie ein Großer. Und er hätte es verdient gehabt, den wohl besten Auftritt seiner Karriere mit einem Sieg zu krönen. Doch dass Brands nach drei Stunden bei Temperaturen von über 40 Grad mit 7:6, 5:7, 6:7 und 6:7 unterlag, machte den 25-Jährigen nicht zum Verlierer. Tomic konnte hinterher nicht glauben, welches Niveau der Deutsche geboten hatte. Brands habe "wie ein Top-Ten-Spieler gespielt", lobte Tomic.

Erst ein einziges Mal hatte Brands bei den French Open auf einem annähernd so großen Platz gespielt. Und hier feuerten nun 15 000, teils bunt verkleidete und schlachtrufgrölende Australier inbrünstig ihren Mann an, und Brands zeigte trotzdem nicht die geringste Nervosität. Im Gegenteil. "Ich habe es auf dem Platz richtig genossen", sagte er später. Seine Aufschläge feuerte er mit über 200 Stundenkilometern in schier mechanischer Präzision ab und von der Grundlinie machte Brands brutalen Druck.

Die Australier feierten nachher beide, den Lokalhelden und den unterlegenen Herausforderer, mit stehenden Ovationen und auch den zweimaligen Australian-Open-Sieger Jim Courier hielt es in der TV-Kommentatoren-Box nicht mehr: "Warum zum Teufel ist dieser Junge denn nur die Nummer 120?" Brands war 2010 schon mal der 66. der Rangliste, nachdem er ins Achtelfinale von Wimbledon gestürmt war. "Der Erfolg kam zu früh für mich", sagte Brands nun, "ich habe mir danach zu viel Druck gemacht." Der Absturz folgte, die Zweifel und die Tingelei auf der Challenger-Tour. "Das war sehr schwer für den Kopf. Ich war wie blockiert."

Im Herbst dann spielte Brands in Wien eine gute Partie gegen den starken Juan Martin del Potro, danach wusste er: "Ich habe wieder Vertrauen in mich und mein Spiel." Zum Saisonbeginn schaffte es Brands in Doha ins Halbfinale, in Melbourne zeigte das Formbarometer endgültig steil nach oben. "Ich möchte in die Top 50. Ich denke, das ist nicht unrealistisch." Nach diesem Auftritt zweifelte niemand mehr daran.

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