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Bremen gegen Bayern: Es ist nicht alles schlecht

Zwei Spitzenvereine mit vielen Schwächen treffen am Sonntag aufeinander. Aber Werder Bremen und Bayern München haben auch Stärken.

WERDER BREMEN

Der Trainer: Thomas Schaaf, 47, in Mannheim geboren, seit 40 Jahren in Bremen, kennt im Verein jeden und alles. Das ist ein Vorteil, genau wie seine nach außen spröde, nach innen aber beruhigende Art. Was oft verkannt wird: Der Familienmensch kann autoritär und aufbrausend werden. Sein Fußball-Sachverstand ist unbestritten. Nach dem Weiterkommen in Mailand lobten viele Spieler seine Pausenansprache; Torwart Christan Vander verriet, Schaaf habe angewiesen, mit mehr hohen Bällen direkt in den Strafraum zu operieren, da sei die alte Milan-Riege anfällig. Und siehe da: Beide Pizarro-Tore nach der Pause waren Kopfballtore aus dem Zentrum. Selbst verraten würde das Schaaf aber nie. Stattdessen brummte er auf die Frage, warum er nicht wie die Spieler vor den Fans getanzt habe: „Soll ich wie ein Huhn über den Platz laufen?“

Die Stars:

Das sind zwei Südamerikaner – Diego (acht Tore/drei Vorlagen) und Claudio Pizarro (elf Tore/keine Vorlage). Beide sind im Moment gut drauf, lobt sogar Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann. Diego, 24, und Pizarro, 30, sind elementar für das Bremer Vorwärtsspiel. Dummerweise ist ihr Verbleib über den Sommer vom weiteren Saisonverlauf abhängig. Die deutschen Nationalspieler Torsten Frings und Per Mertesacker sind weitere (und am besten entlohnte) Wortführer – wegen ihrer weniger spektakulären Spielweise aber nicht kultig. Anderswo hätten Tim Wiese und mit Abstrichen Clemens Fritz noch Starpotenzial. Der Torwart, der derzeit fehlt, macht aber nicht mehr jeden Schnickschnack mit (was gut ist); der Verteidiger steckt im Formtief (was schlecht ist). Kommender Werder-Star dürfte Neu-Nationalspieler Mesut Özil werden – derzeit in guter Form.

Die Offensive: Die hohe Torproduktion ist Markenzeichen des extrem offensiv orientierten 4-4-2-Systems unter Schaafs Regie. Trotz der verkorksten Hinrunde lieferte Werder so manche Gala ab: 5:2 bei den Bayern, 5:4 gegen Hoffenheim, 5:1 gegen Hertha, 5:0 gegen Frankfurt. In der Tabelle ist Bremen Elfter, nach den geschossenen Toren (42) aber Vierter. Nur: In der Rückrunde gelangen gegen Bielefeld (1:2), Schalke (0:1), Mönchengladbach (1:1) und Cottbus (1:2) erst drei Treffer. Das Manko: Das zu behäbige Aufbauspiel, zudem machten in drei dieser vier Partien die wichtigsten Torschützen Diego und Pizarro nicht mit. Heute gegen die Bayern schon.

FC BAYERN

Die Demokratie: Nachdem die Bayern dreimal im Hurrastil verloren hatten, kam die Initiative für mehr Sicherheitsdenken aus dem Team. „Wir waren uns im Mannschaftsrat einig, dass irgendwas nicht stimmt, und haben uns entschieden, defensiver zu spielen“, sagt Miroslav Klose. Aber, verlautbart der FC Bayern in einer eigens zu diesem Thema verfassten Pressemitteilung (eindeutiger Indikator für höchste Nervosität), es habe nie mannschaftsinterne Geheimrunden gegeben. Trainer Jürgen Klinsmann sei bei den Diskussionen immer dabei gewesen und habe vor dem Spiel in Lissabon letztlich das Spielsystem entschieden. So funktioniert Demokratie: Alle reden mit, und am Ende hat einer das Sagen.

Der Star: Natürlich haben die Bayern viele Nationalspieler mit ordentlicher Leuchtkraft. Aber selbst eine 100-Watt- Birne geht unter, wenn daneben ein 500- Watt-Strahler steht. Und so einen hat der FC Bayern: Franck Ribéry. Nach der Winterpause wirkte der Franzose meist etwas lustlos. In Lissabon aber schoss er zwei Tore und war wieder fast der Alte. Er sei davor etwas „müde“ gewesen, sagt Ribéry. Daran ist er allerdings selbst schuld. Er hat zu oft mit einer beruflichen Veränderung kokettiert. In dieser Woche hieß es, Ribéry sei sich mit dem FC Barcelona einig. „Nichts dran“, sagt Ribéry und ergänzt: „Diese Fragen über einen Wechsel stören mich seit einiger Zeit. Die Geschichten nehmen mir die Energie.“ Wenn das so ist, sollte er bis Saisonende einfach seinen Mund halten. Dann kann er auch wieder mit voller Wattzahl Fußball spielen.

Die Offensive: In der Torjägerliste ist der FC Bayern eine graue Maus. Luca Toni und Miroslav Klose liegen mit je neun Treffern auf Rang zehn, unter anderem hinter Wichniarek (Bielefeld) und Novakovic (Köln). Doch genau das ist eine Stärke des FC Bayern. Die Hierarchie im Angriff hat sich verschoben. Vergangene und auch Anfang dieser Saison sah das Zusammenspiel von Toni und Klose aus, als spielten da Herr und Diener. Doch Klose hat den sozialen Aufstieg geschafft. Und siehe da: Im Angriff ist Platz für zwei Herrscher, die sich nun aus den hinteren Reihen bedienen lassen. Das ist nicht nur gut für das Betriebsklima in der Abteilung Angriff, sondern macht die Bayern auch unberechenbarer.

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