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Am Beckenrand. Britta Steffen schwimmt nicht mehr, sondern schaut zu – wie hier bei der WM im August in Barcelona.

© picture alliance / dpa

Britta Steffen: Unkompliziert, mit kleenen Anekdoten

Ex-Schwimmerin Britta Steffen gibt sich bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Rücktritt entspannt. Die zweimalige Goldmedaillengewinnerin hat mit ihrem Sport abgeschlossen, sagt sie.

Britta Steffen sieht erholt aus. Sie trägt ein schwarzes, ärmelloses enges Minikleid, das sich an eine schwarze Strumpfhose schmiegt. Wären da nicht die muskulösen Oberarme, niemand würde auf die Idee kommen müssen, dass hier Deutschlands erfolgreichste Beckenschwimmerin des vergangenen Jahrzehnts auf der Bühne steht. Britta Steffen erinnert noch mal an sie, als sie im Rahmen eines Fachsymposiums in einer Kreditbank in Berlin-Mitte zum Thema „Ich kann Gold“ Fragen beantwortet.

Es ist Britta Steffens erster größerer öffentlicher Auftritt nach dem Rücktritt von ihrer Schwimmkarriere Ende September. Einer Karriere, in der sie zweimal bewiesen hat, dass sie olympisches Gold kann. Bei den Spielen von Peking 2008. Und es war eine Karriere, in der sie auch große Niederlagen hat einstecken müssen. Die prägnanteste wohl 2012 in London – als sie nach 50 Metern Freistil als Vierte anschlug.

Steffen kann zum Thema des Goldkönnens viel beitragen. Wie sie sich geschunden hat, um ihr Ziel zu erreichen. Dass sie alles andere ausblenden musste und wie sie ihr Studium nur mit Hilfe der Kommilitonen in acht anstelle der üblichen vier Jahre bewältigen konnte. Und das Verarbeiten des großen Rückschlages 2004 in Athen, wo sie ausrutschte und dann nicht starten konnte. Danach hatte sie ihre Karriere für drei Monate unterbrochen, erst mit Hilfe einer Psychologin fand sie zurück und wurde mental stabiler. „Vorher war ich ein nervöses Häschen“, sagt Steffen. Erst als sie nur noch für sich selbst geschwommen sei, habe sie an Stärke gewonnen. Ihr Bild in der Öffentlichkeit hat sich aber durch die Erfolge der Schwimmerin nicht unbedingt korrigiert. Sie war immer noch das „Sensibelchen“. Britta Steffen galt als schnell beleidigt und im Umgang mit den Medien als nicht besonders geschickt.

In ein paar Tagen wird Britta Steffen 30 Jahre alt. Sie wirkt bei ihrem Auftritt am Mittwoch wie jemand, der mit seiner Karrierre abgeschlossen hat. Sie sei ausgeglichen und nicht mehr den ganzen Tag müde, sagt sie. Vor drei Wochen hat sie in Halle an der Saale mit ihrer Abschluss-Arbeit begonnen, im Rahmen ihres Masterstudiums in „Human Resources Management“. Später könnte sie damit im Personalmanagement arbeiten.

Sie führt in Halle mit Freund und Weltklasse-Schwimmer Paul Biedermann zusammen ihr Leben nach dem Sport, der Steffen bekanntlich aber nicht reich gemacht hat. Einmal verlässt sie die ernste Bahn als sie über das Goldmachen erzählt. Sie sei mal mit dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Gerald Asamoah bei „Stern TV“ gewesen. Der habe sie in der Maske gefragt: „Sag mal, wie viel Geld verdienst du eigentlich im Monat?“ 400 Euro kriege ich vom Verein, habe sie geantwortet. Daraufhin Asamoah: „Ich trainiere dienstags auch zweimal.“

Als sie ihre „kleene Anekdote“ erzählt, verrät die Sprachfärbung ihre brandenburgische Herkunft. Unkompliziert wirkt die Privatperson Steffen. Die Ex-Sportlerin dagegen hölzerner. Sie hat es auch schwer, neben ihr wirbelt auf der Bühne Diskus-Olympiasieger Robert Harting. Und der ist auch rhetorisch olympiareif unterhaltsam. Gold für Harting. Silber nur für Britta Steffen – aber die Medaille würde sie glatt ablehnen. Denn die Sportlerin Britta Steffen, die Frau, die sich im Olympiastützpunkt Berlin-Hohenschönhausen hin zu 23 internationalen Medaillen gequält hat, ist Geschichte. Erfolgreiche Sportgeschichte.

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