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Schöne Aussichten für die EM. Ein Touristenboot hält am Lago Maggiore auf den Hafen von Ascona zu, wo die deutsche Nationalelf ihr Trainingslager abhält.

© dpa

Bürgermeister von Ascona im Interview: "Die deutsche Mannschaft ist für uns eine Attraktion"

Das Schweizer Örtchen Ascona ist in aller Munde, weil die deutsche Fußball-Nationalelf hier ihr EM-Trainingslager abhält. Das freut den Bürgermeister, wie er uns erzählt.

Herr Pissoglio, als Bürgermeister von Ascona strahlen Sie seit zwei Tagen übers ganze Gesicht. Sie werden uns bestimmt verraten, warum?

Natürlich, gern, die Sache ist nämlich ganz einfach. Wir haben den Fußball-Weltmeister zu Gast in unserer schönen Stadt. Und das nach 2008 nun schon zum zweiten Mal. Die Deutschen sind die besten Wiederholungstäter, die man sich wünschen kann.

Vor acht Jahren hatte die deutsche Mannschaft ihr EM-Stammquartier in Ascona. Welche Erinnerungen haben Sie noch?

Gute, denn ich war damals im Gemeinderat der Stadt für den Sport zuständig und somit hauptsächlich mit der Planung und Organisation beschäftigt. Es war eine schöne wie wichtige Zeit für Ascona und wir waren stolz, dass Deutschland damals das EM-Finale erreichte.

Gibt es Unterschiede zu heute?

Ich glaube, die Atmosphäre ist durchaus vergleichbar, nur die Stimmung war eine andere. Verstehen Sie mich richtig. Damals war es das Turnierquartier, die Mannschaft war noch konzentrierter. Jetzt hält die Mannschaft ihre Vorbereitung auf das Turnier in Frankreich hier ab. Es ist etwas entspannter, was ich so mitbekomme. Damals war die Beziehung schon allein deswegen etwas enger, weil die Mannschaft viel länger bei uns zu Gast war. Und, damals befand sich der Trainingsplatz noch im benachbarten Tenero. Heute ist der Trainingsplatz nahe des Hotels, wir haben die Mannschaft also ganz in Ascona.

Sie schwärmen ja. Sie sprechen von der deutschen Mannschaft wie von einer Attraktion.

Die Deutschen sind für uns eine Attraktion, die ganze deutsche Bevölkerung ist eine. Ihre Landsleute sind ein starker Partner von Ascona. Sie wissen ja, dass Ascona stark vom Tourismus lebt. Als die Mannschaft 2008 das erste Mal hier war, löste das eine Tourismuswelle aus, die sechs bis neun Monate andauerte. Dass die Mannschaft sich jetzt noch einmal für uns entschieden hat, zeigt, dass wir einiges ganz gut können, nämlich Gastgeber sein. Das ist eine dieses Mal eine vielleicht noch größere Botschaft.

Wer sich in der Stadt umhört kriegt zu hören, dass in den vergangenen Jahren immer weniger deutsche Urlauber hierher kamen. Woran liegt das?

Ein Teil ist das Erstarken des Schweizer Franken. Es ist nicht billig, hier Urlaub zu machen. Das wissen wir. Und natürlich können wir uns auch verbessern, noch zugewandter werden und unsere Events stärken. Eta das jährliche JazzAscona Festival, das in diesen Tagen beginnt, das Harley Davidson-Treffen oder das Springreit-Turnier, das im kommende Jahr den höchsten Status erhält. Sie sehen, wir investieren.

Wie ist eigentlich der Vertrag zu Stande gekommen: Haben Sie sich beim Deutschen Fußball-Bund mit Ihrer Stadt beworben, oder klingelte der DFB bei Ihnen durch?

Also 2008 haben wir uns mit Ascona noch beim DFB beworben und einen Vorschlag unterbreitet. Dieses Mal aber ging das Interesse, also die Initiative ganz klar vom deutschen Fußball aus. Und wissen Sie, was mich am meisten freut: Der DFB hat unserem alten Stadion einen neuen Rasen beschert, auf dem die Mannschaft jetzt täglich trainiert. Was meinen Sie, wie sich unsere Kinder und Jugendliche freuen, auf einen Rasen spielen zu können, den der Weltmeister und vielleicht auch spätere Europameister geweiht hat.

Das Gespräch führte Michael Rosentritt.

Dr. Luca Pissoglio, Kinderarzt, ist seit fünf Jahren Bürgermeister der Stadt Ascona mit seinen 5500 Einwohnern.

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