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Bundesliga: Konkurrenzlos glücklich

Der FC Bayern ist nach dem Sieg über Leverkusen fast Meister. Es fehlen, wie so oft schon in der Liga, ernsthafte Gegner für den Rekordmeister.

Die Säbener Straße in München-Giesing ist eine ruhige, nicht zu große Straße mit vielen Einfamilienhäusern und einer vor sich hin schlummernden U-Bahn-Station. Für ein paar Stunden am Tag aber wird die Säbener Straße zu einer Hauptstraße, zu einem Anziehungspunkt für Touristen, Reporter und Fernsehteams - wegen des prominenten Anwohners mit Hausnummer 53. So gesehen ist es schon erstaunlich, was in den vergangenen zwei Tagen um das Gelände des FC Bayern herum los war: nichts. Sicher, eine Handvoll Autogrammjäger hält immer Wache vor dem Haupteingang, aber das war auch schon alles. Die österliche Ruhe hatte zwei Gründe. Erstens: Die Profis hatten zwei Tage trainingsfrei – weil sie zweitens: einen Arbeitssamstag hinter sich hatten, an dem alles blendend lief. An der Säbener Straße reden sie deshalb jetzt auf einmal wieder über Mathematik.

Erst wenn es „mathematisch sicher“ sei, sagte Dauer-Torschütze Luca Toni, dann freue er sich über den Titel. 2:1 gegen Leverkusen haben sie gewonnen, ansehnlich gespielt, nur vor dem Tor ein bisschen „gesündigt“ (Trainer Ottmar Hitzfeld) und deshalb nicht noch höher gewonnen, so oder so aber ihren Vorsprung an der Tabellenspitze der Bundesliga weiter vergrößert. „Jetzt ist eine Phase, wo man möglichst wenig ausrutschen sollte, denn wenn man es tut, wird immer einer profitieren“, sagte Manager Uli Hoeneß. Die Zufriedenheit in seinem Gesichtsausdruck war nicht zu übersehen, dann fuhr er fort: „Im Moment ist das der FC Bayern.“

In der Tat: Bremen kam über ein 1:1 in Bielefeld nicht hinaus, Schalke gewann zwar, ist aber wegen früherer Niederlagen schon zu weit weg – und der Tabellenzweite, der Hamburger SV, schaffte nur ein 1:1 in Wolfsburg. „Mit einem Punkt in Wolfsburg muss man zufrieden sein“, sagte HSV-Trainer Huub Stevens, das war überraschend: Schließlich sind die Bayern nun um sieben Punkte besser als der Zweite HSV, was neun Spieltage vor Saisonende einer Entscheidung gleichkommt. Sogar Chef-Mathematiker Ottmar Hitzfeld stellte fest: „Das war ein großer Schritt Richtung Meisterschaft.“ Oliver Kahn wurde deutlicher: „Wir haben praktisch keine Konkurrenten mehr.“

Konkurrenzlos glücklich sind die Münchner also, doch das hat nicht nur mit ihrer eigenen Stärke zu tun. Die Konkurrenten haben die Schwächen der keinesfalls unbesiegbaren Bayern nicht ausgenutzt. Sicher, Luca Toni ist ein außergewöhnlicher Torjäger und „der Beweis, dass Geld doch Tore schießt“ (Rudi Völler), und ja: Franck Ribéry kann schneller mit dem Ball laufen und dribbeln als alle anderen in der Bundesliga (Leverkusens Verteidiger Manuel Friedrich: „Wenn der Ribéry mit 180 km/h an einem vorbeigelaufen kommt, da gibt’s wenige, die den stoppen können“). An der gegenwärtigen Lage ist die Liga aber auch selbst schuld: Weil die Konkurrenten sich zu selten als solche verstanden haben, weil sie nur von der Stärke der Bayern gesprochen haben, und weil sie zufrieden sind, wenn sie in Wolfsburg einen Punkt holen. Die Meisterschaft ist so gut wie entschieden. Mathematik hin oder her.

Michael Neudecker[München]

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