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Luca Toni

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Bundesliga: Luca Toni: Torjäger mit Anlaufschwierigkeiten

Auf Luca Toni ist Verlass: Mit den vier Treffern gegen Saloniki im Uefa-Cup stellte der italienische Weltmeister seine Torgefahr eindrucksvoll unter Beweis. Der Bayern-Stürmer brauchte in seiner Karriere allerdings lange, bis er so richtig in Fahrt kam.

Auf Luca Toni ist Verlass: Mit den vier Treffern gegen Saloniki im Uefa-Cup stellte der italienische Weltmeister seine Torgefahr eindrucksvoll unter Beweis. Der Bayern-Stürmer brauchte in seiner Karriere allerdings lange, bis er so richtig in Fahrt kam.

Luca Toni stand da, wo er als Stürmer stehen muss. Der Italiener erzielte in bester Abstaubermanier vier Tore beim 6:0 des FC Bayern im Uefa-Cup-Spiel gegen Aris Saloniki. Der 30-Jährige bewies gegen die hilflosen Griechen einmal mehr, warum er in seiner italienischen Heimat den Spitznamen "Il Bomber" trägt. Seit Deutschlands Rekordtorjäger Gerd Müller hat bei den Münchnern kein Stürmer mehr so kaltschnäuzig vollstreckt wie "Tore-Toni", so sein Name bei "Bild".

"Azzurro" dröhnt aus den Boxen

Zuletzt war Tonis Torproduktion allerdings etwas ins Stocken geraten. Wie das Millionen-Ensemble des FC Bayern insgesamt seine imposante Frühform einbüßte. Den letzten seiner neun Bundesliga-Treffer markierte der 1,95-Schlacks am 10. November bei der 1:3-Auswärtspleite in Stuttgart. Doch am Mittwochabend war es wieder soweit: Vier Mal dröhnte der italienische Song "Azurro" aus den Boxen der Münchner Allianz-Arena – das Erkennungslied für Toni-Tore. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld verteilte anschließend ein Sonderlob an den italienischen Weltmeister: "Luca Toni hat einen Riecher dafür, wo die Bälle hinkommen. Er ist abgebrüht vor dem Tor, und beschäftigt immer zwei, drei Spieler."

Wegen seiner eingebauten Torgarantie haben die Münchner Toni für elf Millionen über die Alpen an die Isar geholt. Toni kam vom AC Florenz und ist nach Ruggerio Rizzitelli, der ebenfalls für die Bayern stürmte, erst der zweite Italiener, der aus der Serie A in die Bundesliga wechselte. Bislang hat der groß gewachsene Lockenkopf und Frauenschwarm die Verantwortlichen beim deutschen Rekordmeister nicht enttäuscht. Seine Chancen nutzt der beidfüssig schießende Torjäger konsequent. Sein Markenzeichen nach Torerfolgen folgt sogleich: Er fasst sich an sein rechtes Ohr und tut so, als ob er es abschrauben würde. Seine Botschaft: "Macht die Ohren auf! Habt ihr alle meinen Treffer mitbekommen?"

Europas bester Torschütze mit 31 Treffern

In der Saison 2005/06 beeindruckte Toni im Trikot des AC Florenz mit 31 Toren. Damit wurde er Torschützen-König der Serie A und gleichzeitig als bester europäischer Torjäger ausgezeichnet. Mit solchen Meriten wartete Toni allerdings recht spät auf. Er selbst bezeichnet sich als "Spätzünder", weil er erst mit 23 Jahren sein Debüt in der höchsten italienischen Spielklasse gab und bei den Abstiegskandidaten Vicenza und Brescia nicht überzeugen konnte.

Ihm wurde mangelnde Motivation und Disziplin vorgeworfen, und er war sogar kurz davor, die Brocken ganz hinzuschmeißen. Er soll gesagt haben: "Dann kicke ich eben nur noch mit meinen Kumpels, den ganzen Stress brauche ich nicht". Die Karriere schien beendet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte.

Als letzten Versuch schloss er sich dann dem damaligen Zweitligisten US Palermo an. Was zunächst wie ein Schritt zurück aussah, entpuppte sich aber als entscheidende Anschubhilfe für seine Laufbahn. In 45 Spielen schoss Toni die Sizilianer mit 30 Toren in die Serie A und brach im anschließenden Jahr mit 20 Treffern in die Phalanx der treffsichersten Angreifer der Liga ein. Zudem gab er am 18. August 2004 sein Debüt im Trikot der italienischen Nationalmannschaft gegen Island. 2005 wechselte er für ungefähr zehn Millionen Euro in die Toskana zum AC Florenz und traf in 67 Partien 47 Mal.

"Sonnyboy mit Schlafzimmerblick"

Toni ist jedoch nicht nur ein Mann der Tore, sondern auch der Frauen. Als der gut aussehende Italiener im Sommer zum FC Bayern kam, nahmen die Interview-Anfragen von Mode- und Frauenmagazinen schlagartig zu. Wenn der "Sonnyboy mit dem Schlafzimmerblick" ("Die Welt") das Trainingsgelände an der Säbener Straße betritt, kreischen die weiblichen Fans. Toni tritt stets schick gekleidet und souverän auf, und mit den Worten "Servus" und "Gruß Gott" hatte er die Menschen bei seinem Dienstantritt gleich auf seine Seite gezogen. "Er hat wirklich eine offene Art", lobte Kapitän Oliver Kahn den italienischen Beau.

Er und seine Verlobte Marta sind nach Rafael van der Vaart und seiner Frau Sylvie im fernen Hamburg das Paar mit dem höchsten Glamour-Faktor in der Liga. Wer Bayern-Manger Uli Hoeneß kennt, weiß, dass er auf solche Nebeneffekte gerne verzichtet. Doch solange Toni weiter Tore wie am Fließband für den FC Bayern schießt, wird Hoeneß das sicher verschmerzen.

Matthias Bossaller

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