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Wieder Relegationsmeister. Die Spieler des HSV feiern ihren Erfolg gegen den Karlsruher SC. In der Relegation ist der HSV eben eine Nummer.

© dpa/Naupold

Bundesliga-Saisonvorschau (3): Hamburger SV: Der Klub zum Mitleiden

Am 14. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 53. Saison. Wir testen Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 3: Hamburger SV.

Was hat sich verbessert?

Dank einiger Verkäufe und gesparter Gehälter ist der Etat nicht mehr ganz so arg auf Kante genäht wie zuletzt. Die Ausgliederung der Profi-Fußballabteilung fruchtet langsam, auch wenn die Suche nach Investoren mühsam bleibt. Der Kader des Beinahe-Absteigers wirkt auf den ersten Blick zukunftsträchtiger als vor einem Jahr. Damals gab der Klub 30 Millionen Euro für Neue aus – überzeugen konnte keiner. Jetzt wurden die Kosten für den Profifußball auf unter 50 Millionen Euro gesenkt. „Wir können auf dem Transfermarkt nicht machen, was wir wollen“, hat Sportchef Peter Knäbel gesagt. Denn dass für Anteile an der HSV Fußball AG keine Riesensummen eingenommen werden können, hat inzwischen jeder begriffen.

Wer sind die Stars?

Einfach aufgelöst, seine Frühstücksgruppe. Torwart René Adler fehlten im Trainingslager in Graubünden die gewohnten Sitznachbarn. Marcell Jansen, Rafael van der Vaart und Heiko Westermann haben den HSV verlassen. Van der Vaart spielt jetzt bei Betis Sevilla, Jansen hat aufgehört, Westermann sucht einen Klub. Von den namhaften Profis blieb nur Adler. Halbwegs bekannt sind noch Olic, Lasogga und Holtby – aber Stars?

Wer hat das Sagen?

Es wird sich ohne Wortführer wie Westermann und van der Vaart eine neue Hierarchie herausbilden müssen. Adler wird seine hervorgehobene Position behalten, der umstrittene Innenverteidiger Emir Spahic soll auf dem Platz anleiten. Jeder müsse sich steigern, hat Bruno Labbadia gefordert und Spieler wie Marcelo Diaz und Matthias Ostrzolek gemeint, aber auch teure und erfahrene Kandidaten wie Lasogga und Olic. Labbadia selbst ist dank seiner Verdienste in der aufregenden Sechs-Wochen-Rettung der unangefochtene Chef der Mannschaft.

Was erwarten die Fans?

Viele freut es, dass die Arena der vielen Namen wieder Volksparkstadion heißt. Endlich geht es auch mit dem HSV-Campus weiter, dem Nachwuchsleistungszentrum am Stadion. Bei der Infrastruktur hinkt der HSV nämlich inzwischen gewaltig hinterher. Fußballfans sind leidensfähig, das gilt auch für den Standort Hamburg. Tatsächlich erwuchs in den Wochen unter Labbadia eine neue Hingabe zum Klub der Leiden. Sie gilt es zu konservieren. Doch beim x-ten Neuaufbau der vergangenen Jahre gibt es viele Skeptiker.

Was ist in dieser Saison möglich?

Sollte Labbadia den bestehenden Kader besser machen, wäre ein Rang oberhalb von Platz zwölf möglich. Zuzutrauen ist es ihm. In Adler, Djourou, Kacar, Diaz und Olic gibt es eine Achse, die für mehr steht als Abstiegskampf. Holtby und Nicolai Müller müssen sich steigern. Die Hauptsache wird aber sein, eine ähnliche Geschlossenheit wie in den letzten Saisonwochen zu erreichen. Durch sehr viele ballsichere Sechser und Achter im Kader und Spahics Fähigkeiten im Aufbauspiel wirkte der HSV in den Tests spielstärker als zuletzt.

Und sonst?

Die Gedanken über die Stadionuhr und Maskottchen Dino „Hermann“ sind in vollem Gange. Die Marketingabteilung findet die ewige Rückbesinnung auf das Alleinstellungsmerkmal „Bundesliga-Dino“ lästig und belastend. Am Ende der vergangenen Saison wollten viele Gegner dem HSV „die Uhr ausstellen“. Überhaupt will der Klub wieder eine Geschichte erzählen, die mehr ist als Erinnerung an vergangene Erfolge. Einen langsamen Aufbau möchte Trainer Labbadia, eine Saison, die nicht ruhig wird, sondern eine, in der der HSV „über das Limit hinausgeht“, wünscht sich Chef Dietmar Beiersdorfer – es ist schwer, eine gemeinsame Vision zu entwickeln, wenn man den Abstieg zweimal nacheinander so gerade vermieden hat. Wie alle Enttäuschten der Bundesliga eint den Klub die Hoffnung, dass 2015/16 alles besser wird.

Morgen Folge 4: Hertha BSC

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