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In Schieflage. Roberto Soldados (li.) Klub FC Valencia hat sich mit dem Bau eines neuen Stadions übernommen.

© dpa

Champions League am Dienstag: Bayerns Gegner Valencia: Der Kampf gegen die Schulden

Der FC Valencia zählt zu den am höchsten verschuldeten Vereinen in Spanien. Hauptlast ist das neue Stadion, das einer Geisterarena gleicht. Auch deshalb ist der Klub auf die Einnahmen aus der Champions League angewiesen.

Wie jeder Fußballer von Rang in Spanien hat auch Roberto Soldado mindestens einen Spitznamen. „El guerrillero“ – der Guerillakämpfer oder „Killer“ rufen ihn die Fans vom FC Valencia. Wer dem Angreifer einmal begegnet ist, wird schnell bemerken, dass die martialischen Namen ausschließlich auf den Sportler Soldado bezogen sind. Gern versteckt er sich irgendwo zwischen den gegnerischen Abwehrreihen, nur um dann in Sekundenschnelle und ansatzlos zuzuschlagen. Seine Tore sind es, die den Gegnern meist den Garaus machen. In der Champions League hat er bereits vier Mal getroffen, Soldado ist Valencias gefährlichster Angreifer und großer Trumpf, wenn es heute im Mestalla-Stadion gegen den FC Bayern (ab 20.45 Uhr live im Ticker bei Tagesspiegel.de) geht.

Mit einem Sieg würde sich Valencia vorzeitig für das Achtelfinale qualifizieren und so weitere Einnahmen generieren. Geld, das der Klub dringend benötigt. Der FC Valencia zählt zu den am höchsten verschuldeten Vereinen in der Primera Division, die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 200 bis 400 Millionen Euro. Hauptlast ist nach wie vor das Nuevo Mestalla, ein Stadion, das einer Geisterarena gleicht. Ob jemals in dem zu 90 Prozent fertig gestellten Bau gespielt werden kann, weiß niemand. Vor einigen Wochen wurde dem Verein ein sicher geglaubter Kredit nicht gewährt. Aktuell bleibt es beim Baustopp. So muss die Mannschaft weiterhin im baufälligen alten Mestalla spielen, einem Relikt der Weltmeisterschaft von 1982. Ausverkauft ist das Stadion trotz bester Lage im Stadtzentrum selten. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern startete Valencia einen Aufruf, um das Mestalla zu füllen: „Wir brauchen dich“!, lautete die Botschaft, nachdem der Vorverkauf schleppend angelaufen war. Bei den Spielen gegen Lille und Borissow war das Stadion nur zur Hälfte voll. Auch die Sponsorensituation ist kritisch. Die komplette vergangene Saison lief der FC Valencia ohne Trikotwerbung auf, Geld ist im Großraum Valencia knapp. Die Region gehört zu den am höchsten verschuldeten in Spanien, die Arbeitslosenquote steigt stetig, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist Valencia ein Desaster. Inzwischen wirbt zwar eine chinesische Solarfirma auf den Trikots, lokale Sponsoren gibt es aber kaum.

Geld nimmt der FC Valencia seit Beginn der Wirtschaftskrise in erster Linie durch Spielerverkäufe ein. Über 100 Millionen Euro generierten die Abgänge der Nationalspieler David Villa, Juan Mata und David Silva. Zuletzt verließen mit Jordi Alba (FC Barcelona) und Pablo Hernandez (Swansea City) hoffnungsvolle Talente den Verein. Trainer Unai Emery hatte irgendwann genug davon, ständig ein neues Team aufbauen zu müssen und ging im Sommer zu Spartak Moskau. Sein Nachfolger wurde Mauricio Pellegrino. Der hatte zuvor noch nie als Trainer einer ersten Mannschaft gearbeitet. Als Spieler erreichte er zwei Mal in Folge mit dem Klub das Finale der Champions League, beide Spiele gingen aber verloren. 2001 gegen den FC Bayern verschoss Pellegrino den entscheidenden Elfmeter.

Bisher verläuft Pellegrinos Debütsaison mittelmäßig. In der Liga ist Valencia nur Achter, dafür führt man in der Champions League die Gruppe F vor den Bayern an. Das liegt vor allem an Roberto Soldado, dem guerrillero, der neben dem Platz gar kein Krieger ist. Ruhig, zurückhaltend und bescheiden sei er, sagen Mitspieler. Soldado stammt aus der Gegend um Valencia, mit ihm identifizieren sich die Anhänger. Im Sommer hätte der 27-Jährige wechseln können, Valencia sah von einem Verkauf ausnahmsweise ab. Wohlwissend, dass Soldados Verkauf am Ende wohl mehr gekostet als er eingebracht hätte.

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