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Thomas Müller (rechts) sorgte per Foulelfmeter für den einzigen Treffer des FC Bayern München.

© dpa

Champions League: Bayern München mit 1:0-Arbeitssieg in Lille

Über weite Strecken ließen die Bayern ihrem Gegner in Frankreich keine Chance, nur der vorentscheidende zweite Treffer blieb aus. So musste der Rekordmeister in einer mäßigen Partie bis zuletzt zittern, ehe der wichtige zweite Sieg in der Gruppenphase feststand.

Wohl nur der FC Bayern München schafft es, ein Spiel vor Anpfiff durch aufgeregte Diskussionen in den Hintergrund rücken zu lassen und die Debatte noch zu beenden, bevor der erste Ball rollt. Er trage sich wegen seiner vielen Verletzungen mit Gedanken ans Karriereende, hatte Arjen Robben einem niederländischen Sender anvertraut. Die Reaktion kam umgehend: Die Medienabteilung des FC Bayern verbreitete, solche Gedanken gebe es nicht, auch Robbens Vater widersprach im Fernsehen – und Sportvorstand Matthias Sammer nannte einen möglichen Rücktritt „Quatsch“.

Mit derart viel Verve und Tempo wie bei der Eindämmung der Robben-Aufregung gingen die Münchner dann beim 1:0 (1:0) beim OSC Lille nicht zu Werke. Durch einen Elfmeter von Thomas Müller holten sich die Bayern die drei Punkte aus Frankreich, das Spiel war aber langweiliger als das Gerede um Robben. „Auch solche Spiele muss man gewinnen“, sagte Trainer Jupp Heynckes, „das war ein Arbeitssieg.“ Immerhin ließ Bayern die peinliche 1:3-Niederlage zuletzt bei Bate Borisow vergessen. Wobei an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll, dass Gruppengegner Valencia da 3:0 gewann.

Bei Spielbeginn war Robben nur als Unruheherd anwesend, der Flügelstürmer plagt sich seit Ende September mit Oberschenkelproblemen, der Zeitpunkt der Rückkehr ist ungewiss. Bei Javier Martinez ist es anders, der 40-Millionen-Euro-Einkauf kommt immer dann ins Team, wenn die Champions-League-Melodie erklingt. In der Bundesliga stand der Mann fürs Internationale dagegen erst zweimal in der Startelf.

Im Grand Stade in Nordfrankreich, für 50 000 Zuschauer und die EM 2016 errichtet, blieb das bewegliche Stadiondach offen, so konnte der Bengalorauch, den die Münchner Fans erzeugten, abziehen. Bayern kontrollierte das Spiel von Beginn an, ohne dass Funken übersprangen. Lille, vergangene Saison Dritter und aktuell nur Elfter in Frankreich, versuchte es mit Kontern. Aber obwohl die bajuwarische Abwehr nicht immer sicher wirkte, kamen die Gastgeber trotzdem nicht hindurch.

Dafür stellten sie sich defensiv dilettantisch an. Linksverteidiger Lucas Digne verlor vor dem eigenen Strafraum den Ball an Philipp Lahm. Einmal versuchte er den Bayern-Kapitän umzureißen, vergeblich. Lahm strauchelte und lief weiter, bevor Dignes Arm sachte Lahms Rücken berührte. Die Einladung zum Fallen nahm Lahm gern an. Thomas Müller veredelte den wohlwollenden Elfmeterpfiff zur Führung, so kühl und gelangweilt, wie das Spiel bis dahin war. Situativ versuchten die Bayern, Druck auf ihre Gegenspieler auszuüben, ließen es aber situativ auch bleiben und das Spiel laufen.

Der einzige Akteur, den dieses Spiel bis dahin emotional berührt hatte, der engagierte Franck Ribèry, musste gegen seinen Jugendklub mit muskulären Problemen zur Halbzeit in der Kabine bleiben. Für ihn kam Xherdan Shaqiri, der sich besser in die souveräne Gleichgültigkeit der Bayern einfügte. Die Liller, so sagt man wohl, wurden auch nach der Pause nur auffällig mit ruppiger Zweikampfführung, Distanzschüssen und schnellen Kontern, die noch schneller im Nichts versandeten.

Das Spiel lebte nur von der theoretischen Spannung, der knappen Bayern-Führung wegen. Eine Viertelstunde vor Schluss schien den Franzosen aufzufallen, dass ihnen nur ein Treffer fehlte. Zu Schüssen auf das Bayern-Tor reichte diese Erkenntnis aber nicht. Danach durfte Gottseidank wieder über Robben diskutiert werden. „Er wird noch viele gute Spiele für uns machen“, sagte Heynckes.

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