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Andre Hahn hätte sich für sein erstes Champions-League-Spiel mit Borussia Mönchengladbach bessere Vorzeichen gewünscht.

© rtr

Champions-League-Start: Borussia Mönchengladbach reist frustriert nach Sevilla

Die Champions League kommt für Borussia Mönchengladbach zum schlechtesten Zeitpunkt. Am Dienstag geht es gegen den Europa-League-Gewinner FC Sevilla.

Es ist ja nicht so, dass es keine positiven Nachrichten von Borussia Mönchengladbach gibt. Der Klub vermeldet gerade erstaunliche Erfolge. Das neue Trikot für die Champions League zum Beispiel, im traditionellen Schwarz gehalten, erfreut sich bei den Anhängern großer Beliebtheit.

Inzwischen, so hat der Klub vorige Woche mitgeteilt, komme es bereits zu Lieferengpässen, schon jetzt ist das Trikot das am besten verkaufte der Vereinsgeschichte. Und die drei Heimspiele in der Champions League sind natürlich auch längst ausverkauft.

Am Dienstagabend, wenn die Gladbacher beim FC Sevilla (20.45 Uhr, live bei Sky) ihr erstes Champions-League-Spiel überhaupt bestreiten, wird die Erregung ihren ersten Höhepunkt erreichen. Doch das an sich freudige Ereignis wird gerade vom Alltag in der Bundesliga überschattet. „So richtig freuen kann ich mich auf die Champions League nicht“, hat Borussias Sportdirektor Max Eberl gesagt.

Als die Gladbacher nach Andalusien aufbrachen, gehörte auch Rainer Bonhof der Reisegruppe an. Der heutige Vizepräsident des Klubs hat im April 1978 Borussias letztes Tor im Europapokal der Landesmeister erzielt. Im Hinspiel des Halbfinales traf Bonhof zum 2:1-Endstand gegen den FC Liverpool, dem sich die Gladbacher am Ende – wie schon im Jahr zuvor im Finale – geschlagen geben mussten. In den Siebzigern war die Borussia aus der niederrheinischen Provinz Stammgast im Europapokal, sie zählte Mitte des Jahrzehnts sogar zur Spitze des europäischen Fußballs. Klubs wie Liverpool, Juventus Turin und Real Madrid begegnete man auf Augenhöhe. Aktuell wären sie in Gladbach schon froh, wenn sie mit Darmstadt 98 und dem FC Ingolstadt mithalten könnten.

„Auf, auf, auf in die Champions League“, haben Borussias Fans Ende der vergangenen Saison gesungen. Inzwischen fühlt es sich eher an wie: „Ab, ab, ab in die Champions League“. In der Bundesliga ist die Mannschaft nach vier Spieltagen souverän Letzter. Sie hat noch keinen Punkt geholt, aber schon elf Gegentore kassiert. Das ist eins mehr als in der gesamten Rückrunde der Vorsaison. Am Wochenende gab es ein auch in dieser Höhe verdientes 0:3 gegen den Hamburger SV. „Diese Niederlage hat mich im Stolz verletzt“, hat Borussias Torwart Yann Sommer gesagt. „Das lasse ich nicht auf mir sitzen.“

Die Champions League kommt für Mönchengladbach zur Unzeit

So starten die Gladbacher mit einer Mischung aus Frust und Trotz in die Champions League, die doch eigentlich ihre ungeteilte Freude verdiente. Der Wettbewerb kommt für den Klub ein bisschen zur Unzeit. „Wir müssen die Champions League nutzen, um uns positive Ergebnisse zu holen“, sagt Sportdirektor Eberl.

Das klingt fast schon vermessen, wenn man bedenkt, dass die Gladbacher es in ihrer Gruppe mit dem Italienischen Meister Juventus Turin zu tun bekommen, mit dem Europa-League-Sieger FC Sevilla und Englands Tabellenführer Manchester City. Selbst für eine Gladbacher Mannschaft in Normalform wäre das eine kaum zu bewältigende Herausforderung. Von Normalform aber kann gerade keine Rede sein.

Der Misserfolg schlägt den Spielern zunehmend aufs Gemüt, die Leichtigkeit ist weg, zudem bastelt Trainer Lucien Favre nach dem Weggang der Nationalspieler Max Kruse (Wolfsburg) und Christoph Kramer (Leverkusen) immer noch an einer neuen Stammelf – bisher ohne Erfolg. In der vergangenen Spielzeit ist Lucien Favre, trotz Dreifachbelastung, mit 19 Spielern hingekommen, in den ersten vier Bundesligaspielen dieser Saison hat er schon 20 eingesetzt. Exemplarisch sei Neuzugang Lars Stindl genannt, der bereits auf drei verschiedenen Positionen gespielt hat.

In Sevilla muss Favre fünf Spieler ersetzen, die in der Vorsaison alle dem Stamm angehörten. Martin Stranzl, Alvaro Dominguez, Patrick Herrmann und Fabian Johnson sind verletzt; Granit Xhaka fehlt gesperrt, weil er im letzten Europa-League-Spiel der Vorsaison, ebenfalls gegen Sevilla, Gelb-Rot gesehen hatte. Damals waren die Gladbacher den Spaniern sowohl im Hin- als auch im Rückspiel überlegen. Wirklich hilfreich ist diese Erfahrung für die Gegenwart aber wohl nicht.

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