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Sport: Das Finale verteidigt

Deutschlands Handballer besiegen Russland nach starker Abwehrleistung 21:15 und spielen nun um Gold

Es war, als hätte jemand aus den beiden Verlängerungen gegen Spanien ein ganzes Spiel zusammengebastelt. Pfosten- und Lattentreffer, Fehlpässe, unglaubliche Torwartparaden, kurz: es war ein dramatisches Handballspiel. Genau wie die Verlängerung des Viertelfinals am Dienstag.

Und auch am Freitag hatte die deutsche Mannschaft das Glück auf ihrer Seite. Mit 21:15 (9:10) besiegte sie das russische Team und zog damit zum ersten Mal nach zwanzig Jahren ins olympische Finale ein. Im Finale am Sonntag wartet Kroatien, das gegen Ungarn souverän mit 33:31 (18:16) gewann. Bereits bei der Weltmeisterschaft im vergangen Jahr hatte es dieses Finale gegeben. Damals gewannen die Kroaten gegen Deutschland.

Von Anfang an dominierten im Spiel gegen Olympiasieger Russland die beiden Abwehrreihen. Die Deutschen vergaben Chance um Chance, allen voran Daniel Stephan. Der ehemalige „Welthandballer des Jahres“ traf in der Helleniko-Arena selbst vom Siebenmeterpunkt nicht. Zudem schwächte sich der Europameister durch zwei kurz aufeinander folgende Zeitstrafen gegen Volker Zerbe und Klaus-Dieter Petersen selbst und konnte im Gegenzug zweimal einen Vorteil nicht nutzen. Nur die vielen Ballverluste der Russen verhinderten einen höheren Rückstand als das 5:8 Mitte der ersten Halbzeit.

Die deutsche Mannschaft kam zwar bis auf 7:8 heran, doch dann war es wieder wie gegen Spanien. Ob nun Florian Kehrmann, der allein auf das russische Tor zulief, oder Frank von Behren, der für den verletzten Pascal Hens nachnominiert worden war: Alle scheiterten an Andrej Lawrow. Gegen die meisten Paraden musste sich der russische Torwart, der zurzeit per Zeitungsinserat einen neuen Verein sucht, dabei nicht einmal wehren. Zu ungenau waren die Würfe der deutschen Spieler. Nach mehreren Minuten ohne Tor war es schließlich Zerbe, der zum 8:8-Ausgleich traf. Zur Halbzeit lag die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand trotzdem mit 9:10 zurück. Die schlechte Chancenauswertung hatte eine durchaus mögliche Führung verhindert.

Daran änderte sich auch in der zweiten Halbzeit zunächst nichts. Die deutschen Spieler konnten den Russen dankbar sein, die in der Offensive weiterhin vor allem mit Ballverlusten auffielen. Zudem hielt Torwart Henning Fritz erneut großartig.

Ausgerechnet der in den letzten Spielen in die Kritik geratene Linksaußen Stefan Kretzschmar war mit fünf Toren der erfolgreichste Werfer im deutschen Team. Er war es auch, der nach einem Konter die erste Führung herauswarf – natürlich, nachdem die Russen den Ball zuvor verloren hatten. 13:12 stand es nach elf Minuten in der zweiten Halbzeit. Und es passte zum Spiel, dass der eigentliche Abwehrspezialist Jan-Olaf Immel vier Minuten später mit dem 15:13 die Deutschen sogar mit zwei Toren in Front brachte.

Zehn Minuten vor Schluss aber wurde es noch einmal spannend. Volker Zerbe musste nach seiner dritten Zeitstrafe vom Feld. Für ihn rückte Christian Zeitz in die Mannschaft, und das sollte sich als entscheidender Vorteil erweisen. Er erzielte drei der folgenden fünf deutschen Tore. Noch in Unterzahl traf Zeitz nach einem sensationellen Defensivblock von Kretzschmar per Konter zum 17:14, kurz danach erhöhte er per Hüftwurf auf 18:14. Es war die Entscheidung.

Gegen die starke deutsche Verteidigung fiel den Russen daraufhin nichts mehr ein, fast immer trafen sie auf drei bis vier Gegenspieler. Was dennoch durchkam, hielt Henning Fritz. Mit dieser Abwehr, das weiß auch Trainer Heiner Brand, kann man Olympiasieger werden. Der Bundestrainer hat aber bereits angekündigt, seinen markanten Schnurrbart im Gegensatz zur Europameisterschaft im Falle eines Erfolgs diesmal nicht opfern zu wollen. „Das ist kein Reiz mehr für die Jungs“, sagte Brand. „Aber irgendwas wird schon passieren.“

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