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Sport: Das fühlt sich gut an

Der FC Bayern ist wieder Meister – in Kaiserslautern gewinnen die Münchner 4:0

Der Schrei von Markus Hörwick beendete die Titelfrage der Saison 2004/05. Um 17.18 Uhr kündete der spitze Schrei des Pressesprechers von Bayern München vom 3:3Endergebnis des Konkurrenten Schalke gegen Leverkusen. Er hatte vor der Bayern-Bank sein Mobiltelefon ganz fest an sein Ohr gedrückt, um genau zu hören, was ihm aus Gelsenkirchen berichtet wurde. Was er hörte, entzückte ihn. „Ja“, brüllte Hörwick, damit war klar: Die Bayern waren nach einem 4:0-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister. Zum 19. Mal, weil drei Spieltage vor Saisonschluss kein anderer Verein den Vorsprung von elf Punkten einholen kann.

Vor der Bank im Fritz-Walter-Stadion hüpften Spieler, Trainer und Funktionäre jetzt wie entfesselt umher. Felix Magath, der seinen ersten Meistertitel als Trainer gewann, sprang jedem seiner Spieler einzeln in die Arme. Sie brüllten sich ihre Freude hemmungslos gegenseitig ins Gesicht. Der 51-Jährige zog sich eines der roten Meister-T-Shirts über den dunklen Anzug und setzte sich eine Kappe auf. Weit kam Magath nicht auf seinem Weg zu den Bayern-Fans. Mehmet Scholl und Michael Ballack gossen ihm aus riesigen Biergläsern Weißbier über den Kopf. „Ich bin sehr glücklich, jetzt auch zu wissen, wie es sich anfühlt, eine Meisterschaft zu erringen“, hauchte Magath unter seiner klebrigen Schaumhaube. „Auch wenn es länger gedauert hat als bei anderen, nämlich zehn Jahre.“ Einmal auf den Geschmack gekommen, schickte er sogleich eine Drohung an die Konkurrenz hinterher: „Ich will jetzt noch viele Titel holen.“

Die Spieler zogen in Ringelreihen über den Platz; jeder goss jedem Bier über den Kopf. Um 17.22 Uhr trafen Glückwunschtelegramme von Bundeskanzler Gerhard Schröder und von Bayern Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ein. „Wir haben die ganze Saison souverän gespielt und sind verdient Meister geworden. Aber wir müssen schauen, dass wir Spannung und Konzentration hoch halten, wir wollen in drei Wochen auch Pokalsieger werden“, sagte Michael Ballack, der den verletzten Oliver Kahn als Kapitän vertrat. Kahn hatte den Sieg daheim am Fernseher erlebt.

Es glich einer Lehrstunde, wie die Bayern quasi im Vorbeigehen den Titel in der Pfalz abholten. Einen Gegner, der danach trachtete, ihnen den Nachmittag zu verderben, mussten sie dabei nicht fürchten – es gab ihn nicht. Die Männer in den bordeauxroten Trikots standen auf dem Platz herum, trabten nebenher, kamen immer zu spät, verloren sofort wieder den Ball – so viel Gastfreundschaft hatten wohl selbst die Bayern nicht erwartet. Kaiserslauterns Übergangstrainer Hans- Werner Moser, das steht nun wohl endgültig fest, wird nach dieser Darbietung seines Teams in der nächsten Saison nicht mehr auf der Bank sitzen.

Die Bayern kümmerten sich wenig um die Pfälzer Unpässlichkeiten. In der 19. Minute bekam Michael Ballack den Ball im Strafraum, Makaay hatte Mettomo den Ball durch die Beine gespielt. Ballack zeigte Ansätze des Beckenbauerkreisels, drehte sich um den bedauernswerten Marco Engelhardt und schoss zum 1:0 ein. Eine Viertelstunde später versenkte Makaay den Ball nach einer Flanke von Lucio zum 0:2. Die Vorentscheidung war gefallen, von nun an galt alle Konzentration dem Ergebnis in Schalke. Auch halbanwesend waren die Bayern immer noch präsenter als die Pfälzer. Mit einem Heber über FCK-Keeper Ernst hinweg erzielte Makaay gleich nach der Pause das 0:3 und ließ in Minute 68 das 0:4 folgen.

Zeit, um noch in der Pfalz ausgiebig zu feiern, hatten die neuen Meister keine. Manager Uli Hoeneß hetzte zum Auftritt ins Sportstudio und ließ sich nach Mainz fahren. Felix Magath sowie die Mannschaft machten sich auf nach Zweibrücken, um nach München zu fliegen zur Feierstunde. Magath, der wie immer die ganze Saison über Alkohol gemieden hatte, gab nur noch ein Ziel aus: „Ich freue mich vor allem darüber, jetzt Alkohol in allen Variationen zu genießen.“

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