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Länderspiel: "Das Positive ist das Ergebnis"

Vier Tage nach der Niederlage in der Türkei konnte die DFB-Elf auch gegen China nicht überzeugen. Gegen den vermeintlichen Aufbaugegner reichte es mit viel Mühe zu einem 1:0-Erfolg.

Hamburg - Erst nach einem Pfeifkonzert zur Pause rettete sich die deutsche Nationalmannschaft zu einem glücklichen Erfolg über China. Von einer überzeugenden Wiedergutmachung für das ernüchternde 1:2 in der Türkei war das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann am Mittwoch in Hamburg beim mühsamen 1:0 (0:0) zur Länderspiel-Premiere gegen die nicht für die WM 2006 qualifizierten Asiaten aber meilenweit entfernt. Das Tor des Abends erzielte vor 48.734 Zuschauern in der AOL-Arena Torsten Frings (51./Foulelfmeter), der passend zum Spielverlauf beim 50. Länderspiel-Treffer der Ära Klinsmann auch noch Dusel hatte.

Mit dem sechsten Sieg im elften Heimspiel unter dem neuen DFB-Coach wurde wenigstens der Heim-Nimbus gewahrt, der dem WM-Gastgeber zumindest die Hoffnung auf ein gelungenes Unternehmen Weltmeisterschaft lässt. Nach sieben Spielen mit jeweils mindestens zwei Gegentreffern konnte Torwart Oliver Kahn endlich wieder ein zu null halten, das aber bis zum Schluss auf der Kippe stand. Trotz des Sieges pfiffen die Fans nach dem Abpfiff und riefen nach ihrem HSV.

«Das Positive war das Ergebnis, dass wir endlich mal wieder zu null gespielt und auch gewonnen haben», meinte Kahn. Er gab zu, dass sein Team derzeit verunsichert sei. «Die Erwartungen in Deutschland sind groß. Die Jungs sind nicht frei, da muss man auch mal auf Ergebnis spielen und sich so Selbstvertrauen holen.» Und Torschütze Frings erklärte: «Wir haben kein gutes Spiel gemacht, weil wir verunsichert waren. Wir wollten die Zuschauer begeistern, aber das ist nicht gelungen. Daher müssen wir mit den Pfiffen klar kommen.»

Vier Tage nach dem erschreckend schwachen Auftritt in Istanbul präsentierte sich das DFB-Team zwar deutlich engagierter, wirkte aber übermotiviert und zu hektisch im Bestreben, die Scharte von Istanbul unbedingt auswetzen zu wollen. Hinzu kam, dass Tim Borowski Kapitän Michael Ballack in der Schaltzentrale wie schon in Istanbul nicht ersetzen konnte und von Ti Lie abgemeldet wurde. Ein gelungenes Comeback feierte nach 32 Monaten Christoph Metzelder. Der Dortmunder, der sich nach zwei Achillessehnen-Operationen aufgedrängt hatte, ist bereits der 36. Spieler und der achte Innenverteidiger, den Klinsmann im Hinblick auf die WM testete. Der 24-Jährige wirkte abgeklärt und ruhig, schmälerte seine gute Gesamtleistung aber durch einen groben Stellungsfehler (44.), der beinahe zu einem Gegentor geführt hätte.

Es entwickelte sich ein Geduldsspiel, in dem sich den taktisch erstaunlich disziplinierten Gästen sogar bessere Chancen boten. Sun Xiang (5.) mit einem Linksschuss und Xie Hui (13.) verfehlten aber das Tor von Oliver Kahn. Die deutsche Mannschaft, die sich sehr schwer tat gegen die zwei chinesischen Mauern, versuchte das Spiel nun über außen in den Griff zu bekommen, doch Sebastian Deisler und Bernd Schneider sowie der oft mit vorrückende Bastian Schweinsteiger waren zwar agil, blieben in ihren Aktionen aber zu unpräzise. Daher hingen im Angriff Lukas Podolski und Oliver Neuville, der den nach seiner Grippe noch nicht fitten Miroslav Klose vertrat, in der Luft.

So kam die DFB-Elf viel zu selten in Abschluss-Positionen. Gute Einschussmöglichkeiten entsprangen nur Einzelaktionen. Schweinsteiger (28.) aus 16 und Deisler (41.) aus 30 Metern scheiterten am starken Torwart Li Leilei. Kurz vor der Pause schien die Gäste-Führung fällig zu sein: Nach Schweinsteigers Ballverlust stand Metzelder falsch und Xie Hui mutterseelenallein vor Kahn, schoss aber knapp daneben. Dann rettete Kahn glänzend gegen Sun Jihai das glückliche torlose Remis in die Halbzeit (45.). Die mittlerweile auf die Seite des Außenseiters übergeschwenkten Fans schickten Deisler & Co. mit dem lautesten Pfeifkonzert bei einem Heimspiel in der Ära Klinsmann in die Pause.

Nach dem Wechsel folgte auf die erste gute Aktion das 1:0: Nach Foul an dem zur Stärkung der Offensive in die Zentrale gerückten Schneider erzielte Frings sein sechstes Länderspiel-Tor. Nun lief das Spiel etwas besser, aber ein begeisternder Kombinationsfußball kam auch gegen die kräftemäßig abbauenden Asiaten nicht auf. Immerhin: Deisler (56.) und der für Podolski eingewechselte Kevin Kuranyi (59.) hatten das 2:0 auf dem Fuß, fanden aber in Lilei ihren Meister. Dennoch ist festzustellen, dass nach den Problemen in der Abwehr nun auch der Angriff mehr und mehr lahmt. Zum Schluss hatten die Deutschen sogar noch Glück, dass ein von Robert Huth abgefälschter Dong-Kopfball (79.) am Außenpfosten landete. Klinsmann brachte den knappen Erfolg dann am Ende mit Auswechslungen über die Zeit. (Von Klaus Bergmann und Jens Mende, dpa)

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