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Sport: Das Spiel dauert zehn Minuten

Hertha BSC hat trotz eines kurzen ersten Trainings und der schlechten Vorrunde noch hohe Ziele

Berlin. Huub Stevens ist dafür bekannt, dass er großen Wert auf diszipliniertes Verhalten legt. Gestern aber sah Stevens großzügig über die einzige Verfehlung des Tages hinweg. „Viertel nach ist Viertel nach“, sagte Herthas Trainer, als Dieter Hoeneß, der Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten, ein paar Minuten zu spät zur ersten Pressekonferenz des neuen Jahres erschien. Dann lachte Stevens. Es gibt Wichtigeres. Zum Beispiel, dass alle Spieler pünktlich zum Dienst erschienen sind. „Die Stimmung ist gut, sie sind alle da“, sagte Stevens. Schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn des ersten Trainings im Jahr 2003 kam Dick van Burik, der Rest trudelte dann nach und nach ein. Auch die Brasilianer, denen in dieser Hinsicht eine gewisse Unzuverlässigkeit nachgesagt wird, waren rechtzeitig eingeflogen. „Die Jungs wissen, dass wir eine kurze Vorbereitung haben“, sagte Stevens, „und sie wissen, dass sie viel arbeiten müssen.“

Gestern Nachmittag um kurz vor drei hat die Schinderei begonnen, und wenn Hertha BSC heute in drei Wochen gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund in die Rückrunde startet, sollen sich die Strapazen bereits bezahlt machen. Bis dahin stehen drei, eventuell vier Testspiele auf dem Programm (siehe Kasten). Die ursprünglich für den kommenden Dienstag geplante Partie gegen den Landesligisten Spandauer BC wurde abgesagt.

Es wurde schon dämmrig, als Trainer Stevens gestern das Premierentraining beendete. Am Anfang, in der Kabine, hatten er und Manager Dieter Hoeneß eine kleine Neujahrsansprache gehalten. „Viel Gesundheit habe ich den Jungs gewünscht“, sagte Stevens. Was er sonst noch sprach, „ist intern und bleibt intern“. Das Training selbst dauerte achtzig Minuten, gerade mal zehn davon durften Herthas Spieler mit Ball bestreiten. Der Rest bestand aus Laufen, Dehnen, Laufen, Dehnen. Einer klagte schon vor dem Beginn über die ungewöhnliche Belastung. „Ich bin tot“, sagte Alex Alves. Seine Erschöpfung lag allerdings weniger daran, dass ihn das vorgeschriebene Fitnessprogramm während des Urlaubs über alle Maßen beansprucht hätte; Alves war wie die drei anderen Brasilianer Nené, Luizao und Marcelinho erst am Morgen in Berlin gelandet.

Insgesamt standen 28 Profis auf dem Trainingsplatz, nur der verletzte Andreas Neuendorf fehlte. „Ich hoffe, dass er mit ins Trainingslager fahren kann“, sagte Stevens. Denis Lapaczinski und Josip Simunic sind wieder voll belastbar. Simunic muss laut Stevens nur bei Kopfball-Zweikämpfen vorsichtig sein, „das ist etwas gefährlich“. Zumindest bei der gestrigen Lauftrainingseinheit bestand für den kroatischen Abwehrspieler keine gesundheitliche Gefährdung.

Ob der übergroße Kader noch reduziert wird, muss sich bis zum Ende der Wechselperiode am 31. Januar entscheiden. Als Kandidaten für einen Abschied gelten Rob Maas und René Tretschok, die beide mit Zweitligist LR Ahlen in Verbindung gebracht werden. „Es ist nicht so, dass wir eine schwarze Liste haben“, sagte Manager Dieter Hoeneß. „Kein Mensch will den Rob loswerden.“ Tatsache aber ist, dass dessen Vertrag im Sommer ebenso ausläuft wie der von 13 anderen Spielern. Wer bleiben darf und wer gehen muss – das soll in den nächsten vier Wochen entschieden werden, nachdem Hoeneß in den Weihnachtsferien überhaupt keine Verhandlungen geführt hat. „Man muss auch mal die Federn hängen lassen“, sagte er. „Aber jetzt geht es mit Vollgas weiter.“

So ähnlich erwartet er das auch von der Mannschaft, die nach der Hinrunde nur auf Platz neun liegt und wenigstens das Minimalziel Uefa-Cup-Platz erreichen soll. „Ich bin absolut überzeugt davon, dass dazu die Substanz ausreicht“, sagte Hoeneß. Über Verstärkungen jedenfalls ist mit dem Trainer nie gesprochen worden. Warum auch? Huub Stevens sagt: „Wir haben genug Verstärkungen, wenn alle Spieler fit bleiben.“

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