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Steht vor seinem 300. Spiel. Christopher Trimmel (links).

© Imago

Das Spiel um Millionen: Der 1. FC Union empfängt Freiburg

Die Qualifikation für die Champions League wäre für die Köpenicker viel wert. Am Sonnabend gegen den SC Freiburg steht in diesem Rennen ein Entscheidungsspiel an und es geht um sehr viel Geld.

Ob die Wortwahl bewusst an Walter Ulbricht erinnern sollte, weiß wohl nur Urs Fischer selbst. „Ich bin nicht mit der Absicht gekommen, Champions League zu spielen“, sagte der Trainer des 1. FC Union am Donnerstag, als er auf den Tag seines Amtsantrittes beim damaligen Zweitligisten zurückblickte. Aber mit Absichten ist es ja bekanntlich so eine Sache. Ulbricht ließ die Mauer am Ende doch errichten, und fünf Jahre nach Fischers Ankunft steht Union jetzt tatsächlich kurz vor dem Sprung in die Champions League. 

Mit dem Tiefstapeln und dem Schritt-für-Schritt-Denken ist es in Köpenick jetzt vorbei. Der Klassenerhalt ist längst schon gesichert, die erneute Qualifikation zu einem europäischen Wettbewerb seit vergangenem Wochenende auch. Als Saisonziel bleiben also nur noch die Champions-League-Plätze, und am Sonnabend gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr, Sky) steht in diesem Rennen wohl ein Entscheidungsspiel an. Im Duell mit dem direkten Konkurrenten geht es für Union um alles oder nichts.

Aktuell stehen Union und Freiburg punktgleich auf Platz vier und fünf. Mit einem Sieg stünden die Berliner mit einem Fuß schon in der Champions League. Mit einer Niederlage würden sie zum erst dritten Mal in dieser Saison aus den Top vier fallen. Ein Remis würde das Rennen auf Messers Schneide halten. Es ist für beide Vereine ein Schicksalsspiel. Ein Spiel um geschätzt 25 Millionen Euro. Ein Spiel um einen der größten Erfolge der jeweiligen Vereinsgeschichte. 

Christopher Trimmel steht vor seinem 300. Spiel für Union

Da dürfte es nicht nur Urs Fischer etwas schwindelig werden. Auch ein Christopher Trimmel hätte bei seiner Ankunft vor neun Jahren nicht ansatzweise davon träumen können, dass er eines Tages mit Union Berlin auf der größten europäischen Bühne spielen würde. Nun steht der Kapitän aber vor seinem 300. Pflichtspiel für den Verein und kann das Jubiläum mit genau jenem Erfolg vergolden. 

Wie kein anderer Spieler steht Trimmel auch für die nahezu absurde Entwicklung, die Union in den letzten zehn Jahren genommen hat. Als die Verpflichtung des Österreichers im Februar 2014 bestätigt wurde, sprach man bei Union zwar schon vom Aufstieg in die Bundesliga. So richtig glaubten daran aber wohl nur wenige, und am Ende landete der Verein auf Platz neun in der zweiten Liga. Als der langjährige Erfolgstrainer Uwe Neuhaus und Kapitän Torsten Mattuschka im Sommer 2014 den Verein verließen, brauchte Union neue Führungsfiguren.

Als eine solche etablierte sich Christopher Trimmel dann langsam über mehrere Jahre in der zweiten Liga. Erst zum Anfang er Aufstiegssaison 2018/19 übernahm er die Kapitänsbinde und wurde damit zum absoluten Gesicht der Fischer-Ära. Wie Union wurde Trimmel in der Bundesliga Jahr für Jahr besser, übertraf immer wieder die Erwartungen. Gleichzeitig strahlte er auch immer die ruhige Bodenständigkeit aus, die dem Verein im Rausch des Erfolges guttat. 

Dabei gibt es keinen Raum für Sentimentalität. „Natürlich habe ich auch mitbekommen, dass dieses 300. Spiel möglich wäre, es hat aber keinen Einfluss auf meine Entscheidung“, sagt Urs Fischer über den 36-Jährigen, der letztens seinen Stammplatz verloren hatte. „Trimmi musste in den letzten Spielen ein bisschen hintenanstehen, aber er ist immer noch unser Kapitän, ein wichtiger Spieler“, sagt der Union-Trainer. 

Urs Fischer spricht von einem mentalen Kampf

Dass er auch von der Seitenlinie eine wichtige Rolle spielt, hat Trimmel schon 2019 in der Relegation gezeigt, als er beim Rückspiel gegen Stuttgart gesperrt aussetzen musste, und Union trotzdem aufstieg. Seine Fähigkeiten als Anführer und Elder Statesman dürfen auch in dieser Saisonendspurt besonders wichtig sein, ob er spielt oder nicht.

Denn wie Fischer am Donnerstag betonte, wird es in den letzten Spielen vor allem ein mentaler Kampf werden. „Eine Spannung wird da sein, wie gehst Du mit dieser Spannung um? Bekommst du eine gewisse Leichtigkeit hin, oder verkrampfst du?“, sagt der Trainer.

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Spiele im Union-Trikot hat Kapitän Christopher Trimmel absolviert.

Die Antwort auf diese Frage wird es vielleicht schon am Sonnabend geben. Die Heimstärke spricht für Union, ebenso wie der Umgang mit solchen Entscheidungsspielen in der Vergangenheit. Gleichzeitig ist der Druck riesig. Denn wie Fischer sagte, hat man inzwischen sehr wohl die Absicht, in die Champions League zu kommen. „Ich habe gelesen, wir hätten nichts zu verlieren“, sagte der Union-Trainer. „Wenn Du aber 29 von 31 Spieltagen unter den ersten vier gewesen bist, weiß ich nicht, ob das so zutreffend ist.“

Aber auch beim SC Freiburg ist die Anspannung sicher groß, auch wenn der Trainer der Breisgauer das am Freitag anders formulierte. „Wir stehen gut da und können positiv ins Spiel gehen – Union auch. Sie haben Außergewöhnliches geleistet – wir auch“, sagte Christian Streich und zählte gleich mal ein paar Gemeinsamkeiten auf. „Sie haben ein sehr unterstützendes Publikum, es gibt eine hohe Identifikation. Wenn sie ein Spiel verlieren, haut sie das nicht um. Das ist bei uns auch so gewesen, die ganze Saison. Sie haben eine große Mentalität, wir auch.“

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