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Pat Cortina.

© dpa

Debakel beim Deutschland Cup: Wie geht es weiter mit dem deutschen Eishockeyteam?

Immer noch wirkt im deutschen Eishockey die Nicht-Qualifikation für Olympia nach. Eine konzeptionelle Perspektive gibt es weiter nicht. Das liegt auch an Pat Cortinas Doppelfunktion als Bundestrainer und Sportdirektor.

Direkt nach der Sieben-Tore-Packung beim Deutschland Cup gegen die USA hielt Eishockey-Bundestrainer Pat Cortina in der Kabine eine deutliche Ansprache. „Er hat uns klar gemacht: Es wird noch ein weiter, steiniger Weg. Es gibt noch einiges zu tun“, berichtete Stürmer Frank Mauer nach der 4:7-Klatsche zum Turnier-Abschluss am Sonntag in München.

Mit der Titelverteidigung wollte das ersatzgeschwächte Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) neun Monate nach der peinlichen Nicht-Qualifikation für Olympia wieder positiv auffallen. Durch die herbe Pleite nach einer defensiv mangelhaften Leistung, die einem Rückfall in die Vor-Cortina-Zeit gleichkam, wurde Deutschland aber nur Dritter. „Wir haben gesehen, wo wir stehen und woran wir noch arbeiten müssen“, meinte Cortina nach der verpassten Imagekorrektur.

Ohne 16 Spieler, die normalerweise zum Stammpersonal zählen, bekam die DEB-Auswahl die Grenzen aufgezeigt. Auch wenn dies zuvor gegen die Schweiz (2:3 nach Penaltyschießen) einigermaßen und gegen die Slowakei (2:0) sehr gut ging, steht fest: Der zweite Anzug passt (noch) nicht. „Das sollte man nicht überbewerten. Es waren viele sehr gute Spieler nicht dabei, die sonst dabei sind“, meinte Kapitän Michael Wolf.

Das mit dem Personal ist so eine Sache. Cortina hat beim Neuaufbau nach der historischen Pleite im Februar, als Deutschland erstmals überhaupt die Qualifikation für Olympia nicht schaffte, ein Problem. Als Bundestrainer und Sportdirektor in Personalunion muss er zwei Fixpunkte unter einen Hut bekommen. „Das gibt es immer den Spagat zwischen der Perspektive, den mittel- und langfristigen Konzepten, der guten Arbeit und dem Erfolg“, sagte DEB-Präsident Uwe Harnos.

Als Bundestrainer ist Cortinas Ziel die WM 2014 in Minsk, bei der er vor allem öffentlich wieder am Abschneiden gemessen wird. Bei den WM-Turnieren müssen auch möglichst viele Weltranglistenpunkte her, um 2018 bei Olympia wieder dabei zu sein. Dafür braucht Cortina die aktuell besten Spieler. Mit einigen scheint der Italo-Kanadier aber derzeit zu hadern, weil sie sich mal eine Pause wünschten.

„Wenn es einigen zur Last fällt, zur Nationalmannschaft zu kommen, dann brauchen wir sie nicht. Es muss eine Ehre sein, für Deutschland zu spielen“, sagte Cortina dazu. Darum nahm er die Möglichkeit dankend an, einige Perspektivspieler zu testen. Als Sportdirektor ist es Cortinas Aufgabe, ein langfristiges Konzept zu erarbeiten.

DEB-Präsident Harnos forderte daher auch: „In erster Linie ist er auch Sportdirektor und will und soll das Notwendige für die Zukunft auf den Weg bringen. Wir müssen ja jetzt schon die WM 2017 im Auge haben.“ Dann findet die WM wieder in Deutschland statt. Die Sache hat nur zwei Haken: Cortinas Vertrag als Bundestrainer und Sportdirektor läuft nur bis 2015. Wird der nicht verlängert oder trennt sich der DEB vorher von ihm, wäre Cortinas Arbeit als Sportdirektor ad absurdum geführt. Hinzu kommt, dass beim DEB auch gut ein Jahr nach der Verpflichtung Cortinas noch gar kein Konzept vorliegt.

Harnos' alleinige Entscheidung, den früheren Coach des EHC München zum Bundestrainer und Sportdirektor zu machen, wurde am Wochenende hinter vorgehaltener Hand mehr als zuvor kritisiert. In der Liga und Teilen des DEB herrscht die Meinung vor, Cortina sei ein guter Trainer, aber die Doppelfunktion doch vielleicht etwas zu viel.

Die Kritiker hoffen nun, dass Harnos im Sommer 2014 nicht noch einmal gewählt wird. Mit einem neuen Präsidenten könnte es dann auch einen neuen Sportdirektor geben, der die langfristige Richtung vorgibt. Und dann auch ein Konzept ausarbeitet. (dpa)

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