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"Ach, hör blos uff": Union-Trainer Norbert Düwel nach der dritten verspielten Führung im dritten Pflichtspiel der Saison.

© dpa

Der 1. FC Union nach dem Aus im DFB-Pokal: Schon wieder im falschen Film

Nach dem frühen Pokal-Aus fürchtet der 1. FC Union einen erneuten Fehlstart. Es drängt sich die Frage nach der Widerstandskraft der Spieler auf.

In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag dürfte kaum ein Fußballer des 1. FC Union gut und lange geschlafen haben. Nach dem Aus im DFB-Pokal beim Viertligisten Viktoria Köln (1:2) klingelte bei den meisten um kurz nach 7 Uhr der Wecker. Eine Stunde später musste sich die Mannschaft auf dem Vereinsgelände einfinden. Nach einer Auswertung wurde ab 9 Uhr trainiert und nicht wie üblich nach Spielen locker ausgelaufen. Am Nachmittag bat Norbert Düwel sogar zu einer zweiten Einheit. „Wir müssen jetzt Dinge verändern und herauskommen aus der Komfortzone. In der Art und Weise können und wollen wir uns nicht weiter präsentieren“, begründete Unions Trainer das neue Pensum.

Dass es demnächst rauer und intensiver zugehen wird beim Berliner Zweitligisten, bekam zuerst Collin Quaner zu spüren. Der Torschütze des einzigen Berliner Treffers in Köln wurde im Zweikampf an der Schulter verletzt und musste das Training abbrechen. Ob er am nächsten Sonntag im Heimspiel gegen  Kaiserslautern (13.30 Uhr) mitwirken kann, ist offen. Dann stehen die Berliner schon unter Druck. Zu ernüchternd fallen die Ergebnisse der ersten drei Pflichtspiele aus: 1:1 zu Hause gegen Düsseldorf, 3:4 verloren beim Dorfklub Sandhausen und nun die Blamage bei einem Regionalligisten. „Das ist unerklärlich“, sagte Verteidiger Benjamin Kessel. „Man kommt sich vor wie im falschen Film.“

Der 1.FC Union fürchtet einen erneuten Fehlstart

Der Innenverteidiger ist erst vor der Saison aus Braunschweig gekommen, seinen Kollegen aber, die schon länger bei Union sind, dürfte der Film bekannt vorkommen. Er sieht aus wie ein schlechtes Remake der vergangenen Saison. Bei den Berlinern scheint genau das einzutreten, was nach der Vorgeschichte mit aller Macht verhindert werden sollte: ein weiterer Fehlstart in die Spielzeit, der die schönen neuen Ambitionen (Platz eins bis sechs) schon früh in Gefahr bringen kann. Denn dass schon in der vergangenen Saison nicht mehr für die Köpenicker herausgesprungen ist als ein Platz im Mittelfeld, war vor allem auf die Schwächen zu Beginn zurückgeführt worden. Damals startete die Mannschaft mit drei Unentschieden, zwei Niederlagen und dem Erstrundenaus im Pokal, ehe ihr im siebten Pflichtspiel der erste Sieg gelang.

Bei Union schleicht sich gerade die Furcht ein, dass sich die Geschichte wiederholt – gerade weil niemand so richtig erklären kann, warum die Mannschaft nicht mehr Widerstandskraft besitzt. In allen drei Spielen ging sie in Führung, in keinem konnte sie ihren Vorsprung ins Ziel bringen. „Das ist einfach eine Farce, wenn man Woche für Woche in Führung geht und trotzdem nicht gewinnt“, sagte Mittelfeldspieler Maximilian Thiel. „Das sollte uns zu denken geben.“ Seine Mannschaft besaß in Köln nach der Pause genügend Möglichkeiten, die Sache früh zu entscheiden; sogar ein Elfmeter wurde von Kapitän Damir Kreilach vergeben.

Individuelle Aussetzer gesellten sich zu kollektivem Leichtsinn

Kurioserweise wurde der Viertligist durch Unions zwischenzeitliche Dominanz nicht etwa entmutigt, sondern erst richtig angestachelt; die Berliner hingegen wurden zunehmend konfuser. Ein solcher Verfall in kurzer Zeit ist selbst für die Beteiligten nur schwer zu erklären. „Wir müssen schauen, woran das liegt“, sagte Trainer Düwel. Individuelle Aussetzer gesellten sich zu kollektivem Leichtsinn. „Wir waren nicht konsequent genug“, sagte Neuzugang Collin Quaner.

Die Misserfolge nagen am eigenen Selbstverständnis. „Wir müssen einfach wieder wissen, wer wir sind“, forderte Thiel. Vielleicht hilft in diesem Fall sogar ein Blick in die Vorsaison. Der erste Sieg gelang Union damals gegen Rasenballsport Leipzig, den neureichen Klub aus Sachsen. Auch gegen Kaiserslautern wird Union nicht unbedingt in der Favoritenrolle sein. „Vielleicht ist das genau der richtige Gegner, um ein Ausrufezeichen zu setzen“, sagte Thiel. Von Fragezeichen haben sie bei Union schon jetzt genug.

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