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STEILPASS Ausland: Der Apfel und die kahlen Äste Dominik Bardow über Balotellis

Transfer zum AC Mailand.

Der Winter schließt die Transferfenster, Zeit für den Schlussverkauf, um den Fans noch einmal neue Stars zu präsentieren. Das dankt einem nicht jeder. Bei Beitar Jerusalem protestierten anti-arabische Anhänger lautstark gegen die Verpflichtung von zwei Muslimen aus Tschetschenien, beim letzten Heimspiel gab es drei Festnahmen wegen Volksverhetzung. Mit offeneren Armen wurde Mario Balotelli beim AC Mailand empfangen. Dem Neuzugang von Manchester City jubelten hunderte Tifosi zu. So viel Toleranz ist nicht selbstverständlich. Zum einen hat der Stürmer lange beim Rivalen Inter gespielt. Zum anderen hat ihn Milan-Eigner Silvio Berlusconi kürzlich einen faulen Apfel genannt, der ein ganzes Team verderben könne. Aber es ist Wahlkampf in Italien, und der Apfel ist dem Kandidaten Berlusconi saftig genug für den Stimmenfang.

Ein paar Tage vorher ist schon Balotellis Bruder präsentiert worden, einem Richter. Der Viertligafußballer wurde nach einer Kneipenschlägerei samt Angriff auf einen Polizisten zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt. Balotelli und sein Bruder sind anders, sie sind schwarz, das bringt einem in Italien keine Sympathien ein. Man wird schnell zum Außenseiter, zum Abgelehnten, zum Problem. Ein Zwischenruf lässt sich nicht mehr streichen, Fußball ist kein Kinderbuch. Die Eskapaden der Brüder Balotelli sind Früchte des Zorns. Sie zeigen, wie krank der Baum ist, der sie abwirft. In Deutschland mag man Balotelli auch nicht, weil er den Deutschen ihre Schwächen aufgezeigt hat. Italiens Fußball jubelt ihm jetzt zu, weil die eigenen Äste fast kahl sind. Dass ausgerechnet Berlusconi den Apfel aufpickt, ist kein gutes Zeichen. Wenn er auf dem Siegesbankett die Kerne ausspuckt, ist die Saat für den nächsten kranken Baum gelegt.

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