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Sport: Der doppelte Zach

Die interessanten Kriterien des Eishockey-Bundestrainers

Berlin. Der Jubilar jubilierte. „Diese junge Mannschaft macht allen Spaß und mich stolz“, sagte Hans Zach nach seinem 100. Spiel als Eishockey-Bundestrainer. „Ich kann mich blind auf sie verlassen, was Einstellung und Moral angeht.“ Ein wenig pathetisch klang das. Vielleicht war es aber berechtigt, hatten die Deutschen in der Kölnarena Kanada doch völlig verdient ein 2:2 abgerungen. Natürlich, der Weltmeister war nicht der Weltmeister. Bei der WM in Finnland war ein anderes Team als in Köln. Dort spielten in der kanadischen Auswahl fast nur Profis aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Zachs Team hatte aber auch kaum etwas mit dem gemein, das im Mai im WM-Viertelfinale 2:3 nach Verlängerung gegen Kanada scheiterte. Verständlich also, dass sich der Bundestrainer in Köln über das 2:2 freute.

Doch wie stand es mit dem Klubtrainer der Kölner Haie? Der heißt auch Hans Zach und konnte nicht übersehen haben, dass gegen Kanada ein Kölner Quintett überfordert war. Stefan Schauer leitete mit einem Fehlpass das erste Gegentor ein. Verteidiger Andreas Renz sah genauso unglücklich aus wie im Sturm die Kölner Eduard Lewandowski, Tino Boos und Boris Blank.

Es ist eben nicht durchweg die erste Garnitur, die Zach dieser Tage aufs Eis schickt. Daran wird sich auch beim Deutschland-Cup in der Preussag-Arena zu Hannover – die Deutschen spielen heute zum Auftakt gegen die USA (20 Uhr) – nur wenig ändern. Ein paar gestandenen Akteuren hat Zach eine Verschnaufpause vom DEL-Stress gegönnt, etwa den Verteidigern Sascha Goc (Mannheim) und Mirko Lüdemann (Köln). „Ich weiß, was ich an ihnen habe“, sagt Zach. „Ich will die anderen testen.“ Es applaudieren aber nicht alle den Nominierungskriterien des Bundestrainers. „Unglaublich, was da passiert“, sagt Peter John Lee, Manager vom EHC Eisbären Berlin. „Zachs Leute, die bei ihm im Klub nicht so viel spielen, bekommen Spielpraxis, und seine guten schont er. Unsere guten Spieler sind dagegen im Nationalteam und dann nach der Pause kaputt.“

Zusätzlichen Ärger verursacht Zachs Maßnahme, den vor einer Woche in Mannheim suspendierten Stefan Ustorf zum Nationalmannschaftskapitän zu ernennen. Die Kölner Haie würden den 29-Jährigen gern verpflichten, genau so wie die Eisbären oder die Hamburg Freezers. „Wir sind an Stefan interessiert“, sagt Hamburgs Sportlicher Leiter, Chris Reynolds. Und wie findet er, dass Ustorf von Zach zum Kapitän der Nationalmannschaft ernannt wurde? „Interessant.“

Gibt es einen Interessenskonflikt zwischen dem Bundestrainer und dem Klubtrainer Zach? Der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes glaubt es nicht. „Das ist eine kleinliche Denkweise“, sagt Franz Reindl. „Da wird nicht über den eigenen Tellerrand hinausgeschaut. Hans Zach will die Belastungen für die Spieler verteilen. Beim Suisse-Cup im Februar dürfen andere pausieren als jetzt in Hannover.“ Eine Aussage, deren Wertigkeit in Hamburg und Berlin mit Interesse beobachtet wird.

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