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Fall mit Folgen. Martin Hintereggers zwischenzeitlicher Ausfall im Spiel gegen Hoffenheim sorgte für große Diskussionen.

© imago images / Schüler

Der Fall Martin Hinteregger: Merkwürdige Sonderstellung im Kampf gegen Doping

Eintracht-Profi Martin Hinteregger hat nicht gedopt. Der Fall zeigt aber, wie es um den Anti-Doping-Kampf im Fußball bestellt ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Wenn das Geschrei besonders groß ist, kommt oft besonders wenig dabei heraus. So war das auch im vermeintlichen Dopingfall um den Fußballer Martin Hinteregger von Eintracht Frankfurt. Die Nationale Anti-Doping Agentur (Nada) jedenfalls ist am Freitag zu dem Ergebnis gekommen, dass gegen den Publikumsliebling des Erstligisten kein Doping-Verstoß vorliegt. Hinteregger hatte am vergangenen Sonntag im Spiel gegen Hoffenheim während einer Verletzungspause ein Präparat in die Hand gedrückt bekommen, das er einnahm.

Als der Österreicher nach dem Spiel auch noch sagte, dass ihm der Doktor in der Verletzungspause eine Nadel gesetzt habe, fragte sich nicht nur der normale Sofasportler, sondern auch die Nada, was denn da in Frankfurt vor sich gegangen war. Zur Aufklärung: Hinteregger bekam ein Kohlenhydrat-Gel gereicht sowie eine kleine Akupunktur verpasst. Beides ist erlaubt. Die Nada war zunächst darüber nicht informiert und kündigte daher öffentlich eine Überprüfung des Falls an, woraufhin Eintracht Frankfurt der Anti-Doping-Behörde unterstellte, den Spieler eben auch öffentlich in den Verdacht des Dopingmissbrauch gebracht zu haben.

Sonderstellung des Fußballs im Kampf gegen Doping

Der Vorwurf des Klubs war einigermaßen absurd, weil die Frage nach den TV-Bildern und dem Interview Hintereggers ohnehin aufgekommen wäre. Die Kritik ist ein Zeichen, wie sensibel die Fußballklubs auf das Thema Doping reagieren. Schließlich gibt es etwas zu verteidigen: und zwar eine merkwürdige Sonderstellung des Fußballs im Kampf gegen Doping.

Im Vergleich zu vielen anderen Spitzensportlern werden Fußballer recht wenig kontrolliert. Es gibt in Deutschland immer noch Spieler in der Ersten oder Zweiten Liga, die in einer Saison nicht ein einziges Mal getestet werden. Deutsche Leichtathleten beispielsweise können darüber nur den Kopf schütteln. Bei ihnen stehen manchmal innerhalb weniger Wochen die Kontrolleure gleich mehrmals unangekündigt vor der Haustür. Die sportartenspezifische Diskrepanz in den Dopingkontrollen ist in höchstem Maße ungerecht. Zumal das Argument immer weniger zieht, dass Doping im Fußball verhältnismäßig wenig Vorteile bringt. Gerade die Laufleistung im Profifußball ist in den vergangenen Jahren exorbitant nach oben geschnellt.

Die Maßgabe kann daher nur sein: noch genauer hinschauen im Fußball und sich vom Gebrüll der Klubs nicht abschrecken lassen.

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