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Sport: Der Gott auf der Briefmarke

Rugby-Spieler Serevi ist der Star der Fidschis

Duisburg - Der furchterregende Kampf beginnt mit einem Lied. Dieses bewegende Ritual hat sich einbürgert bei den Rugby-Spielern von den Fidschi-Inseln. Vor den zweimal sieben Minuten mit Hochgeschwindigkeitsläufen, Dynamik und beinharten Tacklings singen die gläubigen Männer aus der Südsee eine weiche, melodische Kirchenweise. Auch vor dem Halbfinale bei den siebten World Games in Duisburg gegen Argentinien bilden die Männer einen Kreis und schauen Schulter an Schulter auf den Boden. Kapitän Waisale Tikoisolomoni Serevi gibt dabei den Takt vor. Abschließend folgt ein Gebet. So als wollten sie sich schon mal entschuldigen bei den höheren Mächten. Dafür, dass sie ihrem Gegner diese grausame Überlegenheit angedeihen lassen.

Serevi, nebenbei auch Spielertrainer, ist das körperliche und geistige Zentrum seiner Mannschaft. Kontrolliert er das Ei, dann stolpern seine armen Gegenspieler nicht selten an ihm vorbei. Er entweicht den attackierenden Gegnern mit ein, zwei atemberaubend schnellen Wendungen. Und weil er unglaublich schnell ist, ist der nächste Versuch, den nächsten Ball in der Endzone des Gegners abzulegen, nicht mehr weit. Auch gegen die deutsche Mannschaft hat Serevi zugeschlagen. „Der ist einfach sauschnell, flink und beweglich wie sonst keiner“, sagt Tim Kasten. Für den 22 Jahre alten Nationalspieler von der RG Heidelberg ist mit dem Vorrundenspiel gegen die Fidschi–Inseln „ein absoluter Traum in Erfüllung gegangen“. Ein „Rugby-Gott“ sei Serevi, der bei diesem Turnier „nur 50 Prozent“ bringen müsse. Nach dem Spiel hat er sich mit Serevi unterhalten, „das ist ein netter Typ, gar nicht arrogant“, sagt Kasten. Da waren die deutschen Amateure gerade 5:43 überrannt worden.

Nun ist Serevi tatsächlich ein Superstar im Rugby. Er ist die Verkörperung des 7er-Rugbys, dieser weitaus schnelleren Variante des Spiels: Im März hat Serevi sein Team mit einem spektakulären 29:19-Sieg gegen die Rugby-Großmacht Neuseeland zum zweiten Weltmeistertitel geführt. Fünfmal siegte Serevi beim bedeutendsten 7er- Turnier der Welt, beim so genannten „Hongkong Sevens“. Dreimal wählte ihn die Jury zum wertvollsten Spieler, und er ist der einzige, der mit seinen 252 Punkten bei diesem Turnier je die Marke von 100 Punkten übertraf. Auch in Duisburg ist Serevi trotz seiner 37 Jahre immer noch überragend. Auch die Argentinier bekamen das bei der 14:21-Niederlage zu spüren.

Zu Hause ist der Mann aus Nuva, der 220 000 Einwohner fassenden Hauptstadt der Fidschi-Inseln, eine Berühmtheit wie hierzulande Franz Beckenbauer: Briefmarkenserien zeigen sein Konterfei, er hat alle Orden und Ehrungen bekommen, die dieser Staat verleiht. Nur Golfprofi Vijay Singh kann es in puncto Berühmtheit mit ihm aufnehmen.

Mit Duisburg und den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten ist Serevi zufrieden. „Nice people, nice country, nice weather“, sagt er grinsend. Das ist aber durchaus Ernst gemeint. Sein Maßstab sind nämlich nicht die 30 Grad in seiner Heimat. Er wohnt in England, sein gut dotierter Profivertrag bei den Leicester Tigers läuft noch zwei Jahre. Er ist schlechtes Wetter gewohnt.

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