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Kubica

© dpa

Formel 1: Der heimliche Weltmeister

Er ist da, wenn andere patzen: BMW-Pilot Robert Kubica ist der konstanteste Pilot der Formel-1-Saison – und hat noch Chancen auf den Titel.

Timo Glock hat seinen Favoriten schon gewählt. Im Endkampf der Formel-1-WM setzt der Toyota-Pilot nicht auf McLaren-Star Lewis Hamilton oder Felipe Massa im Ferrari, sondern auf Robert Kubica. „Weil er im Gegensatz zu Hamilton und Massa praktisch keine Fehler macht und immer da ist, wenn es darauf ankommt“, sagt Glock. Rein rechnerisch allerdings ist der Pole beim vorletzten WM-Rennen der Saison in Schanghai der große Außenseiter: Zwölf Punkte Rückstand auf den WM-Führenden Hamilton hat der BMW-Pilot.

Robert Kubica allerdings fühlt sich in seiner Rolle im Schatten des viel diskutierten Zweikampfs zwischen dem Briten und dem Brasilianer durchaus wohl. „Die zwei Fahrer vor mir haben mehr zu verlieren, als ich zu gewinnen habe“, sagt Kubica. Dass er nicht das schnellste Auto hat und deshalb auf andere Faktoren setzen muss, ist ihm klar: „Wir waren zuletzt nicht die Schnellsten, dafür aber die Zuverlässigsten. Das ist sicher ein entscheidender Punkt für die letzten beiden Rennen.“

Auch BMW-Teamchef Mario Theissen setzt auf diese Qualitäten: „Sicher haben auch wir einige Punkte liegen lassen, aber das gilt für die anderen Teams noch mehr.“ Die Quote der Weiß-Blauen sei viel besser. „Wir hatten keinen technischen Defekt und haben in jedem Rennen gepunktet.“ Zudem mache Robert Kubica weniger Fehler als seine Konkurrenten, sagt Theissen. „Er ist einmal im Regen in Silverstone rausgerutscht, aber da hat er selbst gesagt, dass es dumm gewesen sei. Ansonsten kann ich mich an keine Situation erinnern, wo er es hätte besser machen können.“ Dazu kommen meist gute Rennstrategien und die perfekte Boxenstopp-Arbeit des Teams, das in dieser Übung alle anderen in den Schatten stellt – und so ist man eben zwei Rennen vor Saisonende sowohl im Kampf um den Fahrer- als auch um den Konstrukteurs-WM-Titel noch mit dabei.

Soll Theissen die besonderen Qualitäten von Kubica beschreiben, dann betont er vor allem den klaren Blick auf das Wesentliche bei dem 23-Jährigen: „Er hält sich nicht lange mit hätte, wäre, wenn auf. Diese Konzentration trägt dazu bei, dass er in entscheidenden Situationen seine Leistung voll bringen kann.“

Wenn es darum geht, wie groß er seine Chancen sieht, wirklich noch nach dem Titel greifen zu können, dann ist der Pole angesichts der Fakten eher vorsichtig: „Natürlich wäre es toll, das schnellste Auto zu haben und in der Lage zu sein, Rennen zu gewinnen. Dann würde ich sagen, dass ich wirklich Chancen besitze.“ Das ist genau der Unterschied zur Situation von Kimi Räikkönen vor einem Jahr. Der Finne machte 2007 in den letzten beiden Saisonrennen sogar 17 Zähler gut und schnappte dem McLaren-Duo Hamilton und Fernando Alonso noch den sicher geglaubten Titel weg. Allerdings verfügte er damals über das schnellste Auto im Feld. Kubica dagegen muss auf Mithilfe der anderen hoffen, auf neue Fehler oder Pannen bei den Favoriten: „Aber die letzten Rennen haben auch gezeigt, dass alles möglich ist: Wetter, Safetycar, ein Unfall in der ersten Kurve wie in Fuji. Im Rennsport kann man nichts vorhersagen.“

Theissen ist sich sicher, dass Kubica genau dann bereit wäre, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen: „Ich bin zuversichtlich, dass wir Chancen nutzen, wenn sie sich auftun.“ Sollte Robert Kubica tatsächlich als lachender Dritter den Titel holen, dann hätte auf jeden Fall derjenige gewonnen, der das ganze Jahr über die überzeugendste und konstanteste Leistung abgeliefert hat. Der heimliche Weltmeister ist er gerade angesichts der letzten Darbietungen von Lewis Hamilton und Felipe Massa für viele sowieso schon – nicht nur für Timo Glock.

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