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Christoph Kramer.

© dpa

Der Kampf gegen die Krise: Bei Mönchengladbach klemmt es in der Offensive

Nach der Rekordserie läuft es derzeit nicht bei Borussia Mönchengladbach. Schuld daran ist vor allem die Schwäche im Angriff.

Christoph Kramer genießt bei Borussia Mönchengladbach hohes Ansehen. Er wird nicht nur für seine fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch für seine Wortgewalt geschätzt. Am Sonntag, nach dem 0:1 beim VfL Wolfsburg, wurde Kramer sogar explizit als Sprachwissenschaftler vernommen. Wie er denn die aktuelle Situation seines Arbeitgebers mit nun drei Bundesliga-Niederlagen am Stück bezeichnen würde: schon als Krise? Oder doch nur als Delle? „Es fällt mir ganz schwer, von einer Krise zu reden“, antwortete Kramer. „Was ist denn dann mit den 13 Mannschaften, die unter uns stehen?“ Mit einer originellen Wortneuschöpfung für die vertrackte Situation konnte aber auch der sonst so eloquente Kramer diesmal leider nicht aufwarten.

Mit der Originalität ist das bei den Gladbachern derzeit ohnehin so eine Sache, auch und vor allem auf dem Fußballplatz. „Momentan ist es nicht einfach“, sagte Borussias Trainer Lucien Favre. „Es fehlt ein wenig nach vorne, es fehlt ein wenig die Frische.“ Und das alles führt dann dazu, dass so ein Auftritt zustande kommt wie am Sonntag in Wolfsburg, zumal gegen einen derart starken Gegner wie den VfL.

Nur zwei Bälle brachten die Gladbacher auf das Wolfsburger Tor. Zwischen ihrer vorletzten Chance durch einen Kopfball von Patrick Herrmann und der letzten Gelegenheit in der Nachspielzeit verging eine volle Stunde, in der Favres Mannschaft wenig bis gar nichts Produktives gelang. Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass die Gladbacher als Bayernjäger gefeiert wurden. Mit 18 Pflichtspielen ohne Niederlage stellten sie einen neuen Vereinsrekord auf; dass sie danach dreimal hintereinander verloren haben, „ist schwer zu erklären“, sagte Patrick Herrmann. „Aber es war auch klar, dass die Saison nicht so weiterlaufen kann.“

Die Gladbacher verfügen zwar immer noch über die zweitbeste Defensive der Liga, aber in der Offensive klemmt es erkennbar. Bei der Niederlage in Dortmund wären sie schon froh gewesen, wenn sie überhaupt zwei Schüsse auf des Gegners Tor gebracht hätten – es war kein einziger. Und selbst beim 2:2 im Europacup gegen Villarreal, dem einzigen Erfolgserlebnis zuletzt, resultierten beide Treffer aus Distanzschüssen. In der Bundesliga haben die Gladbacher weniger Tore erzielt als Hertha, Bremen und Stuttgart.

Die Ursachen für die Schwächen in der Offensive liegen weniger im System begründet, als im Faktor Mensch. Max Kruse, Borussias bester Torschütze, spielt derzeit nicht nur in der Nationalmannschaft reichlich uninspiriert. In Wolfsburg nahm Favre ihn schon 20 Minuten vor Schluss vom Feld. Und auch Raffael, in der Vorsaison Kruses kongenialer Partner, fahndet momentan vergebens nach der Leichtigkeit. Normalerweise findet der Brasilianer auch ohne Kompass einen Weg aus dem Dickicht gegnerischer Beine; in den vergangenen Wochen aber hat er sich auffallend oft darin verheddert.

Hinzu kommen die Umbesetzungen im zentralen Mittelfeld, zu denen Favre zuletzt gezwungen war. Bei der Niederlage in Dortmund fehlte Granit Xhaka verletzt, gegen Frankfurt war Kramer angeschlagen, in Wolfsburg nun musste Xhaka seinen Platzverweis absitzen. Am Samstag gegen Hertha BSC könnte die gewohnte Doppelsechs erstmals seit sechs Wochen wieder auf dem Platz stehen.

So wie die Borussen vor ein paar Wochen die Hymnen auf den vermeintlichen Bayernjäger für deutlich überzogen gehalten haben, so wehren sie sich jetzt gegen generelle Zweifel an ihrer Qualität. „Es musste ja so kommen, dass wir enge Spiele auch mal verlieren“, sagte Favre. „Da leiden auch die Top-Teams mal.“ Als Top-Team sehen sich die Gladbacher also immer noch, auch wenn ihr Abstand auf Platz eins inzwischen größer ist als der auf Platz achtzehn.

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