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Sport: Der menschliche Makel

Weil Wladimir Kramnik einer Verlockung nicht widerstehen kann, schafft Schachcomputer Deep Fritz den Ausgleich gegen den Weltmeister

Als die Damen blieben, kam die Wende. Bis zur Hälfte des Matches zwischen Wladimir Kramnik und dem Schachcomputer Deep Fritz in Manama (Bahrain) hatte der Weltmeister seinen elektronischen Gegner beherrscht und mit 3:1 Punkten klar geführt. Stets waren die mächtigen Damen frühzeitig vom Brett verschwunden, nicht zuletzt deswegen hatte Kramnik den Durchblick behalten.

Doch in der fünften und sechsten Partie gelang es dem 27-jährigen Russen nicht, seine erfolgreiche Anti-Computer-Strategie fortzusetzen: Beide Male blieben die Damen auf dem Brett, beide Male siegte Deep Fritz. Vor der siebten Partie am heutigen Donnerstag steht es nunmehr 3:3 unentschieden. Kramnik fehlen weiterhin 1,5 Punkte aus den verbleibenden zwei Partien, um eine Million US-Dollar zu gewinnen.

Während der Weltmeister in der sechsten Partie über seinen 17. Zug grübelte, erspähte er in einer verborgenen Opferwendung die Chance, die, wie er später sagte, „schönste Partie meiner Karriere zu spielen“. Einer solch ästhetischen Verlockung konnte er nicht widerstehen und ließ sich auf ein kombinatorisches Abenteuer ein, obwohl gerade dies unvernünftig aussah, zumindest gegen den rechengewaltigen Deep Fritz, der über drei Millionen Stellungen pro Sekunde prüft. Zehn Züge später offenbarte sich, dass Kramnik tatsächlich eine Verteidigungsressource außer Acht gelassen hatte. Doch nicht allein diese menschliche Schwäche hat den Wettkampf wieder spannend gemacht, denn das DeepFritz-Team erwies sich in Sachen Eröffnungswahl als schnell lernfähig. „Wir haben mittlerweile einen Blick dafür bekommen", sagt Matthias Wüllenweber, Geschäftsführer der Hamburger Firma Chessbase, dem Deep-Fritz-Hersteller. Zwar seien die beiden Fritz-Siege „recht glücklich" gewesen, doch in beiden Fällen sei es gelungen, Kramnik etwas unter Druck zu setzen.

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