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Sport: Der Nie-Zufriedene

Die 13 hat Gabor Kiraly wieder Glück gebracht. Schon seit der Kindheit ist die 13 seine Lieblingszahl, warum, weiß er nicht.

Die 13 hat Gabor Kiraly wieder Glück gebracht. Schon seit der Kindheit ist die 13 seine Lieblingszahl, warum, weiß er nicht. Ist halt so. Jedenfalls hat sich Kiraly an einem Freitag, den 13., verlobt, an einem 13. hat er geheiratet, und wenn er im Tor von Hertha BSC steht, trägt er unter dem Trikot ein T-Shirt mit der Nummer 13. Bei Hertha ist er die Nummer 1. Wieder die Nummer 1.

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Anfang des Jahres war das anders. Kiraly hatte sich im Herbst verletzt, Christian Fiedler stand für ihn im Tor. Er spielte gut, Hertha auch, und deshalb hatte Trainer Jürgen Röber nach der Winterpause ein Problem: Fiedler oder Kiraly? Röber entschied sich für Fiedler, wohl auch in der Hoffnung, dass sich die Erfolgsserie aus dem Vorjahr mit bewährtem Personal fortsetzen ließe. Dann verlor Hertha in Dortmund, gegen Köln und schließlich in Cottbus. Die Begegnung in Cottbus war die letzte für Röber; für Kiraly war es das 13. Spiel, in dem er auf der Ersatzbank Platz nehmen musste. 13 Spiele in acht Jahren. "Das ist ein guter Schnitt", sagt Kiraly. Und die 13 ist eine gute Zahl für ihn: Seitdem steht Gabor Kiraly wieder im Tor.

Jürgen Röber hatte seine Zweifel in der Winterpause mehr oder weniger öffentlich ausgetragen, Falko Götz hingegen, der neue Trainer, hat sich mit der Torwartfrage nicht lange aufgehalten. "Gabor spielt", hat er zu Christian Fiedler gesagt. Mehr nicht. Er hätte ihm auch sagen können: Kiraly ist der bessere Torhüter, er ist zehn Zentimeter größer, hat durch seine Statur eine ganz andere Ausstrahlung als der eher zierliche Fiedler. Kiraly beherrscht seinen Strafraum, und doch ist er auf der Linie reaktionsschnell. Aber Kiraly hatte zwei Jahre lang nicht überragend gespielt. Das weiß er selbst am besten. "Die Pause hat mir gut getan", sagt Kiraly.

Schon mit 17 hat er in Ungarn in der Ersten Liga gespielt. Mit 21 wechselte er nach Deutschland. Kiraly sagt: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich gleich erster Torwart bei Hertha werde." Sieben Spiele saß er auf der Bank. "Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass Hertha so schnell in die Champions League kommt." Nach dem Aufstieg dauerte es zwei Jahre. "Und ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich so schnell Torhüter in der Nationalmannschaft werde." Inzwischen hat Kiraly 35 Länderspiele für Ungarn bestritten. Er ist 25.

Für Dieter Hoeneß, Herthas Manager, besitzt Kiraly das Potenzial, einer der besten Torhüter Europas zu werden. Vielleicht ist ihm alles ein bisschen zu leicht gefallen. Vielleicht ist er nachlässig geworden. Kiraly bestreitet das: Wenn er im Training sieht, dass Fiedler oder Tomasz Kuszcak besser arbeiten als er, denkt er: "Das darf ich nicht zulassen. Ich muss dranbleiben." Trotzdem hat er zwei schwächere Jahre hinter sich. Kiraly selbst hat seine Leistungen als durchschnittlich bezeichnet. Erklären kann er das nicht. "Wir sind keine Maschinen", sagt er. Doch durchschnittliche Leistungen sind nicht das, was andere von ihm erwarten. Vor allem ist es nicht das, was er selbst von sich verlangt.

Zurzeit sind alle wieder hoch zufrieden mit ihm. Dreimal stand er im Tor, zweimal spielte er zu null. Erst am Samstag gegen Kaiserslautern kassierte Kiraly den ersten Gegentreffer. Miroslav Klose hatte in Herthas Strafraum die Zeit und den Raum, den ein Stürmer nie haben darf. Sein Schuss landete genau neben dem Pfosten - unhaltbar für Kiraly. "Darüber kann man schon diskutieren", sagt Kiraly. "Von zehn Leuten sagen neun, der Ball war unhaltbar. Aber ich als Spezialist sehe das anders." Er ist der Perfektionist, für den Perfektion immer eine theoretische Größe bleiben wird, ein Wert, dem es sich so weit wie möglich anzunähern gilt. Vielleicht hätte Kiraly den Schuss gehalten, wenn er einen halben Schritt weiter vorne gestanden hätte. Oder einen Meter weiter links. Für Gabor Kiraly gibt es keine unhaltbaren Bälle. "Das ist das Problem", sagt er.

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