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Präzisionsarbeiter. Rune Jarstein wird bei Hertha BSC sehr geschätzt.

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Update

Der Norweger ist verlässlicher Rückhalt: Rune Jarstein verlängert bei Hertha BSC

Vor drei Jahren wollte Rune Jarstein Hertha BSC schon verlassen. Jetzt hat der Norweger sich entschieden, noch ein bisschen länger zu bleiben.

Am Mittwoch lag Rune Jarstein im Training hoch über dem Rasen quer in der Luft. Ein Spieler wollte den Ball elegant in den Winkel zirkeln, die Flugbahn war nahezu ideal, vielleicht fehlte dem Ball ein wenig Druck. Aber normalerweise geht ein solcher Schuss rein. Nicht aber an diesem Mittwoch auf dem Übungsplatz von Hertha BSC. Rune Jarstein, der Torwart, hob ab ins linke Eck, er machte sich lang und länger, schließlich übergriff er mit der rechten Hand seine linke – um auch die allerletzten Zentimeter rauszuholen. Mit den Fingerspitzen wischte er den Ball aus dem Winkel.

Preetz: "Rune ist ein fantastischer Rückhalt"

„Wir sehen ihn ja Tag für Tag im Training, wie einsatzfreudig er ist“, sagt Michael Preetz am Tag danach, kurz nachdem Herthas Manager die Vertragsverlängerung mit Jarstein bekanntgegeben hat. „Rune ist ein fantastischer Rückhalt der Mannschaft und beweist das seit Jahren auf konstant hohem Niveau.“ Der 33 Jahre alte Norweger, dessen Altvertrag eigentlich noch eine Laufzeit bis kommenden Sommer hatte, habe immer noch „großen Ehrgeiz und möchte sich stetig verbessern. Von dieser Einstellung können auch junge Spieler viel lernen“, sagt Preetz.

Bereits vor ein paar Tagen waren erste Gespräche zur Vertragsverlängerungen geführt worden, beide Seiten hätten sich ihrer gegenseitigen Wertschätzung versichert. Hakelig ist es nie geworden, und so war es „nur logisch“ (Preetz), dass man die Zusammenarbeit ausdehnt, bis 2021, wie zu hören ist. „Rune möchte ja noch sehr, sehr lange Torwart sein, und wir können uns mindestens mal vorstellen, dass er noch das eine oder andere Jahre bei Hertha spielt“, sagt Preetz.

Vor wenigen Tagen hatte der Norweger erzählt, dass er sich an die beiden italienischen Torhüterlegenden Dino Zoff und Gianluigi Buffon orientiere, seinen Vorbildern, wie er sagte. Zoff ist als 40-Jähriger noch Weltmeister geworden, 1982 war das, zwei Jahre bevor Jarstein zur Welt kam. Er wolle so lange weitermachen bis er spüre, dass es nicht mehr geht. „Ich denke, bis 40 ist ein realistisches Ziel. Und vielleicht geht noch was darüber hinaus“, sagte Jarstein unlängst in einem Interview mit der „Morgenpost“. „Ich bin 33, aber ich fühl mich wie 20. Ich spüre mein Alter kein bisschen. Ich habe mich nie beweglicher gefühlt.“

Einen großen Anteil daran hat Zsolt Petry. Im Sommer 2015 hatte Hertha den inzwischen 51 Jahre alten Ungarn als Torwarttrainer engagiert, der zuvor sechs Jahre lang bei der TSG Hoffenheim tätig war. Das war gerade für Jarstein wegweisend. Hertha hatte den Norweger zum 1. Januar 2014 unter Vertrag genommen, doch seine Anfangszeit in Berlin gestaltete sicher schwierig. Thomas Kraft war die unumstrittene Nummer eins, Jarstein verlor immer mehr an Boden und war in der internen Torhüterrangliste auf Rang fünf abgerutscht, wie sich Preetz erinnert. Das war die Zeit, in der sich Jarstein nach anderen Vereinen umsah. Im Sommer 2015 war er fast schon weg. „Mit der Hinzunahme von Zsolt Petry veränderte sich Runes Stellenwert drastisch“, sagt Preetz.

Jarstein spielte 33 Mal zu null

Zwar sei Kraft in die Spielzeit 2015/16 noch als Nummer eins gegangen, doch als dieser sich dann im folgenden September verletzte, „war Rune da“. Seitdem ist er in Herthas Tor unumstritten, in der Bundesliga kam er zu 91 Einsätzen, in 33 Pflichtspielen blieb er sogar ohne Gegentor. „Rune hat sich absolut hervorragend entwickelt. Er gehört zu den besten Torhütern der Liga, hat eine gute Strafraumbeherrschung und ist auch fußballerisch einer der Besten“, sagte Pal Dardai. Herthas Trainer beschreibt den hageren Norweger als „Ruhepol“, der durch seine Art positiv auf seine Vorderleute abstrahle. In der vergangenen Saison war er von den Bundesligaspielern zum drittbesten Torwart hinter Manuel Neuer und Timo Horn gewählt worden.

„Ich bin sehr glücklich bei Hertha und in Berlin“, sagte der zurückhaltende Norweger am Donnerstag. Neben ihn und Kraft hat Hertha derzeit noch vier weitere Torhüter unter Vertrag. Jonathan Klinsmann, 21, und Dennis Smarsch,19, trainieren regelmäßig bei den Profis. Nils Körber, 21, ist an den Drittligisten Preußen Münster ausgeliehen, Marius Gersbeck an den VfL Osnabrück. Beide erhalten dort Spielpraxis, im Sommer, so sagte Preetz, werde man sich Gedanken machen, wie es für sie weitergeht. Für Hertha fliegen derzeit andere, allen voran der stille Norweger.

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